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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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II h. von dem rechte, u. gerechtigk.
gesunde grundlehren zu kommen, vermöge deren
man die teutschen rechte, und gewonheiten zuerst,
und alsdann in deren ermangelung das römische
recht annimmt.

Zweites haubtstück
von dem rechte, und der gerechtigkeit.

§ 32

Das teutsche wort: recht, bedeutet so vil, alswas recht
heisset?

richtig, oder gerade ausgehend. Dasselbe
hat mancherlei bedeutungen, und wird auf vilerlei
weise eingeteilet. Es wird entweder aus dem ge-
offenbareten worte Gottes, oder aus der gesun-
den vernunft, oder von dem herkommen freier völ-
ker, oder von dem ausdrücklichen, oder stillschwei-
genden willen menschlicher gesäzgeber hergeleitet.
Es können auch rechte vermöge der gedinge fest-
gestellet werden, woraus die pactitia norma er-
sprosset. Daher stecken die statuten, und ge-
geschlechtsverträge gewisser massen unter dem jure
constitutionis, Joh. Wolfg. Textor in praxi iud.
cap. XII
n. 87. Man hat dorf-ordnungen, dorf-
stadt-rechte, innungsbrife etc, welche die ganz beson-
deren rechte darstellen. Recht bedeutet auch, was
die kraft und gewalt hat: die streitigen händel zu
entscheiden. Dahir ist nur von den teutschen bür-
gerlichen rechten haubtsächlich die rede, welche in
die allgemeine, und ganz besondere eingeteilet wer-
den (§ 1 § 5 § 12). Wozu noch die privilegien
kommen. Wir haben praecepta, und regulas ju-
ris, Christ. Gottfr. Hofmanns praecognita gen.
iurispr.
in der fünften abh. § VII fg. und cap. II.
Jm übrigen sagten die Teutsche: gewalt, und
gunst bricht recht. Jener bauer wollte rechtes recht
haben, von Pistorius amoen. th. II s. 29.

§ 33
III. Teil. D

II h. von dem rechte, u. gerechtigk.
geſunde grundlehren zu kommen, vermoͤge deren
man die teutſchen rechte, und gewonheiten zuerſt,
und alsdann in deren ermangelung das roͤmiſche
recht annimmt.

Zweites haubtſtuͤck
von dem rechte, und der gerechtigkeit.

§ 32

Das teutſche wort: recht, bedeutet ſo vil, alswas recht
heiſſet?

richtig, oder gerade ausgehend. Daſſelbe
hat mancherlei bedeutungen, und wird auf vilerlei
weiſe eingeteilet. Es wird entweder aus dem ge-
offenbareten worte Gottes, oder aus der geſun-
den vernunft, oder von dem herkommen freier voͤl-
ker, oder von dem ausdruͤcklichen, oder ſtillſchwei-
genden willen menſchlicher geſaͤzgeber hergeleitet.
Es koͤnnen auch rechte vermoͤge der gedinge feſt-
geſtellet werden, woraus die pactitia norma er-
ſproſſet. Daher ſtecken die ſtatuten, und ge-
geſchlechtsvertraͤge gewiſſer maſſen unter dem jure
conſtitutionis, Joh. Wolfg. Textor in praxi iud.
cap. XII
n. 87. Man hat dorf-ordnungen, dorf-
ſtadt-rechte, innungsbrife ꝛc, welche die ganz beſon-
deren rechte darſtellen. Recht bedeutet auch, was
die kraft und gewalt hat: die ſtreitigen haͤndel zu
entſcheiden. Dahir iſt nur von den teutſchen buͤr-
gerlichen rechten haubtſaͤchlich die rede, welche in
die allgemeine, und ganz beſondere eingeteilet wer-
den (§ 1 § 5 § 12). Wozu noch die privilegien
kommen. Wir haben praecepta, und regulas ju-
ris, Chriſt. Gottfr. Hofmanns praecognita gen.
iurispr.
in der fuͤnften abh. § VII fg. und cap. II.
Jm uͤbrigen ſagten die Teutſche: gewalt, und
gunſt bricht recht. Jener bauer wollte rechtes recht
haben, von Piſtorius amoen. th. II ſ. 29.

§ 33
III. Teil. D
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[49/0073] II h. von dem rechte, u. gerechtigk. geſunde grundlehren zu kommen, vermoͤge deren man die teutſchen rechte, und gewonheiten zuerſt, und alsdann in deren ermangelung das roͤmiſche recht annimmt. Zweites haubtſtuͤck von dem rechte, und der gerechtigkeit. § 32 Das teutſche wort: recht, bedeutet ſo vil, als richtig, oder gerade ausgehend. Daſſelbe hat mancherlei bedeutungen, und wird auf vilerlei weiſe eingeteilet. Es wird entweder aus dem ge- offenbareten worte Gottes, oder aus der geſun- den vernunft, oder von dem herkommen freier voͤl- ker, oder von dem ausdruͤcklichen, oder ſtillſchwei- genden willen menſchlicher geſaͤzgeber hergeleitet. Es koͤnnen auch rechte vermoͤge der gedinge feſt- geſtellet werden, woraus die pactitia norma er- ſproſſet. Daher ſtecken die ſtatuten, und ge- geſchlechtsvertraͤge gewiſſer maſſen unter dem jure conſtitutionis, Joh. Wolfg. Textor in praxi iud. cap. XII n. 87. Man hat dorf-ordnungen, dorf- ſtadt-rechte, innungsbrife ꝛc, welche die ganz beſon- deren rechte darſtellen. Recht bedeutet auch, was die kraft und gewalt hat: die ſtreitigen haͤndel zu entſcheiden. Dahir iſt nur von den teutſchen buͤr- gerlichen rechten haubtſaͤchlich die rede, welche in die allgemeine, und ganz beſondere eingeteilet wer- den (§ 1 § 5 § 12). Wozu noch die privilegien kommen. Wir haben praecepta, und regulas ju- ris, Chriſt. Gottfr. Hofmanns praecognita gen. iurispr. in der fuͤnften abh. § VII fg. und cap. II. Jm uͤbrigen ſagten die Teutſche: gewalt, und gunſt bricht recht. Jener bauer wollte rechtes recht haben, von Piſtorius amoen. th. II ſ. 29. was recht heiſſet? § 33 III. Teil. D

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/73>, abgerufen am 28.03.2024.