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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von der disposition überhaupt.
Applic. Die untergebene jugend sind kleinodien, so
den eltern lieber als alle edelgesteine, etc.
Amplific. a Contrar. Wie manches hurtiges gemüthe
würde eingeschläfert werden, wenn es nicht die
furcht, von andern überwunden zu werden,
in dem fleisse erhalten würde.
Amplif. a Testimonio: Ohne zweifel hat der bekannte
schul- mann Valentinus Trotzendorff aus
keinem andern absehen, als eine ämulation un-
ter seinen discipeln zu erwecken, dieselben alle-
mahl bey dem anfange seiner lectionen also an-
geredet: Seyd gegrüsset, ihr edle, bürger-
meister, ratbs-herren, käyserl. königl. fürsti-
räthe, künstler, doctores, kauff, leute, aber

auch ihr henckers-knechte, schelmen, etc.
Chria II. ab bonesto, Protasis: Solche ämulation
ist eine herrliche tugend.
Aetiologia per descriptionem negat. & positiuam:
Denn sie ist keine verachtung des andern,
wegen seiner gaben, sondern ein betrübniß,
daß man nicht so fleißig, nicht so tugend-
hast, nicht so geschickt ist, als ein anderer
von unserer condition.
AEtiologia II. ab effectu: Wo diese nacheiferung in
dem hertzen glüet, können die allerschwere-
sten dinge glücklich ausgefübret werden. Jn-
gleichen wird in den künsten durch ämula-
tion was grosses ausgerichtet.
Amplif. ab Emblem. Die Academie zu Soissons füh-
ret einen jungen adler, der den alten nach-
fliegt, mit dieser beyschrift: Maternis ausibus
audax.
Applicatio: Also machet die ämulation dreist
und tapffer, daß man auch was waget nach
anderer exempel.
Exempli loco possunt adduci Parrhasius & Zeuxis. Item
Julius Caesar ex Suetonio.

CON-
von der diſpoſition uͤberhaupt.
Applic. Die untergebene jugend ſind kleinodien, ſo
den eltern lieber als alle edelgeſteine, ꝛc.
Amplific. a Contrar. Wie manches hurtiges gemuͤthe
wuͤrde eingeſchlaͤfert werden, wenn es nicht die
furcht, von andern uͤberwunden zu werden,
in dem fleiſſe erhalten wuͤrde.
Amplif. a Teſtimonio: Ohne zweifel hat der bekannte
ſchul- mann Valentinus Trotzendorff aus
keinem andern abſehen, als eine aͤmulation un-
ter ſeinen diſcipeln zu erwecken, dieſelben alle-
mahl bey dem anfange ſeiner lectionen alſo an-
geredet: Seyd gegruͤſſet, ihr edle, buͤrger-
meiſter, ratbs-herren, kaͤyſerl. koͤnigl. fuͤrſti-
raͤthe, kuͤnſtler, doctores, kauff, leute, aber

auch ihr henckers-knechte, ſchelmen, ꝛc.
Chria II. ab boneſto, Protasis: Solche aͤmulation
iſt eine herrliche tugend.
Aetiologia per deſcriptionem negat. & poſitiuam:
Denn ſie iſt keine verachtung des andern,
wegen ſeiner gaben, ſondern ein betruͤbniß,
daß man nicht ſo fleißig, nicht ſo tugend-
haſt, nicht ſo geſchickt iſt, als ein anderer
von unſerer condition.
Ætiologia II. ab effectu: Wo dieſe nacheiferung in
dem hertzen gluͤet, koͤnnen die allerſchwere-
ſten dinge gluͤcklich ausgefuͤbret werden. Jn-
gleichen wird in den kuͤnſten durch aͤmula-
tion was groſſes ausgerichtet.
Amplif. ab Emblem. Die Academie zu Soiſſons fuͤh-
ret einen jungen adler, der den alten nach-
fliegt, mit dieſer beyſchrift: Maternis auſibus
audax.
Applicatio: Alſo machet die aͤmulation dreiſt
und tapffer, daß man auch was waget nach
anderer exempel.
Exempli loco poſſunt adduci Parrhaſius & Zeuxis. Item
Julius Cæſar ex Suetonio.

CON-
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[395/0413] von der diſpoſition uͤberhaupt. Applic. Die untergebene jugend ſind kleinodien, ſo den eltern lieber als alle edelgeſteine, ꝛc. Amplific. a Contrar. Wie manches hurtiges gemuͤthe wuͤrde eingeſchlaͤfert werden, wenn es nicht die furcht, von andern uͤberwunden zu werden, in dem fleiſſe erhalten wuͤrde. Amplif. a Teſtimonio: Ohne zweifel hat der bekannte ſchul- mann Valentinus Trotzendorff aus keinem andern abſehen, als eine aͤmulation un- ter ſeinen diſcipeln zu erwecken, dieſelben alle- mahl bey dem anfange ſeiner lectionen alſo an- geredet: Seyd gegruͤſſet, ihr edle, buͤrger- meiſter, ratbs-herren, kaͤyſerl. koͤnigl. fuͤrſti- raͤthe, kuͤnſtler, doctores, kauff, leute, aber auch ihr henckers-knechte, ſchelmen, ꝛc. Chria II. ab boneſto, Protasis: Solche aͤmulation iſt eine herrliche tugend. Aetiologia per deſcriptionem negat. & poſitiuam: Denn ſie iſt keine verachtung des andern, wegen ſeiner gaben, ſondern ein betruͤbniß, daß man nicht ſo fleißig, nicht ſo tugend- haſt, nicht ſo geſchickt iſt, als ein anderer von unſerer condition. Ætiologia II. ab effectu: Wo dieſe nacheiferung in dem hertzen gluͤet, koͤnnen die allerſchwere- ſten dinge gluͤcklich ausgefuͤbret werden. Jn- gleichen wird in den kuͤnſten durch aͤmula- tion was groſſes ausgerichtet. Amplif. ab Emblem. Die Academie zu Soiſſons fuͤh- ret einen jungen adler, der den alten nach- fliegt, mit dieſer beyſchrift: Maternis auſibus audax. Applicatio: Alſo machet die aͤmulation dreiſt und tapffer, daß man auch was waget nach anderer exempel. Exempli loco poſſunt adduci Parrhaſius & Zeuxis. Item Julius Cæſar ex Suetonio. CON-

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/413>, abgerufen am 23.04.2024.