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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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CXXVII h. von den verstorbenen etc.
fern ihm dise zufället. Hergegen ist der ehemann,
nach der regel, darzu nicht verbunden; im falle
er den brautschaz nicht bekömmt, noch in der ge-
meinschaft der güter mit ihr stehet; in disem falle
hat er sie begraben zu lassen; widrigen falles trä-
get derjenige die kosten, welcher der verstorbenen
ehefrau ihr eingebrachtes zihet. Wäre der ver-
storbenen ehefrau vater nicht mehr am leben, und
sie hätte auch keine erben; alsdann zalet der ehe-
mann die kosten nach seinem vermögen. Hätte sie
aber erben; so müssen dise allein die leichen-kosten
herschüssen. Gehet der ehemann in die ewigkeit,
one etwas am vermögen zu verlassen; so träget die
ehefrau die leichen-kosten. Jst nimand vorhan-
den, welcher der leiche sich annimmt; so veran-
staltet die obrigkeit das begräbniß, und erhebet
das gelt aus des verstorbenen nachlasse. Bei ar-
men, welche nichts verlassen, sorget die obrigkeit,
oder der gerichtsherr für die bestattung zur erde,
worunter sie gestanden, oder in deren gerichts-
zwang sie iren geist aufgegeben haben. Nun glau-
bet zwar der Casp. Ziegler de eo, quod iustum
est circa mortuos,
s. 438, discept. 1712, 4t, daß
in solchem falle ein jeder seine dinste umsonst leisten
müsse; allein wer kan der toden frau, dem toden-
graeber, schreiner etc, anmuten, daß sie ire arbeit
umsonst verrichten, und diser den sarg unentgeltlich
machen sollen? Eine zunft, ein schwager ist die
kosten zu tragen nicht schuldig. Die geistlichkeit,
und schule sind hirbei ihr ambt umsonst zu tun
verbunden; mithin lässet die obrigkeit den
sarg machen.



Zweites

CXXVII h. von den verſtorbenen ꝛc.
fern ihm diſe zufaͤllet. Hergegen iſt der ehemann,
nach der regel, darzu nicht verbunden; im falle
er den brautſchaz nicht bekoͤmmt, noch in der ge-
meinſchaft der guͤter mit ihr ſtehet; in diſem falle
hat er ſie begraben zu laſſen; widrigen falles traͤ-
get derjenige die koſten, welcher der verſtorbenen
ehefrau ihr eingebrachtes zihet. Waͤre der ver-
ſtorbenen ehefrau vater nicht mehr am leben, und
ſie haͤtte auch keine erben; alsdann zalet der ehe-
mann die koſten nach ſeinem vermoͤgen. Haͤtte ſie
aber erben; ſo muͤſſen diſe allein die leichen-koſten
herſchuͤſſen. Gehet der ehemann in die ewigkeit,
one etwas am vermoͤgen zu verlaſſen; ſo traͤget die
ehefrau die leichen-koſten. Jſt nimand vorhan-
den, welcher der leiche ſich annimmt; ſo veran-
ſtaltet die obrigkeit das begraͤbniß, und erhebet
das gelt aus des verſtorbenen nachlaſſe. Bei ar-
men, welche nichts verlaſſen, ſorget die obrigkeit,
oder der gerichtsherr fuͤr die beſtattung zur erde,
worunter ſie geſtanden, oder in deren gerichts-
zwang ſie iren geiſt aufgegeben haben. Nun glau-
bet zwar der Caſp. Ziegler de eo, quod iuſtum
eſt circa mortuos,
ſ. 438, diſcept. 1712, 4t, daß
in ſolchem falle ein jeder ſeine dinſte umſonſt leiſten
muͤſſe; allein wer kan der toden frau, dem toden-
graeber, ſchreiner ꝛc, anmuten, daß ſie ire arbeit
umſonſt verrichten, und diſer den ſarg unentgeltlich
machen ſollen? Eine zunft, ein ſchwager iſt die
koſten zu tragen nicht ſchuldig. Die geiſtlichkeit,
und ſchule ſind hirbei ihr ambt umſonſt zu tun
verbunden; mithin laͤſſet die obrigkeit den
ſarg machen.



Zweites
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[636/0660] CXXVII h. von den verſtorbenen ꝛc. fern ihm diſe zufaͤllet. Hergegen iſt der ehemann, nach der regel, darzu nicht verbunden; im falle er den brautſchaz nicht bekoͤmmt, noch in der ge- meinſchaft der guͤter mit ihr ſtehet; in diſem falle hat er ſie begraben zu laſſen; widrigen falles traͤ- get derjenige die koſten, welcher der verſtorbenen ehefrau ihr eingebrachtes zihet. Waͤre der ver- ſtorbenen ehefrau vater nicht mehr am leben, und ſie haͤtte auch keine erben; alsdann zalet der ehe- mann die koſten nach ſeinem vermoͤgen. Haͤtte ſie aber erben; ſo muͤſſen diſe allein die leichen-koſten herſchuͤſſen. Gehet der ehemann in die ewigkeit, one etwas am vermoͤgen zu verlaſſen; ſo traͤget die ehefrau die leichen-koſten. Jſt nimand vorhan- den, welcher der leiche ſich annimmt; ſo veran- ſtaltet die obrigkeit das begraͤbniß, und erhebet das gelt aus des verſtorbenen nachlaſſe. Bei ar- men, welche nichts verlaſſen, ſorget die obrigkeit, oder der gerichtsherr fuͤr die beſtattung zur erde, worunter ſie geſtanden, oder in deren gerichts- zwang ſie iren geiſt aufgegeben haben. Nun glau- bet zwar der Caſp. Ziegler de eo, quod iuſtum eſt circa mortuos, ſ. 438, diſcept. 1712, 4t, daß in ſolchem falle ein jeder ſeine dinſte umſonſt leiſten muͤſſe; allein wer kan der toden frau, dem toden- graeber, ſchreiner ꝛc, anmuten, daß ſie ire arbeit umſonſt verrichten, und diſer den ſarg unentgeltlich machen ſollen? Eine zunft, ein ſchwager iſt die koſten zu tragen nicht ſchuldig. Die geiſtlichkeit, und ſchule ſind hirbei ihr ambt umſonſt zu tun verbunden; mithin laͤſſet die obrigkeit den ſarg machen. Zweites

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 636. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/660>, abgerufen am 25.04.2024.