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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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zur beredsamkeit.
verdrießliches in seiner person, gesichte und
äusserlichen wesen habe, über seine minen air
und gestus ohne affectation disponiren könne,
auch seine sprache zu moderiren wisse und im
übrigen mit gesunden organis zum reden aus-
gerüstet sey. a)

a) Dieses hiessen die alten: eloquentiam corporis,
darinn die Pantomimi bey ihnen überaus glück-
lich waren. vid. Reimmann Hist. Litt. Germ. Vol.
III. p. 394. Thomasii Caut. Cap. 9. p. 182. §. 50.
Conrart de l'action de l'orateur,
so zu Helmstädt
1690. 4. lateinisch, unter dem titul: de pronun-
ciatione & gestu oratoris,
und 1709 zu Jena in 12
Teutsch heraus kommen, mit dem titul: Conrarts
gründlicher unterricht, wie ein geistlicher
und weltlicher redner in der aussprache
und gestibus sich manierlich und klug auf-
führen solle.
Hieher gehören viele regeln des
wohlstandes, siehe unten des dritten theils un-
serer Oratorie achtes capitel.

§. 10. Jn ansehung des verstandes, muß er
ordentlich, gründlich, deutlich, artig gedencken,
alles muß von einem gesauberten iudicio dirigi-
ret werdena) das ingenium und memorie
müsse nicht zu hefftig würcken, aber auch nicht
gar zu schwach seyn.b)

a) Siehe hierbey Ridiger S. V. & F. lib. I. Cap. II.
§. XXVI.

b) Siehe unten das achte capitel.

§. 11. Jn ansehung des willens, muß er
eine durch kunst und klugheit zu wege gebrachte
gleichgültigkeit besitzen,a) aufrichtige und red-
liche absichten haben,b) und über seine nei-

gun-
A 5

zur beredſamkeit.
verdrießliches in ſeiner perſon, geſichte und
aͤuſſerlichen weſen habe, uͤber ſeine minen air
und geſtus ohne affectation diſponiren koͤnne,
auch ſeine ſprache zu moderiren wiſſe und im
uͤbrigen mit geſunden organis zum reden aus-
geruͤſtet ſey. a)

a) Dieſes hieſſen die alten: eloquentiam corporis,
darinn die Pantomimi bey ihnen uͤberaus gluͤck-
lich waren. vid. Reimmann Hiſt. Litt. Germ. Vol.
III. p. 394. Thomaſii Caut. Cap. 9. p. 182. §. 50.
Conrart de l’action de l’orateur,
ſo zu Helmſtaͤdt
1690. 4. lateiniſch, unter dem titul: de pronun-
ciatione & geſtu oratoris,
und 1709 zu Jena in 12
Teutſch heraus kom̃en, mit dem titul: Conrarts
gruͤndlicher unterricht, wie ein geiſtlicher
und weltlicher redner in der ausſprache
und geſtibus ſich manierlich und klug auf-
fuͤhren ſolle.
Hieher gehoͤren viele regeln des
wohlſtandes, ſiehe unten des dritten theils un-
ſerer Oratorie achtes capitel.

§. 10. Jn anſehung des verſtandes, muß er
ordentlich, gruͤndlich, deutlich, artig gedencken,
alles muß von einem geſauberten iudicio dirigi-
ret werdena) das ingenium und memorie
muͤſſe nicht zu hefftig wuͤrcken, aber auch nicht
gar zu ſchwach ſeyn.b)

a) Siehe hierbey Ridiger S. V. & F. lib. I. Cap. II.
§. XXVI.

b) Siehe unten das achte capitel.

§. 11. Jn anſehung des willens, muß er
eine durch kunſt und klugheit zu wege gebrachte
gleichguͤltigkeit beſitzen,a) aufrichtige und red-
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A 5
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[9/0027] zur beredſamkeit. verdrießliches in ſeiner perſon, geſichte und aͤuſſerlichen weſen habe, uͤber ſeine minen air und geſtus ohne affectation diſponiren koͤnne, auch ſeine ſprache zu moderiren wiſſe und im uͤbrigen mit geſunden organis zum reden aus- geruͤſtet ſey. a⁾ a⁾ Dieſes hieſſen die alten: eloquentiam corporis, darinn die Pantomimi bey ihnen uͤberaus gluͤck- lich waren. vid. Reimmann Hiſt. Litt. Germ. Vol. III. p. 394. Thomaſii Caut. Cap. 9. p. 182. §. 50. Conrart de l’action de l’orateur, ſo zu Helmſtaͤdt 1690. 4. lateiniſch, unter dem titul: de pronun- ciatione & geſtu oratoris, und 1709 zu Jena in 12 Teutſch heraus kom̃en, mit dem titul: Conrarts gruͤndlicher unterricht, wie ein geiſtlicher und weltlicher redner in der ausſprache und geſtibus ſich manierlich und klug auf- fuͤhren ſolle. Hieher gehoͤren viele regeln des wohlſtandes, ſiehe unten des dritten theils un- ſerer Oratorie achtes capitel. §. 10. Jn anſehung des verſtandes, muß er ordentlich, gruͤndlich, deutlich, artig gedencken, alles muß von einem geſauberten iudicio dirigi- ret werden a⁾ das ingenium und memorie muͤſſe nicht zu hefftig wuͤrcken, aber auch nicht gar zu ſchwach ſeyn. b⁾ a⁾ Siehe hierbey Ridiger S. V. & F. lib. I. Cap. II. §. XXVI. b⁾ Siehe unten das achte capitel. §. 11. Jn anſehung des willens, muß er eine durch kunſt und klugheit zu wege gebrachte gleichguͤltigkeit beſitzen, a⁾ aufrichtige und red- liche abſichten haben, b⁾ und uͤber ſeine nei- gun- A 5

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/27>, abgerufen am 29.03.2024.