Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

CXXIV h. von den erlosen, anrücht.
daß eine solche person, welche irem manne untreu
wäre, alle ere verloren habe; folglich infam wäre.
Man hiß sie ein luder, d. i. ein abgeschundener
mensch, welchem alle ere abgeschnitten ist. Einen
solchen menschen litte man nicht im hause; vilmehr
peitschete sie der mann fort, schnidte ihr die haare,
oder eine locke ab, Stryk im vsu mod. p ad L.
Iul. de adult.,
Pufendorf de iurisd. Germ. s. 213.

§ 993
von anrüchti-
gen kriges-
strafen.

Ein soldat, welcher ausreisset, einen verräter
abgibet, oder nicht brav tut, noch seiner haut sich
weret, wird infam. Den officiren, auch com-
mandanten, welche festungen zu früzeitig überge-
ben, oder sonst ire schuldigkeiten nicht tun, kan ein
gleiches widerfaren, wie dem grafen von Marsigli,
von Arco, kaiserlichen general Doxat von Movez
wegen der an die Türken übergebenen festung Nis-
sa, auch verschidenen officiren im jare 1737, und
anderen, begegnet ist. Der von Serini wurde aus
dem landhause mit einem tritte etc gestossen, und
vorher aus dem landbuche ausgestrichen. Die
erenstrafen bei dem soldatenstande sind unterschid-
lich, fürstl. hessen casselischer artikels-brif § 11, 21,
22, 23, 25, 26, 56, 57, Just. Heinr. Mylius de
poenis milit. famos.
Leipz. 1741, 4t, § 6 fg. s. 7 fg., die
Hofmannische teutsche Reichspraxis im 2ten bande
s. 573 § 1807. Lauffen ganze regimenter aus der
schlacht; so werden entweder die commandeurs,
obristen etc erloß gemachet, und das regiment verli-
ret seinen namen, oder wird, nachdem z. e. der 10te
mann etc nach gewönlicher krigesmanier, durchs loo-
sen, oder würfeln, abgestrafet; wenn es gleich vor-
mals dem range nach, das oberste regiment gewe-
sen, zum untersten, unter den regimentern, gema-
chet, oder gar unter andere regimenter gestecket, da-

mit

CXXIV h. von den erloſen, anruͤcht.
daß eine ſolche perſon, welche irem manne untreu
waͤre, alle ere verloren habe; folglich infam waͤre.
Man hiß ſie ein luder, d. i. ein abgeſchundener
menſch, welchem alle ere abgeſchnitten iſt. Einen
ſolchen menſchen litte man nicht im hauſe; vilmehr
peitſchete ſie der mann fort, ſchnidte ihr die haare,
oder eine locke ab, Stryk im vſu mod. π ad L.
Iul. de adult.,
Pufendorf de iurisd. Germ. ſ. 213.

§ 993
von anruͤchti-
gen kriges-
ſtrafen.

Ein ſoldat, welcher ausreiſſet, einen verraͤter
abgibet, oder nicht brav tut, noch ſeiner haut ſich
weret, wird infam. Den officiren, auch com-
mandanten, welche feſtungen zu fruͤzeitig uͤberge-
ben, oder ſonſt ire ſchuldigkeiten nicht tun, kan ein
gleiches widerfaren, wie dem grafen von Marſigli,
von Arco, kaiſerlichen general Doxat von Movez
wegen der an die Tuͤrken uͤbergebenen feſtung Niſ-
ſa, auch verſchidenen officiren im jare 1737, und
anderen, begegnet iſt. Der von Serini wurde aus
dem landhauſe mit einem tritte ꝛc geſtoſſen, und
vorher aus dem landbuche ausgeſtrichen. Die
erenſtrafen bei dem ſoldatenſtande ſind unterſchid-
lich, fuͤrſtl. heſſen caſſeliſcher artikels-brif § 11, 21,
22, 23, 25, 26, 56, 57, Juſt. Heinr. Mylius de
poenis milit. famoſ.
Leipz. 1741, 4t, § 6 fg. ſ. 7 fg., die
Hofmanniſche teutſche Reichspraxis im 2ten bande
ſ. 573 § 1807. Lauffen ganze regimenter aus der
ſchlacht; ſo werden entweder die commandeurs,
obriſten ꝛc erloß gemachet, und das regiment verli-
ret ſeinen namen, oder wird, nachdem z. e. der 10te
mann ꝛc nach gewoͤnlicher krigesmanier, durchs loo-
ſen, oder wuͤrfeln, abgeſtrafet; wenn es gleich vor-
mals dem range nach, das oberſte regiment gewe-
ſen, zum unterſten, unter den regimentern, gema-
chet, oder gar unter andere regimenter geſtecket, da-

mit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0642" n="618"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">CXXIV</hi> h. von den erlo&#x017F;en, anru&#x0364;cht.</hi></fw><lb/>
daß eine &#x017F;olche per&#x017F;on, welche irem manne untreu<lb/>
wa&#x0364;re, alle ere verloren habe; folglich infam wa&#x0364;re.<lb/>
Man hiß &#x017F;ie ein luder, d. i. ein abge&#x017F;chundener<lb/>
men&#x017F;ch, welchem alle ere abge&#x017F;chnitten i&#x017F;t. Einen<lb/>
&#x017F;olchen men&#x017F;chen litte man nicht im hau&#x017F;e; vilmehr<lb/>
peit&#x017F;chete &#x017F;ie der mann fort, &#x017F;chnidte ihr die haare,<lb/>
oder eine locke ab, <hi rendition="#fr">Stryk</hi> im <hi rendition="#aq">v&#x017F;u mod. &#x03C0; ad L.<lb/>
Iul. de adult.,</hi> <hi rendition="#fr">Pufendorf</hi> <hi rendition="#aq">de iurisd. Germ.</hi> &#x017F;. 213.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 993</head><lb/>
          <note place="left">von anru&#x0364;chti-<lb/>
gen kriges-<lb/>
&#x017F;trafen.</note>
          <p>Ein &#x017F;oldat, welcher ausrei&#x017F;&#x017F;et, einen verra&#x0364;ter<lb/>
abgibet, oder nicht brav tut, noch &#x017F;einer haut &#x017F;ich<lb/>
weret, wird infam. Den officiren, auch com-<lb/>
mandanten, welche fe&#x017F;tungen zu fru&#x0364;zeitig u&#x0364;berge-<lb/>
ben, oder &#x017F;on&#x017F;t ire &#x017F;chuldigkeiten nicht tun, kan ein<lb/>
gleiches widerfaren, wie dem grafen von Mar&#x017F;igli,<lb/>
von Arco, kai&#x017F;erlichen general Doxat von Movez<lb/>
wegen der an die Tu&#x0364;rken u&#x0364;bergebenen fe&#x017F;tung Ni&#x017F;-<lb/>
&#x017F;a, auch ver&#x017F;chidenen officiren im jare 1737, und<lb/>
anderen, begegnet i&#x017F;t. Der von Serini wurde aus<lb/>
dem landhau&#x017F;e mit einem tritte &#xA75B;c ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
vorher aus dem landbuche ausge&#x017F;trichen. Die<lb/>
eren&#x017F;trafen bei dem &#x017F;oldaten&#x017F;tande &#x017F;ind unter&#x017F;chid-<lb/>
lich, fu&#x0364;r&#x017F;tl. he&#x017F;&#x017F;en ca&#x017F;&#x017F;eli&#x017F;cher artikels-brif § 11, 21,<lb/>
22, 23, 25, 26, 56, 57, <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;t. Heinr. Mylius</hi> <hi rendition="#aq">de<lb/>
poenis milit. famo&#x017F;.</hi> Leipz. 1741, 4t, § 6 fg. &#x017F;. 7 fg., die<lb/><hi rendition="#fr">Hofmanni&#x017F;che</hi> teut&#x017F;che Reichspraxis im 2ten bande<lb/>
&#x017F;. 573 § 1807. Lauffen ganze regimenter aus der<lb/>
&#x017F;chlacht; &#x017F;o werden entweder die commandeurs,<lb/>
obri&#x017F;ten &#xA75B;c erloß gemachet, und das regiment verli-<lb/>
ret &#x017F;einen namen, oder wird, nachdem z. e. der 10te<lb/>
mann &#xA75B;c nach gewo&#x0364;nlicher krigesmanier, durchs loo-<lb/>
&#x017F;en, oder wu&#x0364;rfeln, abge&#x017F;trafet; wenn es gleich vor-<lb/>
mals dem range nach, das ober&#x017F;te regiment gewe-<lb/>
&#x017F;en, zum unter&#x017F;ten, unter den regimentern, gema-<lb/>
chet, oder gar unter andere regimenter ge&#x017F;tecket, da-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[618/0642] CXXIV h. von den erloſen, anruͤcht. daß eine ſolche perſon, welche irem manne untreu waͤre, alle ere verloren habe; folglich infam waͤre. Man hiß ſie ein luder, d. i. ein abgeſchundener menſch, welchem alle ere abgeſchnitten iſt. Einen ſolchen menſchen litte man nicht im hauſe; vilmehr peitſchete ſie der mann fort, ſchnidte ihr die haare, oder eine locke ab, Stryk im vſu mod. π ad L. Iul. de adult., Pufendorf de iurisd. Germ. ſ. 213. § 993 Ein ſoldat, welcher ausreiſſet, einen verraͤter abgibet, oder nicht brav tut, noch ſeiner haut ſich weret, wird infam. Den officiren, auch com- mandanten, welche feſtungen zu fruͤzeitig uͤberge- ben, oder ſonſt ire ſchuldigkeiten nicht tun, kan ein gleiches widerfaren, wie dem grafen von Marſigli, von Arco, kaiſerlichen general Doxat von Movez wegen der an die Tuͤrken uͤbergebenen feſtung Niſ- ſa, auch verſchidenen officiren im jare 1737, und anderen, begegnet iſt. Der von Serini wurde aus dem landhauſe mit einem tritte ꝛc geſtoſſen, und vorher aus dem landbuche ausgeſtrichen. Die erenſtrafen bei dem ſoldatenſtande ſind unterſchid- lich, fuͤrſtl. heſſen caſſeliſcher artikels-brif § 11, 21, 22, 23, 25, 26, 56, 57, Juſt. Heinr. Mylius de poenis milit. famoſ. Leipz. 1741, 4t, § 6 fg. ſ. 7 fg., die Hofmanniſche teutſche Reichspraxis im 2ten bande ſ. 573 § 1807. Lauffen ganze regimenter aus der ſchlacht; ſo werden entweder die commandeurs, obriſten ꝛc erloß gemachet, und das regiment verli- ret ſeinen namen, oder wird, nachdem z. e. der 10te mann ꝛc nach gewoͤnlicher krigesmanier, durchs loo- ſen, oder wuͤrfeln, abgeſtrafet; wenn es gleich vor- mals dem range nach, das oberſte regiment gewe- ſen, zum unterſten, unter den regimentern, gema- chet, oder gar unter andere regimenter geſtecket, da- mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/642
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/642>, abgerufen am 20.04.2024.