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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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II buch, XLIX haubtstück,
seine handelung, und wider seinen willen, vom be-
ständer einseitig ihm nicht entzogen werden (§ 1914
des 1ten th.); sondern der gestistete handel ist ge-
treulich zu halten, L. 19 Cod. de loc. cond. L. 11,
L. 51, L. 74, L. 75, L. 167 pr. p. de diu. regulis
iur.
Die von Eringhausen, und deren nachfolger:
die schenken zu Schweinsberg, haben zu Ering-
hausen von langen jaren her güter an die bauern
verlihen. Der izige schenk zu Rülberode foder-
te sie zurück; die bauern steifeten sich auf ein erb-
recht; allein zu Darmstadt ist es inen abgespro-
chen worden. Heinrich Christian von Brock, zu
Braunschweig, fodert seine halbe knickwise vom
Heinrich Jäger, und steifet sich auf einen pacht-
brif vom jare 1711, welcher auf 20 jare spricht.
Beklagter bringet einen pachtbrif bei: daß er von
1680 an dise halbe wise maiersweise vom ver-
pachter auf lebenszeit haben solle. Es erscheinet
auch aus einer urkunde des von Brocke: daß ge-
gen ein anlehn sotane halbe wise 1583 verpfändet
worden sey, und bringet desfalls zinßbrife, auch
quittungsbücher von 1592, 1688, und 1702 bei.
Der von Brocke klaget: daß der Jäger die ge-
dachte wise abtreten, und ligen lassen müsse, zu-
gleich die pachtgelter von 1738 vergüte, wenn di-
se zuförderst durch schäzer erfunden worden wä-
ren etc. Der beklagete stellet die schuzrede der
maiersbeschaffenheit entgegen, und berufet sich auf
die urkunde von jare 1688, worin der Johann
Conrad von Brocke sich der worte bedinet:
"kraft dises dem Jäger solche wise verheure, und
"maiersweise eintue, diselbe meines lebens zu ge-
"brauchen etc."; imgleichen auf die pfandverschrei-
bung. Ob nun schon verschidene rechtsgelehrte
in dem wane stehen, welchergestalt eine verpach-
tung auf lange zeit zu einem erbpachte erwachsen

könne;

II buch, XLIX haubtſtuͤck,
ſeine handelung, und wider ſeinen willen, vom be-
ſtaͤnder einſeitig ihm nicht entzogen werden (§ 1914
des 1ten th.); ſondern der geſtiſtete handel iſt ge-
treulich zu halten, L. 19 Cod. de loc. cond. L. 11,
L. 51, L. 74, L. 75, L. 167 pr. π. de diu. regulis
iur.
Die von Eringhauſen, und deren nachfolger:
die ſchenken zu Schweinsberg, haben zu Ering-
hauſen von langen jaren her guͤter an die bauern
verlihen. Der izige ſchenk zu Ruͤlberode foder-
te ſie zuruͤck; die bauern ſteifeten ſich auf ein erb-
recht; allein zu Darmſtadt iſt es inen abgeſpro-
chen worden. Heinrich Chriſtian von Brock, zu
Braunſchweig, fodert ſeine halbe knickwiſe vom
Heinrich Jaͤger, und ſteifet ſich auf einen pacht-
brif vom jare 1711, welcher auf 20 jare ſpricht.
Beklagter bringet einen pachtbrif bei: daß er von
1680 an diſe halbe wiſe maiersweiſe vom ver-
pachter auf lebenszeit haben ſolle. Es erſcheinet
auch aus einer urkunde des von Brocke: daß ge-
gen ein anlehn ſotane halbe wiſe 1583 verpfaͤndet
worden ſey, und bringet desfalls zinßbrife, auch
quittungsbuͤcher von 1592, 1688, und 1702 bei.
Der von Brocke klaget: daß der Jaͤger die ge-
dachte wiſe abtreten, und ligen laſſen muͤſſe, zu-
gleich die pachtgelter von 1738 verguͤte, wenn di-
ſe zufoͤrderſt durch ſchaͤzer erfunden worden waͤ-
ren ꝛc. Der beklagete ſtellet die ſchuzrede der
maiersbeſchaffenheit entgegen, und berufet ſich auf
die urkunde von jare 1688, worin der Johann
Conrad von Brocke ſich der worte bedinet:
„kraft diſes dem Jaͤger ſolche wiſe verheure, und
„maiersweiſe eintue, diſelbe meines lebens zu ge-
„brauchen ꝛc.‟; imgleichen auf die pfandverſchrei-
bung. Ob nun ſchon verſchidene rechtsgelehrte
in dem wane ſtehen, welchergeſtalt eine verpach-
tung auf lange zeit zu einem erbpachte erwachſen

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[830/0854] II buch, XLIX haubtſtuͤck, ſeine handelung, und wider ſeinen willen, vom be- ſtaͤnder einſeitig ihm nicht entzogen werden (§ 1914 des 1ten th.); ſondern der geſtiſtete handel iſt ge- treulich zu halten, L. 19 Cod. de loc. cond. L. 11, L. 51, L. 74, L. 75, L. 167 pr. π. de diu. regulis iur. Die von Eringhauſen, und deren nachfolger: die ſchenken zu Schweinsberg, haben zu Ering- hauſen von langen jaren her guͤter an die bauern verlihen. Der izige ſchenk zu Ruͤlberode foder- te ſie zuruͤck; die bauern ſteifeten ſich auf ein erb- recht; allein zu Darmſtadt iſt es inen abgeſpro- chen worden. Heinrich Chriſtian von Brock, zu Braunſchweig, fodert ſeine halbe knickwiſe vom Heinrich Jaͤger, und ſteifet ſich auf einen pacht- brif vom jare 1711, welcher auf 20 jare ſpricht. Beklagter bringet einen pachtbrif bei: daß er von 1680 an diſe halbe wiſe maiersweiſe vom ver- pachter auf lebenszeit haben ſolle. Es erſcheinet auch aus einer urkunde des von Brocke: daß ge- gen ein anlehn ſotane halbe wiſe 1583 verpfaͤndet worden ſey, und bringet desfalls zinßbrife, auch quittungsbuͤcher von 1592, 1688, und 1702 bei. Der von Brocke klaget: daß der Jaͤger die ge- dachte wiſe abtreten, und ligen laſſen muͤſſe, zu- gleich die pachtgelter von 1738 verguͤte, wenn di- ſe zufoͤrderſt durch ſchaͤzer erfunden worden waͤ- ren ꝛc. Der beklagete ſtellet die ſchuzrede der maiersbeſchaffenheit entgegen, und berufet ſich auf die urkunde von jare 1688, worin der Johann Conrad von Brocke ſich der worte bedinet: „kraft diſes dem Jaͤger ſolche wiſe verheure, und „maiersweiſe eintue, diſelbe meines lebens zu ge- „brauchen ꝛc.‟; imgleichen auf die pfandverſchrei- bung. Ob nun ſchon verſchidene rechtsgelehrte in dem wane ſtehen, welchergeſtalt eine verpach- tung auf lange zeit zu einem erbpachte erwachſen koͤnne;

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 830. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/854>, abgerufen am 25.04.2024.