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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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des stili insonderheit.
ten stilo, §. 26. Vom cärimonioso, §. 27. Vom
epistolari, §. 28. Vom dogmatico und polemico, etc.
§. 29.

§. 1.

D Je mancherley zufälligen dinge, welche
bey dem stilo die wesentliche eigenschaf-
ten desselben, vielfältig bey der anwen-
dung modificiren, und die verhältniß seiner thei-
le in etwas verändern, bringen auch verschie-
dene arten des stili herfür.a) Die wichtigste
veränderung entstehet, von den unterschiede-
nen obiectis, deren iedes einen besondern stilum
erfodert. Jst das obiectum sinnlich, so bekommt
man stilum simplicem, der sicy auf den univer-
sellen gebrauch gründet; ist es abstract, so ent-
steht der stilus eruditus, nach dem gelehrten ge-
brauch; bey niedrigen obiectis ist der stilus hu-
milis; bey hohen, der sublimis; bey mittel-
mäßigen, der mediocris zugebrauchen; gehet es
den verstand allein an, erfordert es stilum theo-
reticum; gehet es den willen an, erfodert es
patheticum u. s. f.

a) Es ist wohl zu mercken, daß die unterschiedenen
arten des stili nicht daher kommen, weil man die-
im vorigen cap. angeführte eigenschaften weg läs-
set, sondern weil man dieselben nur mehr oder
weniger mercken läst. Wie z. e. die unterschie-
denen gesichter der leute nicht deßwegen bemer-
cket werden, weil es diesem an der nase ienem an
den lippen oder augen fehlt, sondern weil iener
eine grosse, dieser eine kleine nase hat, weil dieser
eine herfürragende ober-lippe, iener eine her-
fürstehende unter-lippe, iener schwartze, dieser
katzen-graue augen hat. etc.

§. 2.

des ſtili inſonderheit.
ten ſtilo, §. 26. Vom caͤrimonioſo, §. 27. Vom
epiſtolari, §. 28. Vom dogmatico und polemico, ꝛc.
§. 29.

§. 1.

D Je mancherley zufaͤlligen dinge, welche
bey dem ſtilo die weſentliche eigenſchaf-
ten deſſelben, vielfaͤltig bey der anwen-
dung modificiren, und die verhaͤltniß ſeiner thei-
le in etwas veraͤndern, bringen auch verſchie-
dene arten des ſtili herfuͤr.a) Die wichtigſte
veraͤnderung entſtehet, von den unterſchiede-
nen obiectis, deren iedes einen beſondern ſtilum
erfodert. Jſt das obiectum ſinnlich, ſo bekom̃t
man ſtilum ſimplicem, der ſicy auf den univer-
ſellen gebrauch gruͤndet; iſt es abſtract, ſo ent-
ſteht der ſtilus eruditus, nach dem gelehrten ge-
brauch; bey niedrigen obiectis iſt der ſtilus hu-
milis; bey hohen, der ſublimis; bey mittel-
maͤßigen, der mediocris zugebrauchen; gehet es
den verſtand allein an, erfordert es ſtilum theo-
reticum; gehet es den willen an, erfodert es
patheticum u. ſ. f.

a) Es iſt wohl zu mercken, daß die unterſchiedenen
arten des ſtili nicht daher kommen, weil man die-
im voꝛigen cap. angefuͤhrte eigenſchaften weg laͤſ-
ſet, ſondern weil man dieſelben nur mehr oder
weniger mercken laͤſt. Wie z. e. die unterſchie-
denen geſichter der leute nicht deßwegen bemer-
cket werden, weil es dieſem an der naſe ienem an
den lippen oder augen fehlt, ſondern weil iener
eine groſſe, dieſer eine kleine naſe hat, weil dieſer
eine herfuͤrragende ober-lippe, iener eine her-
fuͤrſtehende unter-lippe, iener ſchwartze, dieſer
katzen-graue augen hat. ꝛc.

§. 2.
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[237/0255] des ſtili inſonderheit. ten ſtilo, §. 26. Vom caͤrimonioſo, §. 27. Vom epiſtolari, §. 28. Vom dogmatico und polemico, ꝛc. §. 29. §. 1. D Je mancherley zufaͤlligen dinge, welche bey dem ſtilo die weſentliche eigenſchaf- ten deſſelben, vielfaͤltig bey der anwen- dung modificiren, und die verhaͤltniß ſeiner thei- le in etwas veraͤndern, bringen auch verſchie- dene arten des ſtili herfuͤr. a⁾ Die wichtigſte veraͤnderung entſtehet, von den unterſchiede- nen obiectis, deren iedes einen beſondern ſtilum erfodert. Jſt das obiectum ſinnlich, ſo bekom̃t man ſtilum ſimplicem, der ſicy auf den univer- ſellen gebrauch gruͤndet; iſt es abſtract, ſo ent- ſteht der ſtilus eruditus, nach dem gelehrten ge- brauch; bey niedrigen obiectis iſt der ſtilus hu- milis; bey hohen, der ſublimis; bey mittel- maͤßigen, der mediocris zugebrauchen; gehet es den verſtand allein an, erfordert es ſtilum theo- reticum; gehet es den willen an, erfodert es patheticum u. ſ. f. a⁾ Es iſt wohl zu mercken, daß die unterſchiedenen arten des ſtili nicht daher kommen, weil man die- im voꝛigen cap. angefuͤhrte eigenſchaften weg laͤſ- ſet, ſondern weil man dieſelben nur mehr oder weniger mercken laͤſt. Wie z. e. die unterſchie- denen geſichter der leute nicht deßwegen bemer- cket werden, weil es dieſem an der naſe ienem an den lippen oder augen fehlt, ſondern weil iener eine groſſe, dieſer eine kleine naſe hat, weil dieſer eine herfuͤrragende ober-lippe, iener eine her- fuͤrſtehende unter-lippe, iener ſchwartze, dieſer katzen-graue augen hat. ꝛc. §. 2.

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/255>, abgerufen am 24.04.2024.