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Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800.

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Von den Pflanzungen.
Vortheile im Herbste oder Frühjahre gehauen werden können, nur die Kopfweiden leiden zu-
weilen vom Froste, wenn sie im Herbst gekappt werden.

§. 67.

Es ist nicht gleichgültig welcher Sorten von Weiden und Pappeln man sich zum
Pflanzen bedient, und es ist gut wenn sich ein Strombaumeister die Kenntniß der vorzüglich-
sten Arten derselben verschaft; zu diesem Endzweck sollen einige Weiden- und Pappelarten noch
ihren äußern Kennzeichen hier beschrieben und was etwa noch anzumerken nöthig ist, dabei
erinnert werden. Wenn aber bei den übrigen Pflanzen vorzüglich die Befruchtungswerkzeuge
dazu dienen, ihre vorzügliche Kennzeichen anzugeben, so ist dieses bei den vielen Weidenarten
dennoch manchen Schwierigkeiten unterworfen, weshalb hier die vorzüglichsten Unterscheidungs-
zeichen der Weidenarten, besonders von dem Blatt hergenommen werden sollen, wobei ich bei
der Beschreibung außer meinen Erfahrungen, vorzüglich Gleditsch, Suckow und v. Burgs-
dorf gefolgt bin.

I. Weiße Weide (Salix alba L.)

Die Blätter welche abwechselnd stehen sind länglich, auf beiden Enden zugespitzt,
etwa 3 Zoll lang, 3/4 Zoll breit, gezähnt, auf beiden Seiten, doch unten weit stärker mit kur-
zen weißen Haaren überzogen, weshalb die Blätter ins silberfarbene spielen. Die feinen
Zähne sind mit kleinen röthlichen Drüsen besetzt, die mitten am Blatt besonders merklich sind.
Der Blattstiel ist etwa 1/4 Zoll lang. Zuweilen ist das Blatt mit vier schwarzen, rauhen
Punkten versehen.

Die Rinde der jungen Zweige ist glatt und gelbbraun, an ältern dunkler und an
alten Schäften reißt sie stark auf.

Das Holz der jungen Zweige ist nur wenig biegsam, von ältern spröde.

Sie ist vorzüglich wegen ihres schnellen Wachsthums und weil sie im schärfsten
Froste unter allen Weiden die dauerhafteste ist, zu Kopfweiden geschickt und wird eine der
größten und stärksten Weiden.

Die Zweige werden zu Faschinen, Würste und Pfähle genutzt; wegen ihren unregel-
mäßigen Aesten nimmt man diese Art nicht gern zu Strauchpflanzungen, weil solche alsdenn
nicht so dicht wie von andern Weidenarten werden; auch ist es zu vermeiden, solche zu
Spreutlagen oder Rauchwehren zu nehmen, weil die Krone des Packwerks alsdenn nicht nur
weniger dicht auswächst, sondern auch die Reiser wegen ihrer Sprödigkeit, zu leicht geknickt
werden.

Von den Pflanzungen.
Vortheile im Herbſte oder Fruͤhjahre gehauen werden koͤnnen, nur die Kopfweiden leiden zu-
weilen vom Froſte, wenn ſie im Herbſt gekappt werden.

§. 67.

Es iſt nicht gleichguͤltig welcher Sorten von Weiden und Pappeln man ſich zum
Pflanzen bedient, und es iſt gut wenn ſich ein Strombaumeiſter die Kenntniß der vorzuͤglich-
ſten Arten derſelben verſchaft; zu dieſem Endzweck ſollen einige Weiden- und Pappelarten noch
ihren aͤußern Kennzeichen hier beſchrieben und was etwa noch anzumerken noͤthig iſt, dabei
erinnert werden. Wenn aber bei den uͤbrigen Pflanzen vorzuͤglich die Befruchtungswerkzeuge
dazu dienen, ihre vorzuͤgliche Kennzeichen anzugeben, ſo iſt dieſes bei den vielen Weidenarten
dennoch manchen Schwierigkeiten unterworfen, weshalb hier die vorzuͤglichſten Unterſcheidungs-
zeichen der Weidenarten, beſonders von dem Blatt hergenommen werden ſollen, wobei ich bei
der Beſchreibung außer meinen Erfahrungen, vorzuͤglich Gleditſch, Suckow und v. Burgs-
dorf gefolgt bin.

I. Weiße Weide (Salix alba L.)

Die Blaͤtter welche abwechſelnd ſtehen ſind laͤnglich, auf beiden Enden zugeſpitzt,
etwa 3 Zoll lang, ¾ Zoll breit, gezaͤhnt, auf beiden Seiten, doch unten weit ſtaͤrker mit kur-
zen weißen Haaren uͤberzogen, weshalb die Blaͤtter ins ſilberfarbene ſpielen. Die feinen
Zaͤhne ſind mit kleinen roͤthlichen Druͤſen beſetzt, die mitten am Blatt beſonders merklich ſind.
Der Blattſtiel iſt etwa ¼ Zoll lang. Zuweilen iſt das Blatt mit vier ſchwarzen, rauhen
Punkten verſehen.

Die Rinde der jungen Zweige iſt glatt und gelbbraun, an aͤltern dunkler und an
alten Schaͤften reißt ſie ſtark auf.

Das Holz der jungen Zweige iſt nur wenig biegſam, von aͤltern ſproͤde.

Sie iſt vorzuͤglich wegen ihres ſchnellen Wachsthums und weil ſie im ſchaͤrfſten
Froſte unter allen Weiden die dauerhafteſte iſt, zu Kopfweiden geſchickt und wird eine der
groͤßten und ſtaͤrkſten Weiden.

Die Zweige werden zu Faſchinen, Wuͤrſte und Pfaͤhle genutzt; wegen ihren unregel-
maͤßigen Aeſten nimmt man dieſe Art nicht gern zu Strauchpflanzungen, weil ſolche alsdenn
nicht ſo dicht wie von andern Weidenarten werden; auch iſt es zu vermeiden, ſolche zu
Spreutlagen oder Rauchwehren zu nehmen, weil die Krone des Packwerks alsdenn nicht nur
weniger dicht auswaͤchſt, ſondern auch die Reiſer wegen ihrer Sproͤdigkeit, zu leicht geknickt
werden.

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[71/0091] Von den Pflanzungen. Vortheile im Herbſte oder Fruͤhjahre gehauen werden koͤnnen, nur die Kopfweiden leiden zu- weilen vom Froſte, wenn ſie im Herbſt gekappt werden. §. 67. Es iſt nicht gleichguͤltig welcher Sorten von Weiden und Pappeln man ſich zum Pflanzen bedient, und es iſt gut wenn ſich ein Strombaumeiſter die Kenntniß der vorzuͤglich- ſten Arten derſelben verſchaft; zu dieſem Endzweck ſollen einige Weiden- und Pappelarten noch ihren aͤußern Kennzeichen hier beſchrieben und was etwa noch anzumerken noͤthig iſt, dabei erinnert werden. Wenn aber bei den uͤbrigen Pflanzen vorzuͤglich die Befruchtungswerkzeuge dazu dienen, ihre vorzuͤgliche Kennzeichen anzugeben, ſo iſt dieſes bei den vielen Weidenarten dennoch manchen Schwierigkeiten unterworfen, weshalb hier die vorzuͤglichſten Unterſcheidungs- zeichen der Weidenarten, beſonders von dem Blatt hergenommen werden ſollen, wobei ich bei der Beſchreibung außer meinen Erfahrungen, vorzuͤglich Gleditſch, Suckow und v. Burgs- dorf gefolgt bin. I. Weiße Weide (Salix alba L.) Die Blaͤtter welche abwechſelnd ſtehen ſind laͤnglich, auf beiden Enden zugeſpitzt, etwa 3 Zoll lang, ¾ Zoll breit, gezaͤhnt, auf beiden Seiten, doch unten weit ſtaͤrker mit kur- zen weißen Haaren uͤberzogen, weshalb die Blaͤtter ins ſilberfarbene ſpielen. Die feinen Zaͤhne ſind mit kleinen roͤthlichen Druͤſen beſetzt, die mitten am Blatt beſonders merklich ſind. Der Blattſtiel iſt etwa ¼ Zoll lang. Zuweilen iſt das Blatt mit vier ſchwarzen, rauhen Punkten verſehen. Die Rinde der jungen Zweige iſt glatt und gelbbraun, an aͤltern dunkler und an alten Schaͤften reißt ſie ſtark auf. Das Holz der jungen Zweige iſt nur wenig biegſam, von aͤltern ſproͤde. Sie iſt vorzuͤglich wegen ihres ſchnellen Wachsthums und weil ſie im ſchaͤrfſten Froſte unter allen Weiden die dauerhafteſte iſt, zu Kopfweiden geſchickt und wird eine der groͤßten und ſtaͤrkſten Weiden. Die Zweige werden zu Faſchinen, Wuͤrſte und Pfaͤhle genutzt; wegen ihren unregel- maͤßigen Aeſten nimmt man dieſe Art nicht gern zu Strauchpflanzungen, weil ſolche alsdenn nicht ſo dicht wie von andern Weidenarten werden; auch iſt es zu vermeiden, ſolche zu Spreutlagen oder Rauchwehren zu nehmen, weil die Krone des Packwerks alsdenn nicht nur weniger dicht auswaͤchſt, ſondern auch die Reiſer wegen ihrer Sproͤdigkeit, zu leicht geknickt werden.

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Zitationshilfe: Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800/91>, abgerufen am 28.03.2024.