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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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II b., XLVI h. von dem eigentume,
Von an- und zuwachse, der zulage etc.
§ 1843

Der an- und zuwachs (accession) begreiffet al-
les dasjenige unter sich, was mir in absicht auf
meine sache zukömmt, und beigefüget wird. Wenn
meine leibeigene magd ein kind zur welt bringet,
gehöret mir dasselbe. Wenn eine stute von eines
andern hengst besprungen, oder beleget worden ist,
stehet das fohlen dem eigentümer der stute zu; ob
er schon ein springgelt geben muß. Wenn ich aber
meine trächtige kuh, oder ein trächtiges pferd ver-
kaufe, ist das kalb, oder das fohlen mit verkauft.
Wofern aber die kuh schon gekalbet, und die stute
schon geworfen hat; obschon noch die junge die
milch saugen, werden dise junge dennoch mit den
alten müttern im zweiffel für mit verkaufet nicht
geachtet; in betracht sie schon von den leibern ge-
sondert sind. Das korn, und getraide, welches
auf den subhastirten, und verkaufeten aeckern ste-
het, gehöret dem käufer; im falle es ausdrücklich
nicht vorbehalten worden ist, Nit. Christoph von
Lynker
de accessione fluuiali, Jena 1689, 4t.

§ 1845
vom anwachse
bes ufers.

Wegen der alluvion, und des griesses ist ein
langwiriger rechtsstreit vormals an dem kaiserlichen
hofe zwischen einem Ulmischen dorfe, und den
Neidharten gefüret worden, besage des Freiherrn
von Harpprecht stats-archives des K. und R.
kammergerichtes, im Iten th., s. 305 fgg., § 24
bis 30, s. 361, 362, Freiherr von Cramer in
Wezl. nebenstunden th. 9, s. 109 fg. Dahir se-
zet das wasser nach und nach etwas unvermerket
an. Das teutsche recht unterscheidet sich dißfalls
von dem römischen, in absicht auf den ansaz bei

öffent-
II b., XLVI h. von dem eigentume,
Von an- und zuwachſe, der zulage ꝛc.
§ 1843

Der an- und zuwachs (acceſſion) begreiffet al-
les dasjenige unter ſich, was mir in abſicht auf
meine ſache zukoͤmmt, und beigefuͤget wird. Wenn
meine leibeigene magd ein kind zur welt bringet,
gehoͤret mir daſſelbe. Wenn eine ſtute von eines
andern hengſt beſprungen, oder beleget worden iſt,
ſtehet das fohlen dem eigentuͤmer der ſtute zu; ob
er ſchon ein ſpringgelt geben muß. Wenn ich aber
meine traͤchtige kuh, oder ein traͤchtiges pferd ver-
kaufe, iſt das kalb, oder das fohlen mit verkauft.
Wofern aber die kuh ſchon gekalbet, und die ſtute
ſchon geworfen hat; obſchon noch die junge die
milch ſaugen, werden diſe junge dennoch mit den
alten muͤttern im zweiffel fuͤr mit verkaufet nicht
geachtet; in betracht ſie ſchon von den leibern ge-
ſondert ſind. Das korn, und getraide, welches
auf den ſubhaſtirten, und verkaufeten aeckern ſte-
het, gehoͤret dem kaͤufer; im falle es ausdruͤcklich
nicht vorbehalten worden iſt, Nit. Chriſtoph von
Lynker
de acceſſione fluuiali, Jena 1689, 4t.

§ 1845
vom anwachſe
bes ufers.

Wegen der alluvion, und des grieſſes iſt ein
langwiriger rechtsſtreit vormals an dem kaiſerlichen
hofe zwiſchen einem Ulmiſchen dorfe, und den
Neidharten gefuͤret worden, beſage des Freiherrn
von Harpprecht ſtats-archives des K. und R.
kammergerichtes, im Iten th., ſ. 305 fgg., § 24
bis 30, ſ. 361, 362, Freiherr von Cramer in
Wezl. nebenſtunden th. 9, ſ. 109 fg. Dahir ſe-
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an. Das teutſche recht unterſcheidet ſich dißfalls
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[798/0822] II b., XLVI h. von dem eigentume, Von an- und zuwachſe, der zulage ꝛc. § 1843 Der an- und zuwachs (acceſſion) begreiffet al- les dasjenige unter ſich, was mir in abſicht auf meine ſache zukoͤmmt, und beigefuͤget wird. Wenn meine leibeigene magd ein kind zur welt bringet, gehoͤret mir daſſelbe. Wenn eine ſtute von eines andern hengſt beſprungen, oder beleget worden iſt, ſtehet das fohlen dem eigentuͤmer der ſtute zu; ob er ſchon ein ſpringgelt geben muß. Wenn ich aber meine traͤchtige kuh, oder ein traͤchtiges pferd ver- kaufe, iſt das kalb, oder das fohlen mit verkauft. Wofern aber die kuh ſchon gekalbet, und die ſtute ſchon geworfen hat; obſchon noch die junge die milch ſaugen, werden diſe junge dennoch mit den alten muͤttern im zweiffel fuͤr mit verkaufet nicht geachtet; in betracht ſie ſchon von den leibern ge- ſondert ſind. Das korn, und getraide, welches auf den ſubhaſtirten, und verkaufeten aeckern ſte- het, gehoͤret dem kaͤufer; im falle es ausdruͤcklich nicht vorbehalten worden iſt, Nit. Chriſtoph von Lynker de acceſſione fluuiali, Jena 1689, 4t. § 1845 Wegen der alluvion, und des grieſſes iſt ein langwiriger rechtsſtreit vormals an dem kaiſerlichen hofe zwiſchen einem Ulmiſchen dorfe, und den Neidharten gefuͤret worden, beſage des Freiherrn von Harpprecht ſtats-archives des K. und R. kammergerichtes, im Iten th., ſ. 305 fgg., § 24 bis 30, ſ. 361, 362, Freiherr von Cramer in Wezl. nebenſtunden th. 9, ſ. 109 fg. Dahir ſe- zet das waſſer nach und nach etwas unvermerket an. Das teutſche recht unterſcheidet ſich dißfalls von dem roͤmiſchen, in abſicht auf den anſaz bei oͤffent-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 798. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/822>, abgerufen am 29.03.2024.