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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von der disposition überhaupt.
und also aus drey sätzen, welche sechsmahl
versetzt, mit andern argumentis, wenn es nö-
thig, erweitert, aber auch enge zusammen ge-
zogen werden können, so daß man wohl gar die
minorem weg läst. Kommen zu denen sätzen
argumenta, so wird ein epichirema daraus,
bleiben diese weg, ists ein blosser syllogismus,
bleibt minor weg, heists enthymema, ia es fin-
det auch hier der sorites statt, bey mehr als
drey propositionibus, wenn immer eine aus
der andern fliesset.

Exempel findet man überall in denen Rhetorischen
büchern, ich will doch kurtz folgendes beyfügen:
Proposito: Man kan seine lebens-art im alter wohl
ändern und umsatteln.

Argum. Prob. Denn wozu man sich in der unver-
ständigen iugend begeben, solches kan man im
alter ändern.
Syllogismus: maior: Wovon man in der iugend zu ur-
theilen nicht fähig gewesen, und es doch erweh-
let, solches kan man im alter ändern.
minor: Unter dieienigen dinge, davon man in der
iugend zu [ur]theilen, nicht fähig gewesen, gehöret
billich die politische lebens-art, und derselben er-
wehlung.
conclus. Also wird niemand einem verständigen
mann vor übel halten, wann er den fehler seiner
iugend, in erwehlung der art zu leben, bey meh-
rern verstand und erfahrung zu verbessern suchet
und ändert.
Enthymema: maior: Wozu unser alter und erfah-
rung natürlicher weise noch nicht hinlänglich,
eine vollkommene gute wahl zu treffen, und zu
urtheilen, das können wir billig bey vollkomme-
nern verstand und jahren ändern,

con-

von der diſpoſition uͤberhaupt.
und alſo aus drey ſaͤtzen, welche ſechsmahl
verſetzt, mit andern argumentis, wenn es noͤ-
thig, erweitert, aber auch enge zuſammen ge-
zogen werden koͤnnen, ſo daß man wohl gar die
minorem weg laͤſt. Kommen zu denen ſaͤtzen
argumenta, ſo wird ein epichirema daraus,
bleiben dieſe weg, iſts ein bloſſer ſyllogiſmus,
bleibt minor weg, heiſts enthymema, ia es fin-
det auch hier der ſorites ſtatt, bey mehr als
drey propoſitionibus, wenn immer eine aus
der andern flieſſet.

Exempel findet man uͤberall in denen Rhetoriſchen
buͤchern, ich will doch kurtz folgendes beyfuͤgen:
Propoſito: Man kan ſeine lebens-art im alter wohl
aͤndern und umſatteln.

Argum. Prob. Denn wozu man ſich in der unver-
ſtaͤndigen iugend begeben, ſolches kan man im
alter aͤndern.
Syllogiſmus: maior: Wovon man in der iugend zu ur-
theilen nicht faͤhig geweſen, und es doch erweh-
let, ſolches kan man im alter aͤndern.
minor: Unter dieienigen dinge, davon man in der
iugend zu [ur]theilen, nicht faͤhig geweſen, gehoͤret
billich die politiſche lebens-art, und derſelben er-
wehlung.
concluſ. Alſo wird niemand einem verſtaͤndigen
mann vor uͤbel halten, wann er den fehler ſeiner
iugend, in erwehlung der art zu leben, bey meh-
rern verſtand und erfahrung zu verbeſſern ſuchet
und aͤndert.
Enthymema: maior: Wozu unſer alter und erfah-
rung natuͤrlicher weiſe noch nicht hinlaͤnglich,
eine vollkommene gute wahl zu treffen, und zu
urtheilen, das koͤnnen wir billig bey vollkomme-
nern verſtand und jahren aͤndern,

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[382/0400] von der diſpoſition uͤberhaupt. und alſo aus drey ſaͤtzen, welche ſechsmahl verſetzt, mit andern argumentis, wenn es noͤ- thig, erweitert, aber auch enge zuſammen ge- zogen werden koͤnnen, ſo daß man wohl gar die minorem weg laͤſt. Kommen zu denen ſaͤtzen argumenta, ſo wird ein epichirema daraus, bleiben dieſe weg, iſts ein bloſſer ſyllogiſmus, bleibt minor weg, heiſts enthymema, ia es fin- det auch hier der ſorites ſtatt, bey mehr als drey propoſitionibus, wenn immer eine aus der andern flieſſet. Exempel findet man uͤberall in denen Rhetoriſchen buͤchern, ich will doch kurtz folgendes beyfuͤgen: Propoſito: Man kan ſeine lebens-art im alter wohl aͤndern und umſatteln. Argum. Prob. Denn wozu man ſich in der unver- ſtaͤndigen iugend begeben, ſolches kan man im alter aͤndern. Syllogiſmus: maior: Wovon man in der iugend zu ur- theilen nicht faͤhig geweſen, und es doch erweh- let, ſolches kan man im alter aͤndern. minor: Unter dieienigen dinge, davon man in der iugend zu urtheilen, nicht faͤhig geweſen, gehoͤret billich die politiſche lebens-art, und derſelben er- wehlung. concluſ. Alſo wird niemand einem verſtaͤndigen mann vor uͤbel halten, wann er den fehler ſeiner iugend, in erwehlung der art zu leben, bey meh- rern verſtand und erfahrung zu verbeſſern ſuchet und aͤndert. Enthymema: maior: Wozu unſer alter und erfah- rung natuͤrlicher weiſe noch nicht hinlaͤnglich, eine vollkommene gute wahl zu treffen, und zu urtheilen, das koͤnnen wir billig bey vollkomme- nern verſtand und jahren aͤndern, con-

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/400>, abgerufen am 18.04.2024.