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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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fast zehnerley weine fürhanden waren, er auch
keine complimente und aufmunterungs-grün-
de sparete, so kame niemand ohne einen ziemli-
chen schwindel nach hause. Herr Brosius
hatte bey der gelegenheit im heimgehen mit
denen sänftenträgern händel, weil er die fenster
in der sänfte gantz illuminiret, und nachge-
hends da sie ihre durchsichtigkeit verlohren, als
unbrauchbar entzwey geschmissen, aber darü-
ber die hände ziemlich blessiret. Die iungfer
Machmitten ist ietzo eine braut, und wird ehe-
stens mit Hrn. Schöpschristeln hochzeit halten.

Jch weiß nicht ob ich Euch bereits gemeldet,
daß Mr. Fanfaron Euch für sehr eigensinnig
halte, er hat sich gegen mir ohnlängst etwas da-
von mercken lassen, vielleicht hat er Euch etwan
auf der nase spielen und zum besten haben wol-
len, Jhr aber seyd nicht disponiret gewesen,
es treuhertzig zu leiden. Gemeiniglich ma-
chen es dergleichen wohlgezogne herrlein so, sie
wollen iedermann auf dem maule trummeln,
und mit ihren Quichotischen streichen, betrüge-
reyen und windmachereyen allen leuten eins
anhängen, wer es nun nicht so gleich verstehn
und mit einem tieffen reverentz annehmen will,
den beschuldigen sie einer eigensinnigen und
verdrießlichen aufführung. Jhr werdet euch
darnach zu richten wissen. Jch bin

Votre tres fidele ami,


Exempl.

von dem ſtilo
faſt zehnerley weine fuͤrhanden waren, er auch
keine complimente und aufmunterungs-gruͤn-
de ſparete, ſo kame niemand ohne einen ziemli-
chen ſchwindel nach hauſe. Herr Broſius
hatte bey der gelegenheit im heimgehen mit
denen ſaͤnftentraͤgern haͤndel, weil er die fenſter
in der ſaͤnfte gantz illuminiret, und nachge-
hends da ſie ihre durchſichtigkeit verlohren, als
unbrauchbar entzwey geſchmiſſen, aber daruͤ-
ber die haͤnde ziemlich bleſſiret. Die iungfer
Machmitten iſt ietzo eine braut, und wird ehe-
ſtens mit Hrn. Schoͤpschriſteln hochzeit halten.

Jch weiß nicht ob ich Euch bereits gemeldet,
daß Mr. Fanfaron Euch fuͤr ſehr eigenſinnig
halte, er hat ſich gegen mir ohnlaͤngſt etwas da-
von mercken laſſen, vielleicht hat er Euch etwan
auf der naſe ſpielen und zum beſten haben wol-
len, Jhr aber ſeyd nicht diſponiret geweſen,
es treuhertzig zu leiden. Gemeiniglich ma-
chen es dergleichen wohlgezogne herrlein ſo, ſie
wollen iedermann auf dem maule trummeln,
und mit ihren Quichotiſchen ſtreichen, betruͤge-
reyen und windmachereyen allen leuten eins
anhaͤngen, wer es nun nicht ſo gleich verſtehn
und mit einem tieffen reverentz annehmen will,
den beſchuldigen ſie einer eigenſinnigen und
verdrießlichen auffuͤhrung. Jhr werdet euch
darnach zu richten wiſſen. Jch bin

Vôtre tres fidele ami,


Exempl.
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[216/0234] von dem ſtilo faſt zehnerley weine fuͤrhanden waren, er auch keine complimente und aufmunterungs-gruͤn- de ſparete, ſo kame niemand ohne einen ziemli- chen ſchwindel nach hauſe. Herr Broſius hatte bey der gelegenheit im heimgehen mit denen ſaͤnftentraͤgern haͤndel, weil er die fenſter in der ſaͤnfte gantz illuminiret, und nachge- hends da ſie ihre durchſichtigkeit verlohren, als unbrauchbar entzwey geſchmiſſen, aber daruͤ- ber die haͤnde ziemlich bleſſiret. Die iungfer Machmitten iſt ietzo eine braut, und wird ehe- ſtens mit Hrn. Schoͤpschriſteln hochzeit halten. Jch weiß nicht ob ich Euch bereits gemeldet, daß Mr. Fanfaron Euch fuͤr ſehr eigenſinnig halte, er hat ſich gegen mir ohnlaͤngſt etwas da- von mercken laſſen, vielleicht hat er Euch etwan auf der naſe ſpielen und zum beſten haben wol- len, Jhr aber ſeyd nicht diſponiret geweſen, es treuhertzig zu leiden. Gemeiniglich ma- chen es dergleichen wohlgezogne herrlein ſo, ſie wollen iedermann auf dem maule trummeln, und mit ihren Quichotiſchen ſtreichen, betruͤge- reyen und windmachereyen allen leuten eins anhaͤngen, wer es nun nicht ſo gleich verſtehn und mit einem tieffen reverentz annehmen will, den beſchuldigen ſie einer eigenſinnigen und verdrießlichen auffuͤhrung. Jhr werdet euch darnach zu richten wiſſen. Jch bin Vôtre tres fidele ami, Exempl.

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/234>, abgerufen am 25.04.2024.