Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

CXXVII h. von den verstorbenen,
man nach disem leben seine zeit in lauter wohlleben,
guten essen, und trinken zubringen werde, oder den
ersten himmel bedeuten; oder sie sageten: fare hin
nach dem othin (odin). Die Barden mache-
ten helden-lider, welche man bei dem begräb-
nisse absang; in die wälder, und haine, auch gär-
ten, auf die felder etc begruben sie die toden,
Gottfr. Schüz von dem zustande der seelen nach
dem tode der Teutschen, und von dem himmel, und
der hölle, Leipz. 1750, 8v, Dreyers samml. verm.
abhandel. th. 1 s. 197 fgg. (n. 39), th. II s. 583
fgg. s. 612 fgg. n. 5, Cleffel s. 406 fg. Der
leichnam ward angekleidet, damit er nicht nackend
in vallhalla käme; man gab ihm auch waffen mit etc,
Cleffel s. 220 fg. s. 230 fg. § 2 s. 250 fg. s. 396.
Hernach wurde, auf befinden, am jargewende bei
dem grabe ein gastmal gehalten, und speisen, auch
trank aufgestellet. Die seele wurde gefodert: um
selbige zu speisen, und sich zu tränken. Man nen-
nete dises gastmal: seelenspeise. Die Curländer
hilten die seelenspeisen in die 4 wochen, und zwar
im herbste. Die Teutsche hatten ire silicernia,
Hanov von den seelen-speisen der alten Teutschen,
silicerniis, Jenichen von begräbnißmalzeiten s. 15,
s. 29 fgg. Man bauete auch steinerne grabmäler.
Die nordische völker sezeten inschriften auf die grä-
ber; sie lissen sich ire grabstätten bei lebzeiten zube-
reiten. Der gelehrte Chiflet hat in der angezoge-
nen anastasi eine erläuterung des gefundenen grab-
males, worin der fränkische könig Childerich lag,
gelifert; auch dinet Arnkiels heidnisches Cimbrien,
und Strodtmann am a. o. s. 432 fg. hirher. Die
grabmale hilten die Teutsche ebenfalls für unver-
lezlich, und wenn ein ritter starb, ward sein pferd
auch mit verbrannt, herr graf von Bünau in der
Kaiser- und Reichs-histori, th. I s. 62. Nach ein-

fürung

CXXVII h. von den verſtorbenen,
man nach diſem leben ſeine zeit in lauter wohlleben,
guten eſſen, und trinken zubringen werde, oder den
erſten himmel bedeuten; oder ſie ſageten: fare hin
nach dem othin (odin). Die Barden mache-
ten helden-lider, welche man bei dem begraͤb-
niſſe abſang; in die waͤlder, und haine, auch gaͤr-
ten, auf die felder ꝛc begruben ſie die toden,
Gottfr. Schuͤz von dem zuſtande der ſeelen nach
dem tode der Teutſchen, und von dem himmel, und
der hoͤlle, Leipz. 1750, 8v, Dreyers ſamml. verm.
abhandel. th. 1 ſ. 197 fgg. (n. 39), th. II ſ. 583
fgg. ſ. 612 fgg. n. 5, Cleffel ſ. 406 fg. Der
leichnam ward angekleidet, damit er nicht nackend
in vallhalla kaͤme; man gab ihm auch waffen mit ꝛc,
Cleffel ſ. 220 fg. ſ. 230 fg. § 2 ſ. 250 fg. ſ. 396.
Hernach wurde, auf befinden, am jargewende bei
dem grabe ein gaſtmal gehalten, und ſpeiſen, auch
trank aufgeſtellet. Die ſeele wurde gefodert: um
ſelbige zu ſpeiſen, und ſich zu traͤnken. Man nen-
nete diſes gaſtmal: ſeelenſpeiſe. Die Curlaͤnder
hilten die ſeelenſpeiſen in die 4 wochen, und zwar
im herbſte. Die Teutſche hatten ire ſilicernia,
Hanov von den ſeelen-ſpeiſen der alten Teutſchen,
ſilicerniis, Jenichen von begraͤbnißmalzeiten ſ. 15,
ſ. 29 fgg. Man bauete auch ſteinerne grabmaͤler.
Die nordiſche voͤlker ſezeten inſchriften auf die graͤ-
ber; ſie liſſen ſich ire grabſtaͤtten bei lebzeiten zube-
reiten. Der gelehrte Chiflet hat in der angezoge-
nen anaſtaſi eine erlaͤuterung des gefundenen grab-
males, worin der fraͤnkiſche koͤnig Childerich lag,
gelifert; auch dinet Arnkiels heidniſches Cimbrien,
und Strodtmann am a. o. ſ. 432 fg. hirher. Die
grabmale hilten die Teutſche ebenfalls fuͤr unver-
lezlich, und wenn ein ritter ſtarb, ward ſein pferd
auch mit verbrannt, herr graf von Buͤnau in der
Kaiſer- und Reichs-hiſtori, th. I ſ. 62. Nach ein-

fuͤrung
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0654" n="630"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">CXXVII</hi> h. von den ver&#x017F;torbenen,</hi></fw><lb/>
man nach di&#x017F;em leben &#x017F;eine zeit in lauter wohlleben,<lb/>
guten e&#x017F;&#x017F;en, und trinken zubringen werde, oder den<lb/>
er&#x017F;ten himmel bedeuten; oder &#x017F;ie &#x017F;ageten: fare hin<lb/>
nach dem othin (odin). Die Barden mache-<lb/>
ten helden-lider, welche man bei dem begra&#x0364;b-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;e ab&#x017F;ang; in die wa&#x0364;lder, und haine, auch ga&#x0364;r-<lb/>
ten, auf die felder &#xA75B;c begruben &#x017F;ie die toden,<lb/><hi rendition="#fr">Gottfr. Schu&#x0364;z</hi> von dem zu&#x017F;tande der &#x017F;eelen nach<lb/>
dem tode der Teut&#x017F;chen, und von dem himmel, und<lb/>
der ho&#x0364;lle, Leipz. 1750, 8v, <hi rendition="#fr">Dreyers</hi> &#x017F;amml. verm.<lb/>
abhandel. th. 1 &#x017F;. 197 fgg. (n. 39), th. <hi rendition="#aq">II</hi> &#x017F;. 583<lb/>
fgg. &#x017F;. 612 fgg. n. 5, <hi rendition="#fr">Cleffel</hi> &#x017F;. 406 fg. Der<lb/>
leichnam ward angekleidet, damit er nicht nackend<lb/>
in vallhalla ka&#x0364;me; man gab ihm auch waffen mit &#xA75B;c,<lb/><hi rendition="#fr">Cleffel</hi> &#x017F;. 220 fg. &#x017F;. 230 fg. § 2 &#x017F;. 250 fg. &#x017F;. 396.<lb/>
Hernach wurde, auf befinden, am jargewende bei<lb/>
dem grabe ein ga&#x017F;tmal gehalten, und &#x017F;pei&#x017F;en, auch<lb/>
trank aufge&#x017F;tellet. Die &#x017F;eele wurde gefodert: um<lb/>
&#x017F;elbige zu &#x017F;pei&#x017F;en, und &#x017F;ich zu tra&#x0364;nken. Man nen-<lb/>
nete di&#x017F;es ga&#x017F;tmal: &#x017F;eelen&#x017F;pei&#x017F;e. Die Curla&#x0364;nder<lb/>
hilten die &#x017F;eelen&#x017F;pei&#x017F;en in die 4 wochen, und zwar<lb/>
im herb&#x017F;te. Die Teut&#x017F;che hatten ire &#x017F;ilicernia,<lb/><hi rendition="#fr">Hanov</hi> von den &#x017F;eelen-&#x017F;pei&#x017F;en der alten Teut&#x017F;chen,<lb/>
&#x017F;ilicerniis, <hi rendition="#fr">Jenichen</hi> von begra&#x0364;bnißmalzeiten &#x017F;. 15,<lb/>
&#x017F;. 29 fgg. Man bauete auch &#x017F;teinerne grabma&#x0364;ler.<lb/>
Die nordi&#x017F;che vo&#x0364;lker &#x017F;ezeten in&#x017F;chriften auf die gra&#x0364;-<lb/>
ber; &#x017F;ie li&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich ire grab&#x017F;ta&#x0364;tten bei lebzeiten zube-<lb/>
reiten. Der gelehrte <hi rendition="#fr">Chiflet</hi> hat in der angezoge-<lb/>
nen <hi rendition="#aq">ana&#x017F;ta&#x017F;i</hi> eine erla&#x0364;uterung des gefundenen grab-<lb/>
males, worin der fra&#x0364;nki&#x017F;che ko&#x0364;nig Childerich lag,<lb/>
gelifert; auch dinet <hi rendition="#fr">Arnkiels</hi> heidni&#x017F;ches Cimbrien,<lb/>
und <hi rendition="#fr">Strodtmann</hi> am a. o. &#x017F;. 432 fg. hirher. Die<lb/>
grabmale hilten die Teut&#x017F;che ebenfalls fu&#x0364;r unver-<lb/>
lezlich, und wenn ein ritter &#x017F;tarb, ward &#x017F;ein pferd<lb/>
auch mit verbrannt, herr graf <hi rendition="#fr">von Bu&#x0364;nau</hi> in der<lb/>
Kai&#x017F;er- und Reichs-hi&#x017F;tori, th. <hi rendition="#aq">I</hi> &#x017F;. 62. Nach ein-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fu&#x0364;rung</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[630/0654] CXXVII h. von den verſtorbenen, man nach diſem leben ſeine zeit in lauter wohlleben, guten eſſen, und trinken zubringen werde, oder den erſten himmel bedeuten; oder ſie ſageten: fare hin nach dem othin (odin). Die Barden mache- ten helden-lider, welche man bei dem begraͤb- niſſe abſang; in die waͤlder, und haine, auch gaͤr- ten, auf die felder ꝛc begruben ſie die toden, Gottfr. Schuͤz von dem zuſtande der ſeelen nach dem tode der Teutſchen, und von dem himmel, und der hoͤlle, Leipz. 1750, 8v, Dreyers ſamml. verm. abhandel. th. 1 ſ. 197 fgg. (n. 39), th. II ſ. 583 fgg. ſ. 612 fgg. n. 5, Cleffel ſ. 406 fg. Der leichnam ward angekleidet, damit er nicht nackend in vallhalla kaͤme; man gab ihm auch waffen mit ꝛc, Cleffel ſ. 220 fg. ſ. 230 fg. § 2 ſ. 250 fg. ſ. 396. Hernach wurde, auf befinden, am jargewende bei dem grabe ein gaſtmal gehalten, und ſpeiſen, auch trank aufgeſtellet. Die ſeele wurde gefodert: um ſelbige zu ſpeiſen, und ſich zu traͤnken. Man nen- nete diſes gaſtmal: ſeelenſpeiſe. Die Curlaͤnder hilten die ſeelenſpeiſen in die 4 wochen, und zwar im herbſte. Die Teutſche hatten ire ſilicernia, Hanov von den ſeelen-ſpeiſen der alten Teutſchen, ſilicerniis, Jenichen von begraͤbnißmalzeiten ſ. 15, ſ. 29 fgg. Man bauete auch ſteinerne grabmaͤler. Die nordiſche voͤlker ſezeten inſchriften auf die graͤ- ber; ſie liſſen ſich ire grabſtaͤtten bei lebzeiten zube- reiten. Der gelehrte Chiflet hat in der angezoge- nen anaſtaſi eine erlaͤuterung des gefundenen grab- males, worin der fraͤnkiſche koͤnig Childerich lag, gelifert; auch dinet Arnkiels heidniſches Cimbrien, und Strodtmann am a. o. ſ. 432 fg. hirher. Die grabmale hilten die Teutſche ebenfalls fuͤr unver- lezlich, und wenn ein ritter ſtarb, ward ſein pferd auch mit verbrannt, herr graf von Buͤnau in der Kaiſer- und Reichs-hiſtori, th. I ſ. 62. Nach ein- fuͤrung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/654
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 630. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/654>, abgerufen am 24.04.2024.