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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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befleck. mensch. u. andern lump. volke.
Halle 1709. Wo keine vollkommenheiten sind,
da fället auch die hochachtung weg; mithin ent-
stehet die geringschäzung, und verachtung, welche
in eine infami ausbricht. Denn die erlosigkeit ist
ein zustand, vermöge dessen einer für ein unwür-
diges glid des states geachtet, und des erlichen na-
mens, auch der erenstellen; imgleichen anderer ge-
rechtsamen, und allen umganges mit erbaren leu-
ten beraubet wird. Sie wird als ein bürgerlicher
tod betrachtet; immassen sie die hochachtung, samt
den davon abhängenden rechten im state, entzihet,
von Gudenus im cod. dipl. cap. 5. Ein solcher
erloser ist anrüchtig; sihe das repert. iur. priuari,
th. II, unter erlos, und th. III, unter infamia.
Erlos
bedeutet infam; rechtlos heisset, der geäch-
tet ist, und das bürgerrecht verloren hat. Es ist
aber eine erlose person nicht sofort rechtlos das ist,
one recht, von der Lahr s. 75, oder daß sie, wenn
es noht tut, nicht recht, und justiz erhalten sollte;
z. e. eine hure ist erloß, aber nicht rechtlos. Die
oberacht bewirkete aber haubtsächlich die rechtlo-
sigkeit, welche in gerichten geschahe; wovon dije-
nige acht, welche aus dem fürstenrechte erfolgete,
unterschiden war. Man zihet sich aber die erlosig-
keit zu: entweder durch schandbare handelungen,
welche die bürgerliche rechte mit einer anrüchtigkeit
belegen, und dem täter ein immerwärendes schand-
mal eindrücken; oder man machet sich durch ein
lasterhaftes leben, auch wider die erbarkeit lauf-
fende handelungen der hochachtung verlustig, wor-
aus die einteilungen der erlosigkeit entstehen (§ 995
des Iten th.), Abrah. Kaestner de fama, huius
amissione et restitutione,
Leipz. 1730, von disen
werden noch diienige, welche mit einem flecke be-
haftet sind, unterschiden, welchen sie entweder aus
einer unrechtmässigen geburt, oder aus andern

eige-
III Teil. Q q

befleck. menſch. u. andern lump. volke.
Halle 1709. Wo keine vollkommenheiten ſind,
da faͤllet auch die hochachtung weg; mithin ent-
ſtehet die geringſchaͤzung, und verachtung, welche
in eine infami ausbricht. Denn die erloſigkeit iſt
ein zuſtand, vermoͤge deſſen einer fuͤr ein unwuͤr-
diges glid des ſtates geachtet, und des erlichen na-
mens, auch der erenſtellen; imgleichen anderer ge-
rechtſamen, und allen umganges mit erbaren leu-
ten beraubet wird. Sie wird als ein buͤrgerlicher
tod betrachtet; immaſſen ſie die hochachtung, ſamt
den davon abhaͤngenden rechten im ſtate, entzihet,
von Gudenus im cod. dipl. cap. 5. Ein ſolcher
erloſer iſt anruͤchtig; ſihe das repert. iur. priuari,
th. II, unter erlos, und th. III, unter infamia.
Erlos
bedeutet infam; rechtlos heiſſet, der geaͤch-
tet iſt, und das buͤrgerrecht verloren hat. Es iſt
aber eine erloſe perſon nicht ſofort rechtlos das iſt,
one recht, von der Lahr ſ. 75, oder daß ſie, wenn
es noht tut, nicht recht, und juſtiz erhalten ſollte;
z. e. eine hure iſt erloß, aber nicht rechtlos. Die
oberacht bewirkete aber haubtſaͤchlich die rechtlo-
ſigkeit, welche in gerichten geſchahe; wovon dije-
nige acht, welche aus dem fuͤrſtenrechte erfolgete,
unterſchiden war. Man zihet ſich aber die erloſig-
keit zu: entweder durch ſchandbare handelungen,
welche die buͤrgerliche rechte mit einer anruͤchtigkeit
belegen, und dem taͤter ein immerwaͤrendes ſchand-
mal eindruͤcken; oder man machet ſich durch ein
laſterhaftes leben, auch wider die erbarkeit lauf-
fende handelungen der hochachtung verluſtig, wor-
aus die einteilungen der erloſigkeit entſtehen (§ 995
des Iten th.), Abrah. Kaeſtner de fama, huius
amiſſione et reſtitutione,
Leipz. 1730, von diſen
werden noch diienige, welche mit einem flecke be-
haftet ſind, unterſchiden, welchen ſie entweder aus
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eige-
III Teil. Q q
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[609/0633] befleck. menſch. u. andern lump. volke. Halle 1709. Wo keine vollkommenheiten ſind, da faͤllet auch die hochachtung weg; mithin ent- ſtehet die geringſchaͤzung, und verachtung, welche in eine infami ausbricht. Denn die erloſigkeit iſt ein zuſtand, vermoͤge deſſen einer fuͤr ein unwuͤr- diges glid des ſtates geachtet, und des erlichen na- mens, auch der erenſtellen; imgleichen anderer ge- rechtſamen, und allen umganges mit erbaren leu- ten beraubet wird. Sie wird als ein buͤrgerlicher tod betrachtet; immaſſen ſie die hochachtung, ſamt den davon abhaͤngenden rechten im ſtate, entzihet, von Gudenus im cod. dipl. cap. 5. Ein ſolcher erloſer iſt anruͤchtig; ſihe das repert. iur. priuari, th. II, unter erlos, und th. III, unter infamia. Erlos bedeutet infam; rechtlos heiſſet, der geaͤch- tet iſt, und das buͤrgerrecht verloren hat. Es iſt aber eine erloſe perſon nicht ſofort rechtlos das iſt, one recht, von der Lahr ſ. 75, oder daß ſie, wenn es noht tut, nicht recht, und juſtiz erhalten ſollte; z. e. eine hure iſt erloß, aber nicht rechtlos. Die oberacht bewirkete aber haubtſaͤchlich die rechtlo- ſigkeit, welche in gerichten geſchahe; wovon dije- nige acht, welche aus dem fuͤrſtenrechte erfolgete, unterſchiden war. Man zihet ſich aber die erloſig- keit zu: entweder durch ſchandbare handelungen, welche die buͤrgerliche rechte mit einer anruͤchtigkeit belegen, und dem taͤter ein immerwaͤrendes ſchand- mal eindruͤcken; oder man machet ſich durch ein laſterhaftes leben, auch wider die erbarkeit lauf- fende handelungen der hochachtung verluſtig, wor- aus die einteilungen der erloſigkeit entſtehen (§ 995 des Iten th.), Abrah. Kaeſtner de fama, huius amiſſione et reſtitutione, Leipz. 1730, von diſen werden noch diienige, welche mit einem flecke be- haftet ſind, unterſchiden, welchen ſie entweder aus einer unrechtmaͤſſigen geburt, oder aus andern eige- III Teil. Q q

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 609. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/633>, abgerufen am 25.04.2024.