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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von denen unterschiedenen arten
sich keiner veränderung befürchten, denn wenn
es blitzt und donnert, so blitzt und donnert es
unter seinen füssen, und ihm schenckt die sonne
der gerechtigkeit die angenehmsten strahlen.
Jch würde die unbeständigkeit des Ecebolii ver-
fluchen, welcher unter den käysern Constantino
Constantio, Juliano, Jouiano
seine religion
zu einer mode machte, welche bald so bald an-
ders, nach dem geschmack der welt könte einge-
richtet werden. Jch würde die unbeständigkeit
des creutz-vogels Loxiae verächtlich fürstellen,
welcher alle winter seine farbe verändert. Jch
würde es eine thierische veränderung nennen,
wenn man in seiner bekehrung dem wolffe
nachahmen wolte, und zwar die haare, aber
nicht den rauberischen sinn änderte. Redete
ich endlich mit ungelehrten, so würde meine
gröste sorgfalt dahin gehen müssen, zu zeigen,
wie gefährlich es sey, einem unbesonnenen
Phaethonti die regierung seiner affecten anzu-
vertrauen, und wie vergnüglich es hingegen, der
vernunft den zügel davon zuübergeben. Jch
müste darthun wie eine klügliche abwechselung
des gemüthes, eine mutter der meisten tugen-
den sey. Man glaubt daß in ein hauß, da
man bey plötzlich entstandenen ungewitter feu-
er anzündet, so leicht kein donnerkeil einen er-
schreckenden schlag thue. Es ist aber leichter
zu glauben, daß in eine seele, wo vernunft und
tugend ihr feuer und heerd haben, kein wiedri-
ges schicksaal eindringen und verwirrung an-

rich-

von denen unterſchiedenen arten
ſich keiner veraͤnderung befuͤrchten, denn wenn
es blitzt und donnert, ſo blitzt und donnert es
unter ſeinen fuͤſſen, und ihm ſchenckt die ſonne
der gerechtigkeit die angenehmſten ſtrahlen.
Jch wuͤrde die unbeſtaͤndigkeit des Ecebolii ver-
fluchen, welcher unter den kaͤyſern Conſtantino
Conſtantio, Juliano, Jouiano
ſeine religion
zu einer mode machte, welche bald ſo bald an-
ders, nach dem geſchmack der welt koͤnte einge-
richtet werden. Jch wuͤrde die unbeſtaͤndigkeit
des creutz-vogels Loxiae veraͤchtlich fuͤrſtellen,
welcher alle winter ſeine farbe veraͤndert. Jch
wuͤrde es eine thieriſche veraͤnderung nennen,
wenn man in ſeiner bekehrung dem wolffe
nachahmen wolte, und zwar die haare, aber
nicht den rauberiſchen ſinn aͤnderte. Redete
ich endlich mit ungelehrten, ſo wuͤrde meine
groͤſte ſorgfalt dahin gehen muͤſſen, zu zeigen,
wie gefaͤhrlich es ſey, einem unbeſonnenen
Phaethonti die regierung ſeiner affecten anzu-
vertrauen, und wie vergnuͤglich es hingegen, der
vernunft den zuͤgel davon zuuͤbergeben. Jch
muͤſte darthun wie eine kluͤgliche abwechſelung
des gemuͤthes, eine mutter der meiſten tugen-
den ſey. Man glaubt daß in ein hauß, da
man bey ploͤtzlich entſtandenen ungewitter feu-
er anzuͤndet, ſo leicht kein donnerkeil einen er-
ſchreckenden ſchlag thue. Es iſt aber leichter
zu glauben, daß in eine ſeele, wo vernunft und
tugend ihr feuer und heerd haben, kein wiedri-
ges ſchickſaal eindringen und verwirrung an-

rich-
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[276/0294] von denen unterſchiedenen arten ſich keiner veraͤnderung befuͤrchten, denn wenn es blitzt und donnert, ſo blitzt und donnert es unter ſeinen fuͤſſen, und ihm ſchenckt die ſonne der gerechtigkeit die angenehmſten ſtrahlen. Jch wuͤrde die unbeſtaͤndigkeit des Ecebolii ver- fluchen, welcher unter den kaͤyſern Conſtantino Conſtantio, Juliano, Jouiano ſeine religion zu einer mode machte, welche bald ſo bald an- ders, nach dem geſchmack der welt koͤnte einge- richtet werden. Jch wuͤrde die unbeſtaͤndigkeit des creutz-vogels Loxiae veraͤchtlich fuͤrſtellen, welcher alle winter ſeine farbe veraͤndert. Jch wuͤrde es eine thieriſche veraͤnderung nennen, wenn man in ſeiner bekehrung dem wolffe nachahmen wolte, und zwar die haare, aber nicht den rauberiſchen ſinn aͤnderte. Redete ich endlich mit ungelehrten, ſo wuͤrde meine groͤſte ſorgfalt dahin gehen muͤſſen, zu zeigen, wie gefaͤhrlich es ſey, einem unbeſonnenen Phaethonti die regierung ſeiner affecten anzu- vertrauen, und wie vergnuͤglich es hingegen, der vernunft den zuͤgel davon zuuͤbergeben. Jch muͤſte darthun wie eine kluͤgliche abwechſelung des gemuͤthes, eine mutter der meiſten tugen- den ſey. Man glaubt daß in ein hauß, da man bey ploͤtzlich entſtandenen ungewitter feu- er anzuͤndet, ſo leicht kein donnerkeil einen er- ſchreckenden ſchlag thue. Es iſt aber leichter zu glauben, daß in eine ſeele, wo vernunft und tugend ihr feuer und heerd haben, kein wiedri- ges ſchickſaal eindringen und verwirrung an- rich-

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/294>, abgerufen am 19.04.2024.