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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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der argumentorum.
a) Morhoff hat in seinem Polyhistore vieles von
excerptis, ingleichen von der einrichtung der-
selben und von auctoribus so davon geschrieben
angeführet. Hl. Höbner hat in seinen Orato-
rischen fragen auch zum excerpiren einen für-
schlag gethan. Mir gefällt diese methode: man
läst ein buch oder etliche papier einbinden, so daß
man immer mehr und mehr daran heften kan,
voran setzt man ein vollständiges register, so auf
bequeme art eingerichtet, und da man immer
mehr zuschreiben kan nach gelegenheit, hernach
paginiret man sein buch, läst auf beyden seiten
einen mäßigen rand, schreibt auf der einen seite
kurtz die contenta auf der andern, die zeit wenn
man das excerptum eingetragen und den ort wo
es geschehen. Lieset man nun etwas in einem
auctore, so schreibt man kurtz den nahmen des
auctoris, des buchs, wo und wenn es heraus
kommen anch wohl kurtz die contenta des buchs,
und grosser leute iudicia davon. Darunter
kommen die excerpta selbst. Hat man für sich
gute einfälle, die man gerne behalten will, so
schreibt man solche ebenfalls ein, ingleichen
was man hie und da besonderes höret. Die no-
mina propria trägt man a part in das register,
und so bekomt man mit der zeit ein excerpten
buch, das man gewiß in allen wissenschafften
nutzen kan, dabey man auch zugleich den fort-
gang und eine historie seines fleisses siehet.
Ubrigens muß man allezeit gedencken, man ex-
cerpire, damit man seine excerpta nützen möge,
man lebe aber nicht deswegen, daß man immer
nur excerpiren müsse. Findet man eine beque-
mere methode zum excerpiren, so bediene man
sich derselben, und dencke daß eine methode sich
nicht für alle leute schicke, sondern ieder nach sei-
nem eignen begriff ihm die sache am leichtesten
machen könne.

§. 9.
D 4
der argumentorum.
a) Morhoff hat in ſeinem Polyhiſtore vieles von
excerptis, ingleichen von der einrichtung der-
ſelben und von auctoribus ſo davon geſchrieben
angefuͤhret. Hl. Hoͤbner hat in ſeinen Orato-
riſchen fragen auch zum excerpiren einen fuͤr-
ſchlag gethan. Mir gefaͤllt dieſe methode: man
laͤſt ein buch oder etliche papier einbinden, ſo daß
man immer mehr und mehr daran heften kan,
voran ſetzt man ein vollſtaͤndiges regiſter, ſo auf
bequeme art eingerichtet, und da man immer
mehr zuſchreiben kan nach gelegenheit, hernach
paginiret man ſein buch, laͤſt auf beyden ſeiten
einen maͤßigen rand, ſchreibt auf der einen ſeite
kurtz die contenta auf der andern, die zeit wenn
man das excerptum eingetragen und den ort wo
es geſchehen. Lieſet man nun etwas in einem
auctore, ſo ſchreibt man kurtz den nahmen des
auctoris, des buchs, wo und wenn es heraus
kommen anch wohl kurtz die contenta des buchs,
und groſſer leute iudicia davon. Darunter
kommen die excerpta ſelbſt. Hat man fuͤr ſich
gute einfaͤlle, die man gerne behalten will, ſo
ſchreibt man ſolche ebenfalls ein, ingleichen
was man hie und da beſonderes hoͤret. Die no-
mina propria traͤgt man a part in das regiſter,
und ſo bekomt man mit der zeit ein excerpten
buch, das man gewiß in allen wiſſenſchafften
nutzen kan, dabey man auch zugleich den fort-
gang und eine hiſtorie ſeines fleiſſes ſiehet.
Ubrigens muß man allezeit gedencken, man ex-
cerpire, damit man ſeine excerpta nuͤtzen moͤge,
man lebe aber nicht deswegen, daß man immer
nur excerpiren muͤſſe. Findet man eine beque-
mere methode zum excerpiren, ſo bediene man
ſich derſelben, und dencke daß eine methode ſich
nicht fuͤr alle leute ſchicke, ſondern ieder nach ſei-
nem eignen begriff ihm die ſache am leichteſten
machen koͤnne.

§. 9.
D 4
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[55/0073] der argumentorum. a⁾ Morhoff hat in ſeinem Polyhiſtore vieles von excerptis, ingleichen von der einrichtung der- ſelben und von auctoribus ſo davon geſchrieben angefuͤhret. Hl. Hoͤbner hat in ſeinen Orato- riſchen fragen auch zum excerpiren einen fuͤr- ſchlag gethan. Mir gefaͤllt dieſe methode: man laͤſt ein buch oder etliche papier einbinden, ſo daß man immer mehr und mehr daran heften kan, voran ſetzt man ein vollſtaͤndiges regiſter, ſo auf bequeme art eingerichtet, und da man immer mehr zuſchreiben kan nach gelegenheit, hernach paginiret man ſein buch, laͤſt auf beyden ſeiten einen maͤßigen rand, ſchreibt auf der einen ſeite kurtz die contenta auf der andern, die zeit wenn man das excerptum eingetragen und den ort wo es geſchehen. Lieſet man nun etwas in einem auctore, ſo ſchreibt man kurtz den nahmen des auctoris, des buchs, wo und wenn es heraus kommen anch wohl kurtz die contenta des buchs, und groſſer leute iudicia davon. Darunter kommen die excerpta ſelbſt. Hat man fuͤr ſich gute einfaͤlle, die man gerne behalten will, ſo ſchreibt man ſolche ebenfalls ein, ingleichen was man hie und da beſonderes hoͤret. Die no- mina propria traͤgt man a part in das regiſter, und ſo bekomt man mit der zeit ein excerpten buch, das man gewiß in allen wiſſenſchafften nutzen kan, dabey man auch zugleich den fort- gang und eine hiſtorie ſeines fleiſſes ſiehet. Ubrigens muß man allezeit gedencken, man ex- cerpire, damit man ſeine excerpta nuͤtzen moͤge, man lebe aber nicht deswegen, daß man immer nur excerpiren muͤſſe. Findet man eine beque- mere methode zum excerpiren, ſo bediene man ſich derſelben, und dencke daß eine methode ſich nicht fuͤr alle leute ſchicke, ſondern ieder nach ſei- nem eignen begriff ihm die ſache am leichteſten machen koͤnne. §. 9. D 4

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/73>, abgerufen am 16.04.2024.