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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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und politischen reden
rung, den trost, und den danck an die leichen-
begleiter, abmessen und einrichten,b) endlich
entweder das thema naturale oder artificiale
ordentlich disponiren, so daß dieses überall auf
den verstorbenen wohl appliciret, und der an-
fang mit einer guten meditation gemacht wer-
de,c) und letzlich den ausdruck mit der aus-
arbeitung nach den umständen angenehm und
artig einrichten, wozu die gegebenen regeln
schon hinlänglich.

a) Also ist es bey parentationibus oder abdan-
ckungen nicht darauf angesehen, daß man biblis.
sprüche u. den Catechismum zum grunde legen,
und ohne unterscheid die wahrheit sagen müssen.
b) Diese theile können bald vermindert, bald ver-
grössert, bald versetzt werden, nach beschaffen-
heit des obiecti, und solches recht zu erkennen,
ist die historie des verstorbenen höchst-nöthig.
c) Von dem unterschied der thematum s. oben
P. I. cap. 1. Einige machen sich eine schwierig-
keit daraus, bey gar seltenen fällen, etwas ge-
schicktes zu einer parentation zu erfinden, z. e.
bey einem, der vor dem feind geblieben, im duell
erstochen, in der raserey sich zum fenster heraus
gestürtzt, auf der cantzel todt blieben, im wasser
ersoffen, im feuer verbrennet, vom donner er-
schlagen etc. allein dazu kan man nach oben ge-
gebenen regeln am leichtesten gelangen. Hin-
gegen bey denen fällen, da gantz nichts seltza-
mes fürkommt, welche in denen allgemeinen
ideen stehen bleiben, da wäre es, deucht mir,
schwerer etwas besonderes zu finden. Die me-
ditation, damit man anfängt, muß durch die
gantze parentation ihre kraft erstrecken, und
sonderlich der schluß mit derselben artig ver-
bunden werden, auch sonst artig verfasset seyn.
Jch habe P. III. cap. 1. schon zur disposition re-
F f 5

und politiſchen reden
rung, den troſt, und den danck an die leichen-
begleiter, abmeſſen und einrichten,b) endlich
entweder das thema naturale oder artificiale
ordentlich diſponiren, ſo daß dieſes uͤberall auf
den verſtorbenen wohl appliciret, und der an-
fang mit einer guten meditation gemacht wer-
de,c) und letzlich den ausdruck mit der aus-
arbeitung nach den umſtaͤnden angenehm und
artig einrichten, wozu die gegebenen regeln
ſchon hinlaͤnglich.

a) Alſo iſt es bey parentationibus oder abdan-
ckungen nicht darauf angeſehen, daß man bibliſ.
ſpruͤche u. den Catechiſmum zum grunde legen,
und ohne unterſcheid die wahrheit ſagen muͤſſen.
b) Dieſe theile koͤnnen bald vermindert, bald ver-
groͤſſert, bald verſetzt werden, nach beſchaffen-
heit des obiecti, und ſolches recht zu erkennen,
iſt die hiſtorie des verſtorbenen hoͤchſt-noͤthig.
c) Von dem unterſchied der thematum ſ. oben
P. I. cap. 1. Einige machen ſich eine ſchwierig-
keit daraus, bey gar ſeltenen faͤllen, etwas ge-
ſchicktes zu einer parentation zu erfinden, z. e.
bey einem, der vor dem feind geblieben, im duell
erſtochen, in der raſerey ſich zum fenſter heraus
geſtuͤrtzt, auf der cantzel todt blieben, im waſſer
erſoffen, im feuer verbrennet, vom donner er-
ſchlagen ꝛc. allein dazu kan man nach oben ge-
gebenen regeln am leichteſten gelangen. Hin-
gegen bey denen faͤllen, da gantz nichts ſeltza-
mes fuͤrkommt, welche in denen allgemeinen
ideen ſtehen bleiben, da waͤre es, deucht mir,
ſchwerer etwas beſonderes zu finden. Die me-
ditation, damit man anfaͤngt, muß durch die
gantze parentation ihre kraft erſtrecken, und
ſonderlich der ſchluß mit derſelben artig ver-
bunden werden, auch ſonſt artig verfaſſet ſeyn.
Jch habe P. III. cap. 1. ſchon zur diſpoſition re-
F f 5
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[457/0475] und politiſchen reden rung, den troſt, und den danck an die leichen- begleiter, abmeſſen und einrichten, b⁾ endlich entweder das thema naturale oder artificiale ordentlich diſponiren, ſo daß dieſes uͤberall auf den verſtorbenen wohl appliciret, und der an- fang mit einer guten meditation gemacht wer- de, c⁾ und letzlich den ausdruck mit der aus- arbeitung nach den umſtaͤnden angenehm und artig einrichten, wozu die gegebenen regeln ſchon hinlaͤnglich. a⁾ Alſo iſt es bey parentationibus oder abdan- ckungen nicht darauf angeſehen, daß man bibliſ. ſpruͤche u. den Catechiſmum zum grunde legen, und ohne unterſcheid die wahrheit ſagen muͤſſen. b⁾ Dieſe theile koͤnnen bald vermindert, bald ver- groͤſſert, bald verſetzt werden, nach beſchaffen- heit des obiecti, und ſolches recht zu erkennen, iſt die hiſtorie des verſtorbenen hoͤchſt-noͤthig. c⁾ Von dem unterſchied der thematum ſ. oben P. I. cap. 1. Einige machen ſich eine ſchwierig- keit daraus, bey gar ſeltenen faͤllen, etwas ge- ſchicktes zu einer parentation zu erfinden, z. e. bey einem, der vor dem feind geblieben, im duell erſtochen, in der raſerey ſich zum fenſter heraus geſtuͤrtzt, auf der cantzel todt blieben, im waſſer erſoffen, im feuer verbrennet, vom donner er- ſchlagen ꝛc. allein dazu kan man nach oben ge- gebenen regeln am leichteſten gelangen. Hin- gegen bey denen faͤllen, da gantz nichts ſeltza- mes fuͤrkommt, welche in denen allgemeinen ideen ſtehen bleiben, da waͤre es, deucht mir, ſchwerer etwas beſonderes zu finden. Die me- ditation, damit man anfaͤngt, muß durch die gantze parentation ihre kraft erſtrecken, und ſonderlich der ſchluß mit derſelben artig ver- bunden werden, auch ſonſt artig verfaſſet ſeyn. Jch habe P. III. cap. 1. ſchon zur diſpoſition re- geln F f 5

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/475>, abgerufen am 25.04.2024.