Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

des weibl. geschl. u. anderer personen.
machete einige zeit hernach ein testament, und er-
nennete darin ire base zu irer erbin. Der vor-
mund des abwesenden ehemannes fochte sotanen
lezten willen des gestorbenen eheweibes an. Die
acten gelangeten nach Leipzig. Die juristen-fa-
cultaet daselbst erkannte: daß, da der alte schon
das 70te jar zurück geleget gehabt hätte, als er
weggegangen wäre; so sollte das 100te jar abge-
wartet werden; mithin wären die beklagte testa-
mentserben die verlassenschaft von beweglichen sa-
chen dem kläger auszuantworten pflichtig. Der
Joh. Flor. Rivinus hat in dem zu diser probe-
schrift besorgeten anschlage die frage untersuchet:
wenn am füglichsten ein abwesender für tod zu ach-
ten sei? wobei er dann nicht, wie der Hommel,
auf eine gewisse anzal jare sein augenmerk richtet;
sondern dafür hält: man müsse sein absehen diß-
falls auf die länge des aussenbleibens stellen. Wenn
30 jar und tage der abwesenheit vorbei wären; so
könnte man den abwesenden für tod halten; er
möchte das 70te jar erreichet haben, oder nicht,
worin er dem Bunz zu folgen scheinet; allein der
Smalkalder s. 48, will dem Rivinus, aus gu-
ten gründen, nicht beifall geben; sondern entschei-
det die sache dahin: wenn der abwesende für tod
erkläret worden ist; derselbe aber dennoch wider
kömmt; so muß der nächste verwandte, als vor-
mund, zwar das gut wider aushändigen; allein
die erhobenen, und verzereten nuzungen, welche
er binnen der zeit, nachdem der abwesende für ge-
storben erkläret worden war; folglich der vormund
als nächster erbe die verlassenschaft selbst, dem ei-
gentume nach, erlanget, und genossen hat, von
Leyser
im specim. 95, 97, Reinhart über den
Christinaeus III, 35, s. 55 fg, erstattet er nicht
wider; weil er sie auf guten glauben besessen, und

genossen

des weibl. geſchl. u. anderer perſonen.
machete einige zeit hernach ein teſtament, und er-
nennete darin ire baſe zu irer erbin. Der vor-
mund des abweſenden ehemannes fochte ſotanen
lezten willen des geſtorbenen eheweibes an. Die
acten gelangeten nach Leipzig. Die juriſten-fa-
cultaet daſelbſt erkannte: daß, da der alte ſchon
das 70te jar zuruͤck geleget gehabt haͤtte, als er
weggegangen waͤre; ſo ſollte das 100te jar abge-
wartet werden; mithin waͤren die beklagte teſta-
mentserben die verlaſſenſchaft von beweglichen ſa-
chen dem klaͤger auszuantworten pflichtig. Der
Joh. Flor. Rivinus hat in dem zu diſer probe-
ſchrift beſorgeten anſchlage die frage unterſuchet:
wenn am fuͤglichſten ein abweſender fuͤr tod zu ach-
ten ſei? wobei er dann nicht, wie der Hommel,
auf eine gewiſſe anzal jare ſein augenmerk richtet;
ſondern dafuͤr haͤlt: man muͤſſe ſein abſehen diß-
falls auf die laͤnge des auſſenbleibens ſtellen. Wenn
30 jar und tage der abweſenheit vorbei waͤren; ſo
koͤnnte man den abweſenden fuͤr tod halten; er
moͤchte das 70te jar erreichet haben, oder nicht,
worin er dem Bunz zu folgen ſcheinet; allein der
Smalkalder ſ. 48, will dem Rivinus, aus gu-
ten gruͤnden, nicht beifall geben; ſondern entſchei-
det die ſache dahin: wenn der abweſende fuͤr tod
erklaͤret worden iſt; derſelbe aber dennoch wider
koͤmmt; ſo muß der naͤchſte verwandte, als vor-
mund, zwar das gut wider aushaͤndigen; allein
die erhobenen, und verzereten nuzungen, welche
er binnen der zeit, nachdem der abweſende fuͤr ge-
ſtorben erklaͤret worden war; folglich der vormund
als naͤchſter erbe die verlaſſenſchaft ſelbſt, dem ei-
gentume nach, erlanget, und genoſſen hat, von
Leyſer
im ſpecim. 95, 97, Reinhart uͤber den
Chriſtinaeus III, 35, ſ. 55 fg, erſtattet er nicht
wider; weil er ſie auf guten glauben beſeſſen, und

genoſſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0629" n="605"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des weibl. ge&#x017F;chl. u. anderer per&#x017F;onen.</hi></fw><lb/>
machete einige zeit hernach ein te&#x017F;tament, und er-<lb/>
nennete darin ire ba&#x017F;e zu irer erbin. Der vor-<lb/>
mund des abwe&#x017F;enden ehemannes fochte &#x017F;otanen<lb/>
lezten willen des ge&#x017F;torbenen eheweibes an. Die<lb/>
acten gelangeten nach Leipzig. Die juri&#x017F;ten-fa-<lb/>
cultaet da&#x017F;elb&#x017F;t erkannte: daß, da der alte &#x017F;chon<lb/>
das 70te jar zuru&#x0364;ck geleget gehabt ha&#x0364;tte, als er<lb/>
weggegangen wa&#x0364;re; &#x017F;o &#x017F;ollte das 100te jar abge-<lb/>
wartet werden; mithin wa&#x0364;ren die beklagte te&#x017F;ta-<lb/>
mentserben die verla&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft von beweglichen &#x017F;a-<lb/>
chen dem kla&#x0364;ger auszuantworten pflichtig. Der<lb/><hi rendition="#fr">Joh. Flor. Rivinus</hi> hat in dem zu di&#x017F;er probe-<lb/>
&#x017F;chrift be&#x017F;orgeten an&#x017F;chlage die frage unter&#x017F;uchet:<lb/>
wenn am fu&#x0364;glich&#x017F;ten ein abwe&#x017F;ender fu&#x0364;r tod zu ach-<lb/>
ten &#x017F;ei? wobei er dann nicht, wie der <hi rendition="#fr">Hommel,</hi><lb/>
auf eine gewi&#x017F;&#x017F;e anzal jare &#x017F;ein augenmerk richtet;<lb/>
&#x017F;ondern dafu&#x0364;r ha&#x0364;lt: man mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ein ab&#x017F;ehen diß-<lb/>
falls auf die la&#x0364;nge des au&#x017F;&#x017F;enbleibens &#x017F;tellen. Wenn<lb/>
30 jar und tage der abwe&#x017F;enheit vorbei wa&#x0364;ren; &#x017F;o<lb/>
ko&#x0364;nnte man den abwe&#x017F;enden fu&#x0364;r tod halten; er<lb/>
mo&#x0364;chte das 70te jar erreichet haben, oder nicht,<lb/>
worin er dem <hi rendition="#fr">Bunz</hi> zu folgen &#x017F;cheinet; allein der<lb/><hi rendition="#fr">Smalkalder</hi> &#x017F;. 48, will dem <hi rendition="#fr">Rivinus,</hi> aus gu-<lb/>
ten gru&#x0364;nden, nicht beifall geben; &#x017F;ondern ent&#x017F;chei-<lb/>
det die &#x017F;ache dahin: wenn der abwe&#x017F;ende fu&#x0364;r tod<lb/>
erkla&#x0364;ret worden i&#x017F;t; der&#x017F;elbe aber dennoch wider<lb/>
ko&#x0364;mmt; &#x017F;o muß der na&#x0364;ch&#x017F;te verwandte, als vor-<lb/>
mund, zwar das gut wider ausha&#x0364;ndigen; allein<lb/>
die erhobenen, und verzereten nuzungen, welche<lb/>
er binnen der zeit, nachdem der abwe&#x017F;ende fu&#x0364;r ge-<lb/>
&#x017F;torben erkla&#x0364;ret worden war; folglich der vormund<lb/>
als na&#x0364;ch&#x017F;ter erbe die verla&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft &#x017F;elb&#x017F;t, dem ei-<lb/>
gentume nach, erlanget, und geno&#x017F;&#x017F;en hat, <hi rendition="#fr">von<lb/>
Ley&#x017F;er</hi> im <hi rendition="#aq">&#x017F;pecim.</hi> 95, 97, <hi rendition="#fr">Reinhart</hi> u&#x0364;ber den<lb/><hi rendition="#fr">Chri&#x017F;tinaeus</hi> <hi rendition="#aq">III,</hi> 35, &#x017F;. 55 fg, er&#x017F;tattet er nicht<lb/>
wider; weil er &#x017F;ie auf guten glauben be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">geno&#x017F;&#x017F;en</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[605/0629] des weibl. geſchl. u. anderer perſonen. machete einige zeit hernach ein teſtament, und er- nennete darin ire baſe zu irer erbin. Der vor- mund des abweſenden ehemannes fochte ſotanen lezten willen des geſtorbenen eheweibes an. Die acten gelangeten nach Leipzig. Die juriſten-fa- cultaet daſelbſt erkannte: daß, da der alte ſchon das 70te jar zuruͤck geleget gehabt haͤtte, als er weggegangen waͤre; ſo ſollte das 100te jar abge- wartet werden; mithin waͤren die beklagte teſta- mentserben die verlaſſenſchaft von beweglichen ſa- chen dem klaͤger auszuantworten pflichtig. Der Joh. Flor. Rivinus hat in dem zu diſer probe- ſchrift beſorgeten anſchlage die frage unterſuchet: wenn am fuͤglichſten ein abweſender fuͤr tod zu ach- ten ſei? wobei er dann nicht, wie der Hommel, auf eine gewiſſe anzal jare ſein augenmerk richtet; ſondern dafuͤr haͤlt: man muͤſſe ſein abſehen diß- falls auf die laͤnge des auſſenbleibens ſtellen. Wenn 30 jar und tage der abweſenheit vorbei waͤren; ſo koͤnnte man den abweſenden fuͤr tod halten; er moͤchte das 70te jar erreichet haben, oder nicht, worin er dem Bunz zu folgen ſcheinet; allein der Smalkalder ſ. 48, will dem Rivinus, aus gu- ten gruͤnden, nicht beifall geben; ſondern entſchei- det die ſache dahin: wenn der abweſende fuͤr tod erklaͤret worden iſt; derſelbe aber dennoch wider koͤmmt; ſo muß der naͤchſte verwandte, als vor- mund, zwar das gut wider aushaͤndigen; allein die erhobenen, und verzereten nuzungen, welche er binnen der zeit, nachdem der abweſende fuͤr ge- ſtorben erklaͤret worden war; folglich der vormund als naͤchſter erbe die verlaſſenſchaft ſelbſt, dem ei- gentume nach, erlanget, und genoſſen hat, von Leyſer im ſpecim. 95, 97, Reinhart uͤber den Chriſtinaeus III, 35, ſ. 55 fg, erſtattet er nicht wider; weil er ſie auf guten glauben beſeſſen, und genoſſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/629
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/629>, abgerufen am 25.04.2024.