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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von denen unterschiedenen arten
Plinio, Virgilii Georgic. Velleio, Justino, &c.
Jsocrate, Hesiodo, &c.
im Voiture, Telemaque
des Fenelon &c. im Loredano, Guarini, &c.
b) Der begrif des mittelmäßigen obiecti ist etwas
dunckel, denn man kan nicht leicht determiniren,
wo das mittelmäßige aushöre und anfange;
deßwegen referiret man zuweilen etwas zum
simplici, das von andern zum medioeri gebracht
wird, oder man hält etwas für sublim, das nur
zum mediocri gehört: Allein ist schon der unter-
schied so handgreiflich nicht, so ist er doch wahr-
haftig da, und es ist eben, als wenn man die sta-
turen der leute eintheilet, in klein groß und mit-
telmäßig, denn da kan niemand sagen, bey wel-
chem zoll der länge die mittelmäßige statur an-
fange und auf höre, daher manchmahl einer von
diesen für groß von ienem für mittelmäßig ge-
halten wird, inzwischen ist doch dieser unterschieb
nicht ohne nutzen und hat seinen grund. Man
kan auch zufrieden seyn, wann man nur nicht das
grosse für klein, das kleine für groß ansieht, und
also nicht hohe obiecta mit dem stilo humili, und
niedrige mit dem stilo sublimi überfirnset und
fürstellet. Als ein exempel vom stilo mediocri
mag folgende rede angesehen werden, welche in
der nunmehr in die 40 iahr florirenden redner-
gesellschaft unter Jhro Magnificentz des Herrn
D. Schmiden Eloqu. P. P. Ordin. und Theol. Ex-
traord.
präsidio in Leipzig von mir, als einem
mitgliede besagter Societät, anno 1717. d. 24.
Februarii gehalten worden:
Rede
von der unbeständigkeit der menschlichen
gemüther.

Der erdkreiß scheinet nur darum auch ohne
pfeiler so feste gegründet, und der himmel auch

ohne
von denen unterſchiedenen arten
Plinio, Virgilii Georgic. Velleio, Juſtino, &c.
Jſocrate, Heſiodo, &c.
im Voiture, Telemaque
des Fenelon &c. im Loredano, Guarini, &c.
b) Der begrif des mittelmaͤßigen obiecti iſt etwas
dunckel, denn man kan nicht leicht determiniren,
wo das mittelmaͤßige auſhoͤre und anfange;
deßwegen referiret man zuweilen etwas zum
ſimplici, das von andern zum medioeri gebracht
wird, oder man haͤlt etwas fuͤr ſublim, das nur
zum mediocri gehoͤrt: Allein iſt ſchon der unter-
ſchied ſo handgreiflich nicht, ſo iſt er doch wahr-
haftig da, und es iſt eben, als wenn man die ſta-
turen der leute eintheilet, in klein groß und mit-
telmaͤßig, denn da kan niemand ſagen, bey wel-
chem zoll der laͤnge die mittelmaͤßige ſtatur an-
fange und auf hoͤre, daher manchmahl einer von
dieſen fuͤr groß von ienem fuͤr mittelmaͤßig ge-
halten wird, inzwiſchen iſt doch dieſer unterſchieb
nicht ohne nutzen und hat ſeinen grund. Man
kan auch zufrieden ſeyn, wann man nur nicht das
groſſe fuͤr klein, das kleine fuͤr groß anſieht, und
alſo nicht hohe obiecta mit dem ſtilo humili, und
niedrige mit dem ſtilo ſublimi uͤberfirnſet und
fuͤrſtellet. Als ein exempel vom ſtilo mediocri
mag folgende rede angeſehen werden, welche in
der nunmehr in die 40 iahr florirenden redner-
geſellſchaft unter Jhro Magnificentz des Herrn
D. Schmiden Eloqu. P. P. Ordin. und Theol. Ex-
traord.
praͤſidio in Leipzig von mir, als einem
mitgliede beſagter Societaͤt, anno 1717. d. 24.
Februarii gehalten worden:
Rede
von der unbeſtaͤndigkeit der menſchlichen
gemuͤther.

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pfeiler ſo feſte gegruͤndet, und der himmel auch

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[262/0280] von denen unterſchiedenen arten a⁾ Plinio, Virgilii Georgic. Velleio, Juſtino, &c. Jſocrate, Heſiodo, &c. im Voiture, Telemaque des Fenelon &c. im Loredano, Guarini, &c. b⁾ Der begrif des mittelmaͤßigen obiecti iſt etwas dunckel, denn man kan nicht leicht determiniren, wo das mittelmaͤßige auſhoͤre und anfange; deßwegen referiret man zuweilen etwas zum ſimplici, das von andern zum medioeri gebracht wird, oder man haͤlt etwas fuͤr ſublim, das nur zum mediocri gehoͤrt: Allein iſt ſchon der unter- ſchied ſo handgreiflich nicht, ſo iſt er doch wahr- haftig da, und es iſt eben, als wenn man die ſta- turen der leute eintheilet, in klein groß und mit- telmaͤßig, denn da kan niemand ſagen, bey wel- chem zoll der laͤnge die mittelmaͤßige ſtatur an- fange und auf hoͤre, daher manchmahl einer von dieſen fuͤr groß von ienem fuͤr mittelmaͤßig ge- halten wird, inzwiſchen iſt doch dieſer unterſchieb nicht ohne nutzen und hat ſeinen grund. Man kan auch zufrieden ſeyn, wann man nur nicht das groſſe fuͤr klein, das kleine fuͤr groß anſieht, und alſo nicht hohe obiecta mit dem ſtilo humili, und niedrige mit dem ſtilo ſublimi uͤberfirnſet und fuͤrſtellet. Als ein exempel vom ſtilo mediocri mag folgende rede angeſehen werden, welche in der nunmehr in die 40 iahr florirenden redner- geſellſchaft unter Jhro Magnificentz des Herrn D. Schmiden Eloqu. P. P. Ordin. und Theol. Ex- traord. praͤſidio in Leipzig von mir, als einem mitgliede beſagter Societaͤt, anno 1717. d. 24. Februarii gehalten worden: Rede von der unbeſtaͤndigkeit der menſchlichen gemuͤther. Der erdkreiß ſcheinet nur darum auch ohne pfeiler ſo feſte gegruͤndet, und der himmel auch ohne

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/280>, abgerufen am 29.03.2024.