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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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und desselben eigenschaften.
Mon Frere.

Jhr habt mir abwesend ein kennzeichen Eurer
freundschaft, in überschickung des bewusten
buches, zu meinem grossen vergnügen gegeben.
Was würde ich nicht erst für eine freude bey
mir empfinden, wann ich die ehre haben solte
Euch gegenwärtig zu küssen? Eine solche freu-
de hat mir neulich der ehrliche Curtius gemacht,
da er nach einer langen abwesenheit mich in
meinen neuen logis besuchet. Was meint ihr
hingegen wie mir zu muthe sey, wann Mr. Sau-
sewind mit seinen ungezognen manieren mich
überfällt, und mir meine kostbare zeit, am mei-
sten aber meine stille ruhe, mit seinen incompre-
hensibilitaden und unverschämten wesen rau-
bet. Gewiß wann der unbändige kerl auf reisen
geht und nach Franckreich kommt, da wird er
sich für les petites maisons hüten müssen, wo
nicht künfftige hundstage ihm etwas fatales
begegnet; sein geld verspielt er gantz in cognito,
und dazu die helfte von seines vaters vermögen.
Seine ehre und zeit vertändelt er mit der Jfr.
Hippocrassen, und damit auch sein eignes logis
merckmahle von seinen thorheiten bekomme,
so schmauset er fleißig, und lästden wein aus de-
nen bouteillen in die mägen und aus den mä-
gen in die stube schütten, daß bediente, mägde,
sänfftenträger, häscher und mit diesen die gan-
tze stadt seine schwelgerey und seiner gäste auf-
führung zu rühmen haben. Jch möchte wohl
wissen, ob er klug werden könne, wann man

ihm
und deſſelben eigenſchaften.
Mon Frere.

Jhr habt mir abweſend ein kennzeichen Eurer
freundſchaft, in uͤberſchickung des bewuſten
buches, zu meinem groſſen vergnuͤgen gegeben.
Was wuͤrde ich nicht erſt fuͤr eine freude bey
mir empfinden, wann ich die ehre haben ſolte
Euch gegenwaͤrtig zu kuͤſſen? Eine ſolche freu-
de hat mir neulich der ehrliche Curtius gemacht,
da er nach einer langen abweſenheit mich in
meinen neuen logis beſuchet. Was meint ihr
hingegen wie mir zu muthe ſey, wañ Mr. Sau-
ſewind mit ſeinen ungezognen manieren mich
uͤberfaͤllt, und mir meine koſtbare zeit, am mei-
ſten aber meine ſtille ruhe, mit ſeinen incompre-
henſibilitaden und unverſchaͤmten weſen rau-
bet. Gewiß wann der unbaͤndige kerl auf reiſen
geht und nach Franckreich kommt, da wird er
ſich fuͤr les petites maiſons huͤten muͤſſen, wo
nicht kuͤnfftige hundstage ihm etwas fatales
begegnet; ſein geld verſpielt er gantz in cognito,
uñ dazu die helfte von ſeines vaters vermoͤgen.
Seine ehre und zeit vertaͤndelt er mit der Jfr.
Hippocraſſen, und damit auch ſein eignes logis
merckmahle von ſeinen thorheiten bekomme,
ſo ſchmauſet er fleißig, und laͤſtden wein aus de-
nen bouteillen in die maͤgen und aus den maͤ-
gen in die ſtube ſchuͤtten, daß bediente, maͤgde,
ſaͤnfftentraͤger, haͤſcher und mit dieſen die gan-
tze ſtadt ſeine ſchwelgerey und ſeiner gaͤſte auf-
fuͤhrung zu ruͤhmen haben. Jch moͤchte wohl
wiſſen, ob er klug werden koͤnne, wann man

ihm
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[223/0241] und deſſelben eigenſchaften. Mon Frere. Jhr habt mir abweſend ein kennzeichen Eurer freundſchaft, in uͤberſchickung des bewuſten buches, zu meinem groſſen vergnuͤgen gegeben. Was wuͤrde ich nicht erſt fuͤr eine freude bey mir empfinden, wann ich die ehre haben ſolte Euch gegenwaͤrtig zu kuͤſſen? Eine ſolche freu- de hat mir neulich der ehrliche Curtius gemacht, da er nach einer langen abweſenheit mich in meinen neuen logis beſuchet. Was meint ihr hingegen wie mir zu muthe ſey, wañ Mr. Sau- ſewind mit ſeinen ungezognen manieren mich uͤberfaͤllt, und mir meine koſtbare zeit, am mei- ſten aber meine ſtille ruhe, mit ſeinen incompre- henſibilitaden und unverſchaͤmten weſen rau- bet. Gewiß wann der unbaͤndige kerl auf reiſen geht und nach Franckreich kommt, da wird er ſich fuͤr les petites maiſons huͤten muͤſſen, wo nicht kuͤnfftige hundstage ihm etwas fatales begegnet; ſein geld verſpielt er gantz in cognito, uñ dazu die helfte von ſeines vaters vermoͤgen. Seine ehre und zeit vertaͤndelt er mit der Jfr. Hippocraſſen, und damit auch ſein eignes logis merckmahle von ſeinen thorheiten bekomme, ſo ſchmauſet er fleißig, und laͤſtden wein aus de- nen bouteillen in die maͤgen und aus den maͤ- gen in die ſtube ſchuͤtten, daß bediente, maͤgde, ſaͤnfftentraͤger, haͤſcher und mit dieſen die gan- tze ſtadt ſeine ſchwelgerey und ſeiner gaͤſte auf- fuͤhrung zu ruͤhmen haben. Jch moͤchte wohl wiſſen, ob er klug werden koͤnne, wann man ihm

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/241>, abgerufen am 19.04.2024.