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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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CXXIII h. von den vormunden
um zu fertigen. Die verwaltung muß redlich, ge-
treulich, fleissig, sonder gefärde, gefüret werden
(§ 971, § 972); die gerechtsamen sind zu waren,
und das vermögen muß der vormund zu vermeren
suchen; aber nicht durch seine schuld, und farläs-
sigkeit, noch boßheit, vermindern. Was sich er-
halten lässet, stehet nicht zu veräussern, bei ver-
meidung der nichtigkeit, Conr. Wilh. Strecker
de nullitate alienationis heredit. absentis ante tem-
pus legit. a curatore factae,
Erf. 1735, § 11, 13,
Smalkaider § 26 -- 31, s. 32 fgg. Er muß für
das leichte versehen haften, auch solches tragen;
und wenn von ihm nichts zu erhalten ist, gehet die
klage, zur hülfe rechtens wider die obrigkeit, wel-
che ihn bestätiget hat, Smalkalder § 35, s. 46 fgg.

§ 985
wie, und wenn
die vormund-
schaft der ab-
wesenden auf-
höret?

Dise vormundschaft höret auf verschidene art
auf, teils nach dem richterlichen ermessen, z. e.
bei gefundener untreue des vormundes, oder aus
andern erheblichen ursachen, Smalkalder § 22,
s. 41 fg.; teils von rechtswegen; und dises bald
in absicht auf den vormund, bald auf den abwe-
senden. welcher entweder gestorben ist, oder zu-
rück kömmt, oder für tod gehalten, und erkläret
wird, Ge. Heinr. Link quando absens habeatur
pro mortuo,
Altd. 1727, Ferd. Aug. Hommel
septuagenarius absens sactus quando mortuus ha-
beatur?
Leipz. 1751, Joh. Bunz de absente pro
mortuo declar. eiusque adquir. hered.
Basel 1686.
Man nimmt zwar gemeiniglich dißfalls das 70te
jar des abwesenden an, nach dessen verlauffe wird
derselbe für tod gehalten; allein in der Hommeli-
schen
abhandelung ist der besondere fall zu finden,
da ein über 70 jar alter mann: Sänger genannt,
aus Radeburg, sich entfernete. Sein eheweib

machete

CXXIII h. von den vormunden
um zu fertigen. Die verwaltung muß redlich, ge-
treulich, fleiſſig, ſonder gefaͤrde, gefuͤret werden
(§ 971, § 972); die gerechtſamen ſind zu waren,
und das vermoͤgen muß der vormund zu vermeren
ſuchen; aber nicht durch ſeine ſchuld, und farlaͤſ-
ſigkeit, noch boßheit, vermindern. Was ſich er-
halten laͤſſet, ſtehet nicht zu veraͤuſſern, bei ver-
meidung der nichtigkeit, Conr. Wilh. Strecker
de nullitate alienationis heredit. abſentis ante tem-
pus legit. a curatore factae,
Erf. 1735, § 11, 13,
Smalkaider § 26 — 31, ſ. 32 fgg. Er muß fuͤr
das leichte verſehen haften, auch ſolches tragen;
und wenn von ihm nichts zu erhalten iſt, gehet die
klage, zur huͤlfe rechtens wider die obrigkeit, wel-
che ihn beſtaͤtiget hat, Smalkalder § 35, ſ. 46 fgg.

§ 985
wie, und wenn
die vormund-
ſchaft der ab-
weſenden auf-
hoͤret?

Diſe vormundſchaft hoͤret auf verſchidene art
auf, teils nach dem richterlichen ermeſſen, z. e.
bei gefundener untreue des vormundes, oder aus
andern erheblichen urſachen, Smalkalder § 22,
ſ. 41 fg.; teils von rechtswegen; und diſes bald
in abſicht auf den vormund, bald auf den abwe-
ſenden. welcher entweder geſtorben iſt, oder zu-
ruͤck koͤmmt, oder fuͤr tod gehalten, und erklaͤret
wird, Ge. Heinr. Link quando abſens habeatur
pro mortuo,
Altd. 1727, Ferd. Aug. Hommel
ſeptuagenarius abſens ſactus quando mortuus ha-
beatur?
Leipz. 1751, Joh. Bunz de abſente pro
mortuo declar. eiusque adquir. hered.
Baſel 1686.
Man nimmt zwar gemeiniglich dißfalls das 70te
jar des abweſenden an, nach deſſen verlauffe wird
derſelbe fuͤr tod gehalten; allein in der Hommeli-
ſchen
abhandelung iſt der beſondere fall zu finden,
da ein uͤber 70 jar alter mann: Saͤnger genannt,
aus Radeburg, ſich entfernete. Sein eheweib

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[604/0628] CXXIII h. von den vormunden um zu fertigen. Die verwaltung muß redlich, ge- treulich, fleiſſig, ſonder gefaͤrde, gefuͤret werden (§ 971, § 972); die gerechtſamen ſind zu waren, und das vermoͤgen muß der vormund zu vermeren ſuchen; aber nicht durch ſeine ſchuld, und farlaͤſ- ſigkeit, noch boßheit, vermindern. Was ſich er- halten laͤſſet, ſtehet nicht zu veraͤuſſern, bei ver- meidung der nichtigkeit, Conr. Wilh. Strecker de nullitate alienationis heredit. abſentis ante tem- pus legit. a curatore factae, Erf. 1735, § 11, 13, Smalkaider § 26 — 31, ſ. 32 fgg. Er muß fuͤr das leichte verſehen haften, auch ſolches tragen; und wenn von ihm nichts zu erhalten iſt, gehet die klage, zur huͤlfe rechtens wider die obrigkeit, wel- che ihn beſtaͤtiget hat, Smalkalder § 35, ſ. 46 fgg. § 985 Diſe vormundſchaft hoͤret auf verſchidene art auf, teils nach dem richterlichen ermeſſen, z. e. bei gefundener untreue des vormundes, oder aus andern erheblichen urſachen, Smalkalder § 22, ſ. 41 fg.; teils von rechtswegen; und diſes bald in abſicht auf den vormund, bald auf den abwe- ſenden. welcher entweder geſtorben iſt, oder zu- ruͤck koͤmmt, oder fuͤr tod gehalten, und erklaͤret wird, Ge. Heinr. Link quando abſens habeatur pro mortuo, Altd. 1727, Ferd. Aug. Hommel ſeptuagenarius abſens ſactus quando mortuus ha- beatur? Leipz. 1751, Joh. Bunz de abſente pro mortuo declar. eiusque adquir. hered. Baſel 1686. Man nimmt zwar gemeiniglich dißfalls das 70te jar des abweſenden an, nach deſſen verlauffe wird derſelbe fuͤr tod gehalten; allein in der Hommeli- ſchen abhandelung iſt der beſondere fall zu finden, da ein uͤber 70 jar alter mann: Saͤnger genannt, aus Radeburg, ſich entfernete. Sein eheweib machete

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 604. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/628>, abgerufen am 23.04.2024.