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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von der disposition überhaupt.
zwungen verbunden sey, daß sie aus demsel-
ben zu fliessen scheine. Der ausdruck muß mit
den übrigen theilen der rede wohl übereinstim-
men, viele heftige affecten darf man nicht zei-
gen, es auch nicht weit ausdehnen, denn es ist
besser, wann der affect mit der rede nach und
nach, iedoch dem obiecto gemäß, wächst und
steiget, und die disposition kan nach angeführ-
ten arten eingerichtet werden.

§. 9. Die proposition oder der fürtrag des
thematis selbst, drucket den gantzen inhalt der
rede, in kurtzen, entweder deutlichen oder ver-
blümten worten aus, welche gar genau nach
den regeln der klugheit einzurichten. Es ist
schlechterdings nöthig, daß ein ieder der da
reden will, einen satz oder auch wohl nur eine
idee zum grunde lege, damit er nicht durch vie-
le concepte verwirret und distrahiret werde,
sondern wisse worauf alle seine gedancken und
worte abzielen, so wird man verhoffentlich so
deutlich reden, daß der zuhörer alles leicht ver-
stehen und von dem gantzen gebäude einen
richtigen begrif behalten wird, welches die
gröste tugend eines öffentlichen redners und
der fürnehmste zweck der proposition, ia auch
der partition ist, denn die erkläret nur die thei-
le des thematis und drucket aus, auf wie viel
momenta man bey der proposition zu refle-
ctiren habe.

§. 10. Jn der tractation oder ausführung
des thematis, kommen alle argumenta für,

welche

von der diſpoſition uͤberhaupt.
zwungen verbunden ſey, daß ſie aus demſel-
ben zu flieſſen ſcheine. Der ausdruck muß mit
den uͤbrigen theilen der rede wohl uͤbereinſtim-
men, viele heftige affecten darf man nicht zei-
gen, es auch nicht weit ausdehnen, denn es iſt
beſſer, wann der affect mit der rede nach und
nach, iedoch dem obiecto gemaͤß, waͤchſt und
ſteiget, und die diſpoſition kan nach angefuͤhr-
ten arten eingerichtet werden.

§. 9. Die propoſition oder der fuͤrtrag des
thematis ſelbſt, drucket den gantzen inhalt der
rede, in kurtzen, entweder deutlichen oder ver-
bluͤmten worten aus, welche gar genau nach
den regeln der klugheit einzurichten. Es iſt
ſchlechterdings noͤthig, daß ein ieder der da
reden will, einen ſatz oder auch wohl nur eine
idee zum grunde lege, damit er nicht durch vie-
le concepte verwirret und diſtrahiret werde,
ſondern wiſſe worauf alle ſeine gedancken und
worte abzielen, ſo wird man verhoffentlich ſo
deutlich reden, daß der zuhoͤrer alles leicht ver-
ſtehen und von dem gantzen gebaͤude einen
richtigen begrif behalten wird, welches die
groͤſte tugend eines oͤffentlichen redners und
der fuͤrnehmſte zweck der propoſition, ia auch
der partition iſt, denn die erklaͤret nur die thei-
le des thematis und drucket aus, auf wie viel
momenta man bey der propoſition zu refle-
ctiren habe.

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welche
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[404/0422] von der diſpoſition uͤberhaupt. zwungen verbunden ſey, daß ſie aus demſel- ben zu flieſſen ſcheine. Der ausdruck muß mit den uͤbrigen theilen der rede wohl uͤbereinſtim- men, viele heftige affecten darf man nicht zei- gen, es auch nicht weit ausdehnen, denn es iſt beſſer, wann der affect mit der rede nach und nach, iedoch dem obiecto gemaͤß, waͤchſt und ſteiget, und die diſpoſition kan nach angefuͤhr- ten arten eingerichtet werden. §. 9. Die propoſition oder der fuͤrtrag des thematis ſelbſt, drucket den gantzen inhalt der rede, in kurtzen, entweder deutlichen oder ver- bluͤmten worten aus, welche gar genau nach den regeln der klugheit einzurichten. Es iſt ſchlechterdings noͤthig, daß ein ieder der da reden will, einen ſatz oder auch wohl nur eine idee zum grunde lege, damit er nicht durch vie- le concepte verwirret und diſtrahiret werde, ſondern wiſſe worauf alle ſeine gedancken und worte abzielen, ſo wird man verhoffentlich ſo deutlich reden, daß der zuhoͤrer alles leicht ver- ſtehen und von dem gantzen gebaͤude einen richtigen begrif behalten wird, welches die groͤſte tugend eines oͤffentlichen redners und der fuͤrnehmſte zweck der propoſition, ia auch der partition iſt, denn die erklaͤret nur die thei- le des thematis und drucket aus, auf wie viel momenta man bey der propoſition zu refle- ctiren habe. §. 10. Jn der tractation oder ausfuͤhrung des thematis, kommen alle argumenta fuͤr, welche

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/422>, abgerufen am 28.03.2024.