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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von denen unterschiedenen arten
prasselnd machet, auch meist realiter connecti-
ret, dannenhero die gröste tugend dieses stili
darinn bestehet, daß alle theile die hoheit des
obiecti vor augen zu legen, mit grossem fleiß
zusammen gesetzt sind und conspiriren. Das
abgeschmackte, geschwülstige, gar zu weit ge-
triebene wesen, ist hier sorgfältig zu vermei-
den.c)

a) Man darf nur ein eintziges wort oder redens-
art einfliessen lassen, das die neben-idee einer
familiarität hat und zu populairen dingen ge-
braucht wird, oder eine gedancke die nichts ho-
hes involviret, so ist alles verdorben. S. Lami
l. c. c. VIIII. Kemmerich l. c. p. 1042. 1045. Cle-
ricus in
Pensees de la vraie & fausse eloquence cap.
III.
Hederich l. c. p. 544. insonderheit Longi-
num
de sublimi des Boileau oder wie er ex theatro
Sheldoniano cum vita Longini
1710. 8. ediret,
(siehe oben cap. 2. §. 14. n. a.) und andere de-
ren Morhof und Stolle l. c. erwehnen. Thoma-
sius Caut
c. VIIII. und aus diesem D. Hamilton
scheinen nicht viel vom stilo sublimi zu halten,
weil sie nirgends deutliche regeln und vollkom-
mene exempel davon angetroffen. Der erste hat
vielleicht die absicht zugleich dabey gehabt, den
albernen trieb iunger leute zu mäßigen, die oh-
ne unterschied auf den stilum sublimem fallen,
dieser aber ienem zu folgen, indem er doch sonst
des Lohensteins stilum sublimem lobt p. 52. Man
mag sie hiebey also conferiren. Sonst findet man
den stilum sublimem lm Lohenstein, Gryphio,
Ziegler, Mayer, den reden grosser herren, etc.
im Cicerone
sonderlich in orat. Catilin. Liuio,
Curtio, Virgilii
Aeneid. Plinii Paneg. Senecae
Tragoed. &c.
im Homero, Sophocle &c. im Bal-
zac, Flechier, &c.
im Tasso, Marini, &c. Wie-

von denen unterſchiedenen arten
praſſelnd machet, auch meiſt realiter connecti-
ret, dannenhero die groͤſte tugend dieſes ſtili
darinn beſtehet, daß alle theile die hoheit des
obiecti vor augen zu legen, mit groſſem fleiß
zuſammen geſetzt ſind und conſpiriren. Das
abgeſchmackte, geſchwuͤlſtige, gar zu weit ge-
triebene weſen, iſt hier ſorgfaͤltig zu vermei-
den.c)

a) Man darf nur ein eintziges wort oder redens-
art einflieſſen laſſen, das die neben-idee einer
familiaritaͤt hat und zu populairen dingen ge-
braucht wird, oder eine gedancke die nichts ho-
hes involviret, ſo iſt alles verdorben. S. Lami
l. c. c. VIIII. Kemmerich l. c. p. 1042. 1045. Cle-
ricus in
Penſees de la vraie & fauſſe eloquence cap.
III.
Hederich l. c. p. 544. inſonderheit Longi-
num
de ſublimi des Boileau oder wie er ex theatro
Sheldoniano cum vita Longini
1710. 8. ediret,
(ſiehe oben cap. 2. §. 14. n. a.) und andere de-
ren Morhof und Stolle l. c. erwehnen. Thoma-
ſius Caut
c. VIIII. und aus dieſem D. Hamilton
ſcheinen nicht viel vom ſtilo ſublimi zu halten,
weil ſie nirgends deutliche regeln und vollkom-
mene exempel davon angetroffen. Der erſte hat
vielleicht die abſicht zugleich dabey gehabt, den
albernen trieb iunger leute zu maͤßigen, die oh-
ne unterſchied auf den ſtilum ſublimem fallen,
dieſer aber ienem zu folgen, indem er doch ſonſt
des Lohenſteins ſtilum ſublimem lobt p. 52. Man
mag ſie hiebey alſo conferiren. Sonſt findet man
den ſtilum ſublimem lm Lohenſtein, Gryphio,
Ziegler, Mayer, den reden groſſer herren, ꝛc.
im Cicerone
ſonderlich in orat. Catilin. Liuio,
Curtio, Virgilii
Aeneid. Plinii Paneg. Senecae
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[278/0296] von denen unterſchiedenen arten praſſelnd machet, auch meiſt realiter connecti- ret, dannenhero die groͤſte tugend dieſes ſtili darinn beſtehet, daß alle theile die hoheit des obiecti vor augen zu legen, mit groſſem fleiß zuſammen geſetzt ſind und conſpiriren. Das abgeſchmackte, geſchwuͤlſtige, gar zu weit ge- triebene weſen, iſt hier ſorgfaͤltig zu vermei- den. c⁾ a⁾ Man darf nur ein eintziges wort oder redens- art einflieſſen laſſen, das die neben-idee einer familiaritaͤt hat und zu populairen dingen ge- braucht wird, oder eine gedancke die nichts ho- hes involviret, ſo iſt alles verdorben. S. Lami l. c. c. VIIII. Kemmerich l. c. p. 1042. 1045. Cle- ricus in Penſees de la vraie & fauſſe eloquence cap. III. Hederich l. c. p. 544. inſonderheit Longi- num de ſublimi des Boileau oder wie er ex theatro Sheldoniano cum vita Longini 1710. 8. ediret, (ſiehe oben cap. 2. §. 14. n. a.) und andere de- ren Morhof und Stolle l. c. erwehnen. Thoma- ſius Caut c. VIIII. und aus dieſem D. Hamilton ſcheinen nicht viel vom ſtilo ſublimi zu halten, weil ſie nirgends deutliche regeln und vollkom- mene exempel davon angetroffen. Der erſte hat vielleicht die abſicht zugleich dabey gehabt, den albernen trieb iunger leute zu maͤßigen, die oh- ne unterſchied auf den ſtilum ſublimem fallen, dieſer aber ienem zu folgen, indem er doch ſonſt des Lohenſteins ſtilum ſublimem lobt p. 52. Man mag ſie hiebey alſo conferiren. Sonſt findet man den ſtilum ſublimem lm Lohenſtein, Gryphio, Ziegler, Mayer, den reden groſſer herren, ꝛc. im Cicerone ſonderlich in orat. Catilin. Liuio, Curtio, Virgilii Aeneid. Plinii Paneg. Senecae Tragoed. &c. im Homero, Sophocle &c. im Bal- zac, Flechier, &c. im Taſſo, Marini, &c. Wie- wohl

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/296>, abgerufen am 24.04.2024.