Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

von den gerechtigk. und befugnissen.
s. 400 fgg. Das geistliche recht nennet es: pro-
visio; der Franzos aber jusgisti, Alteserra de du-
cibus, comit. Gall.
Die azungsgerechtigkeit, oder
das ablager grosser herren, wird als eine gerechtsa-
me der herrschaft, bei den untertanen, sowohl klö-
stern einzukeren, und die tafel, auch wonung frei
von inen zu fodern, betrachtet, wie z. e. in Pom-
mern vormals 1480 von herzog Bogislaus bei den
klöstern geschah, Schwarz in der pommerischen
lehnhistori s. 631, +. Bei den klöstern, und stif-
tern findet sich diselbe öfters für die landesherr-
schaftliche jäger etc. Es wird dises jeweilen der
aufritt genennet, Haltaus unter dem worte: auf-
ritt
sp. 63. Das tischstellen bei den römisch-ca-
tholischen processionen kömmt dahir auch jeweilen
bei den untertanen für, Boehmer T. III, P. I,
cons.
29, s. 214 fgg., Pestel de seruitute com-
merciorum sect. II,
§ 23 fg. s. 53 fgg.

Ein und funfzigstes haubtstück
von den zwanggerechtigkeiten.

§ 2074

Jn Teutschlande äussern sich öfters zwangge-woher die
zwang- oder
bannrechte zu
leiten sind?

rechtigkeiten (§ 2004). Derselben ursprung
ist aus verschidenen ursachen herzuleiten (§ 2075
des Iten th.). Bei den gemeinen bauern, welche
entweder dem landesherrn, oder den adelichen mit
leibeigenschaft verpflichtet waren, hat dise ebenfalls
einen grund zu den zwang- und bannrechten an
hand gegeben; immassen sie in vorteilhaften sa-
chen den leibherren die nuzungen nicht entzihen
durften. Disemnach konnten die halsherren, wenn
sie eine müle, schenke, ein backhaus, brauhaus rc
baueten, iren leibeigenen wohl befelen, und auf-

erle-
K k k 3

von den gerechtigk. und befugniſſen.
ſ. 400 fgg. Das geiſtliche recht nennet es: pro-
viſio; der Franzos aber jusgiſti, Alteſerra de du-
cibus, comit. Gall.
Die azungsgerechtigkeit, oder
das ablager groſſer herren, wird als eine gerechtſa-
me der herrſchaft, bei den untertanen, ſowohl kloͤ-
ſtern einzukeren, und die tafel, auch wonung frei
von inen zu fodern, betrachtet, wie z. e. in Pom-
mern vormals 1480 von herzog Bogislaus bei den
kloͤſtern geſchah, Schwarz in der pommeriſchen
lehnhiſtori ſ. 631, †. Bei den kloͤſtern, und ſtif-
tern findet ſich diſelbe oͤfters fuͤr die landesherr-
ſchaftliche jaͤger ꝛc. Es wird diſes jeweilen der
aufritt genennet, Haltaus unter dem worte: auf-
ritt
ſp. 63. Das tiſchſtellen bei den roͤmiſch-ca-
tholiſchen proceſſionen koͤmmt dahir auch jeweilen
bei den untertanen fuͤr, Boehmer T. III, P. I,
conſ.
29, ſ. 214 fgg., Peſtel de ſeruitute com-
merciorum ſect. II,
§ 23 fg. ſ. 53 fgg.

Ein und funfzigſtes haubtſtuͤck
von den zwanggerechtigkeiten.

§ 2074

Jn Teutſchlande aͤuſſern ſich oͤfters zwangge-woher die
zwang- oder
bannrechte zu
leiten ſind?

rechtigkeiten (§ 2004). Derſelben urſprung
iſt aus verſchidenen urſachen herzuleiten (§ 2075
des Iten th.). Bei den gemeinen bauern, welche
entweder dem landesherrn, oder den adelichen mit
leibeigenſchaft verpflichtet waren, hat diſe ebenfalls
einen grund zu den zwang- und bannrechten an
hand gegeben; immaſſen ſie in vorteilhaften ſa-
chen den leibherren die nuzungen nicht entzihen
durften. Diſemnach konnten die halsherren, wenn
ſie eine muͤle, ſchenke, ein backhaus, brauhaus ꝛc
baueten, iren leibeigenen wohl befelen, und auf-

erle-
K k k 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0909" n="885"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den gerechtigk. und befugni&#x017F;&#x017F;en.</hi></fw><lb/>
&#x017F;. 400 fgg. Das gei&#x017F;tliche recht nennet es: pro-<lb/>
vi&#x017F;io; der Franzos aber jusgi&#x017F;ti, <hi rendition="#fr">Alte&#x017F;erra</hi> <hi rendition="#aq">de du-<lb/>
cibus, comit. Gall.</hi> Die azungsgerechtigkeit, oder<lb/>
das ablager gro&#x017F;&#x017F;er herren, wird als eine gerecht&#x017F;a-<lb/>
me der herr&#x017F;chaft, bei den untertanen, &#x017F;owohl klo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;tern einzukeren, und die tafel, auch wonung frei<lb/>
von inen zu fodern, betrachtet, wie z. e. in Pom-<lb/>
mern vormals 1480 von herzog Bogislaus bei den<lb/>
klo&#x0364;&#x017F;tern ge&#x017F;chah, <hi rendition="#fr">Schwarz</hi> in der pommeri&#x017F;chen<lb/>
lehnhi&#x017F;tori &#x017F;. 631, &#x2020;. Bei den klo&#x0364;&#x017F;tern, und &#x017F;tif-<lb/>
tern findet &#x017F;ich di&#x017F;elbe o&#x0364;fters fu&#x0364;r die landesherr-<lb/>
&#x017F;chaftliche ja&#x0364;ger &#xA75B;c. Es wird di&#x017F;es jeweilen der<lb/>
aufritt genennet, <hi rendition="#fr">Haltaus</hi> unter dem worte: <hi rendition="#fr">auf-<lb/>
ritt</hi> &#x017F;p. 63. Das ti&#x017F;ch&#x017F;tellen bei den ro&#x0364;mi&#x017F;ch-ca-<lb/>
tholi&#x017F;chen proce&#x017F;&#x017F;ionen ko&#x0364;mmt dahir auch jeweilen<lb/>
bei den untertanen fu&#x0364;r, <hi rendition="#fr">Boehmer</hi> <hi rendition="#aq">T. III, P. I,<lb/>
con&#x017F;.</hi> 29, &#x017F;. 214 fgg., <hi rendition="#fr">Pe&#x017F;tel</hi> <hi rendition="#aq">de &#x017F;eruitute com-<lb/>
merciorum &#x017F;ect. II,</hi> § 23 fg. &#x017F;. 53 fgg.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#b">Ein und funfzig&#x017F;tes haubt&#x017F;tu&#x0364;ck<lb/>
von den zwanggerechtigkeiten.</hi><lb/>
§ 2074</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">J</hi>n Teut&#x017F;chlande a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern &#x017F;ich o&#x0364;fters zwangge-<note place="right">woher die<lb/>
zwang- oder<lb/>
bannrechte zu<lb/>
leiten &#x017F;ind?</note><lb/>
rechtigkeiten (§ 2004). Der&#x017F;elben ur&#x017F;prung<lb/>
i&#x017F;t aus ver&#x017F;chidenen ur&#x017F;achen herzuleiten (§ 2075<lb/>
des <hi rendition="#aq">I</hi>ten th.). Bei den gemeinen bauern, welche<lb/>
entweder dem landesherrn, oder den adelichen mit<lb/>
leibeigen&#x017F;chaft verpflichtet waren, hat di&#x017F;e ebenfalls<lb/>
einen grund zu den zwang- und bannrechten an<lb/>
hand gegeben; imma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie in vorteilhaften &#x017F;a-<lb/>
chen den leibherren die nuzungen nicht entzihen<lb/>
durften. Di&#x017F;emnach konnten die halsherren, wenn<lb/>
&#x017F;ie eine mu&#x0364;le, &#x017F;chenke, ein backhaus, brauhaus &#xA75B;c<lb/>
baueten, iren leibeigenen wohl befelen, und auf-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k k 3</fw><fw place="bottom" type="catch">erle-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[885/0909] von den gerechtigk. und befugniſſen. ſ. 400 fgg. Das geiſtliche recht nennet es: pro- viſio; der Franzos aber jusgiſti, Alteſerra de du- cibus, comit. Gall. Die azungsgerechtigkeit, oder das ablager groſſer herren, wird als eine gerechtſa- me der herrſchaft, bei den untertanen, ſowohl kloͤ- ſtern einzukeren, und die tafel, auch wonung frei von inen zu fodern, betrachtet, wie z. e. in Pom- mern vormals 1480 von herzog Bogislaus bei den kloͤſtern geſchah, Schwarz in der pommeriſchen lehnhiſtori ſ. 631, †. Bei den kloͤſtern, und ſtif- tern findet ſich diſelbe oͤfters fuͤr die landesherr- ſchaftliche jaͤger ꝛc. Es wird diſes jeweilen der aufritt genennet, Haltaus unter dem worte: auf- ritt ſp. 63. Das tiſchſtellen bei den roͤmiſch-ca- tholiſchen proceſſionen koͤmmt dahir auch jeweilen bei den untertanen fuͤr, Boehmer T. III, P. I, conſ. 29, ſ. 214 fgg., Peſtel de ſeruitute com- merciorum ſect. II, § 23 fg. ſ. 53 fgg. Ein und funfzigſtes haubtſtuͤck von den zwanggerechtigkeiten. § 2074 Jn Teutſchlande aͤuſſern ſich oͤfters zwangge- rechtigkeiten (§ 2004). Derſelben urſprung iſt aus verſchidenen urſachen herzuleiten (§ 2075 des Iten th.). Bei den gemeinen bauern, welche entweder dem landesherrn, oder den adelichen mit leibeigenſchaft verpflichtet waren, hat diſe ebenfalls einen grund zu den zwang- und bannrechten an hand gegeben; immaſſen ſie in vorteilhaften ſa- chen den leibherren die nuzungen nicht entzihen durften. Diſemnach konnten die halsherren, wenn ſie eine muͤle, ſchenke, ein backhaus, brauhaus ꝛc baueten, iren leibeigenen wohl befelen, und auf- erle- woher die zwang- oder bannrechte zu leiten ſind? K k k 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/909
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 885. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/909>, abgerufen am 19.04.2024.