Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

V. d. einzelnen in Deutschl. übl. Strafen.
unbenannten gehört der Verlust gewisser Rechte
und Privilegien, das Verbot gewisser sonst er-
laubter Handlungen und Geschäfte z. B. die
Untersagung eines Gewerbes, Suspension von
der Advocatur etc. *).

§. 169.

Die benannten Strafen sind in Rücksicht
auf die Art, wie sie dem Menschen zu Uebeln
werden, A. psychologische Strafen, d. i. solche,
die vermittelst blosser Vorstellungen das Gefühl
der Unlust erregen: B. mechanische, physische
Strafen
, solche, die vornehmlich durch Ein-
wirkung auf den Körper Uebel sind: C. Mecha-
nisch-psychologische
Strafen, solche, bey
welchen das Hauptübel sowohl aus der Ein-
wirkung auf den Körper, als aus der Erre-
gung gewisser Vorstellungen entspringt.

§. 170.

A. Mechanische Strafen sind I. entweder
solche, die einen blos vorübergehenden kör-
perlichen Schmerz verursachen, Züchtigungen
im engern Sinn (poenae corporis afflictivae in
sensu stro)
**), II. solche, welche die Wirksam-

keit
*) L. 9. pr. §. 1--9. D. de poenis. -- Das Verbot bey
den Schauspielen zu erscheinen ist in dem röm Recht
eine Strafe L. 28. §. 3. D. eod. und Ulpian wirft sogar
die Frage auf: ob man einem Menschen zur Strafe
gebieten könne, Handlung zu treiben? L. 9. §. 10.
D. eod.
**) Im weiten Sinn versteht man unter poenis corp.
afflict.
alle mechanische Strafen, die Todesstrafe
aus-
I

V. d. einzelnen in Deutſchl. übl. Strafen.
unbenannten gehört der Verluſt gewiſſer Rechte
und Privilegien, das Verbot gewiſſer ſonſt er-
laubter Handlungen und Geſchäfte z. B. die
Unterſagung eines Gewerbes, Suspenſion von
der Advocatur etc. *).

§. 169.

Die benannten Strafen ſind in Rückſicht
auf die Art, wie ſie dem Menſchen zu Uebeln
werden, A. pſychologiſche Strafen, d. i. ſolche,
die vermittelſt bloſser Vorſtellungen das Gefühl
der Unluſt erregen: B. mechaniſche, phyſiſche
Strafen
, ſolche, die vornehmlich durch Ein-
wirkung auf den Körper Uebel ſind: C. Mecha-
niſch-pſychologiſche
Strafen, ſolche, bey
welchen das Hauptübel ſowohl aus der Ein-
wirkung auf den Körper, als aus der Erre-
gung gewiſſer Vorſtellungen entſpringt.

§. 170.

A. Mechaniſche Strafen ſind I. entweder
ſolche, die einen blos vorübergehenden kör-
perlichen Schmerz verurſachen, Züchtigungen
im engern Sinn (poenae corporis afflictivae in
ſenſu ſtro)
**), II. ſolche, welche die Wirkſam-

keit
*) L. 9. pr. §. 1—9. D. de poenis. — Das Verbot bey
den Schauſpielen zu erſcheinen iſt in dem röm Recht
eine Strafe L. 28. §. 3. D. eod. und Ulpian wirft ſogar
die Frage auf: ob man einem Menſchen zur Strafe
gebieten könne, Handlung zu treiben? L. 9. §. 10.
D. eod.
**) Im weiten Sinn verſteht man unter poenis corp.
afflict.
alle mechaniſche Strafen, die Todesſtrafe
aus-
I
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <p><pb facs="#f0157" n="129"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">V. d. einzelnen in Deut&#x017F;chl. übl. Strafen.</hi></fw><lb/>
unbenannten gehört der Verlu&#x017F;t gewi&#x017F;&#x017F;er Rechte<lb/>
und Privilegien, das Verbot gewi&#x017F;&#x017F;er &#x017F;on&#x017F;t er-<lb/>
laubter Handlungen und Ge&#x017F;chäfte z. B. die<lb/>
Unter&#x017F;agung eines Gewerbes, Suspen&#x017F;ion von<lb/>
der Advocatur etc. <note place="foot" n="*)">L. 9. pr. §. 1&#x2014;9. <hi rendition="#i">D. de poenis.</hi> &#x2014; Das Verbot bey<lb/>
den Schau&#x017F;pielen zu er&#x017F;cheinen i&#x017F;t in dem röm Recht<lb/>
eine Strafe <hi rendition="#i">L.</hi> 28. §. 3. D. <hi rendition="#i">eod.</hi> und <hi rendition="#i">Ulpian</hi> wirft &#x017F;ogar<lb/>
die Frage auf: ob man einem Men&#x017F;chen zur Strafe<lb/>
gebieten könne, <hi rendition="#i">Handlung</hi> zu treiben? <hi rendition="#i">L.</hi> 9. §. 10.<lb/>
D. <hi rendition="#i">eod.</hi></note>.</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="7">
                    <head>§. 169.</head><lb/>
                    <p>Die <hi rendition="#i">benannten</hi> Strafen &#x017F;ind in Rück&#x017F;icht<lb/>
auf die Art, <hi rendition="#i">wie</hi> &#x017F;ie dem Men&#x017F;chen zu Uebeln<lb/>
werden, A. <hi rendition="#i">p&#x017F;ychologi&#x017F;che Strafen</hi>, d. i. &#x017F;olche,<lb/>
die vermittel&#x017F;t blo&#x017F;ser Vor&#x017F;tellungen das Gefühl<lb/>
der Unlu&#x017F;t erregen: B. <hi rendition="#i">mechani&#x017F;che, phy&#x017F;i&#x017F;che<lb/>
Strafen</hi>, &#x017F;olche, die vornehmlich durch Ein-<lb/>
wirkung auf den Körper Uebel &#x017F;ind: C. <hi rendition="#i">Mecha-<lb/>
ni&#x017F;ch-p&#x017F;ychologi&#x017F;che</hi> Strafen, &#x017F;olche, bey<lb/>
welchen das Hauptübel &#x017F;owohl aus der Ein-<lb/>
wirkung auf den Körper, als aus der Erre-<lb/>
gung gewi&#x017F;&#x017F;er Vor&#x017F;tellungen ent&#x017F;pringt.</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="7">
                    <head>§. 170.</head><lb/>
                    <p>A. <hi rendition="#i">Mechani&#x017F;che Strafen</hi> &#x017F;ind I. entweder<lb/>
&#x017F;olche, die einen blos vorübergehenden kör-<lb/>
perlichen Schmerz verur&#x017F;achen, <hi rendition="#i">Züchtigungen</hi><lb/>
im engern Sinn (<hi rendition="#i">poenae corporis afflictivae in<lb/>
&#x017F;en&#x017F;u &#x017F;tro)</hi> <note xml:id="note-0157" next="#note-0158" place="foot" n="**)">Im weiten Sinn ver&#x017F;teht man unter <hi rendition="#i">poenis corp.<lb/>
afflict.</hi> alle mechani&#x017F;che Strafen, die Todes&#x017F;trafe<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">aus-</fw></note>, II. &#x017F;olche, welche die Wirk&#x017F;am-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">keit</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">I</fw><lb/></p>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0157] V. d. einzelnen in Deutſchl. übl. Strafen. unbenannten gehört der Verluſt gewiſſer Rechte und Privilegien, das Verbot gewiſſer ſonſt er- laubter Handlungen und Geſchäfte z. B. die Unterſagung eines Gewerbes, Suspenſion von der Advocatur etc. *). §. 169. Die benannten Strafen ſind in Rückſicht auf die Art, wie ſie dem Menſchen zu Uebeln werden, A. pſychologiſche Strafen, d. i. ſolche, die vermittelſt bloſser Vorſtellungen das Gefühl der Unluſt erregen: B. mechaniſche, phyſiſche Strafen, ſolche, die vornehmlich durch Ein- wirkung auf den Körper Uebel ſind: C. Mecha- niſch-pſychologiſche Strafen, ſolche, bey welchen das Hauptübel ſowohl aus der Ein- wirkung auf den Körper, als aus der Erre- gung gewiſſer Vorſtellungen entſpringt. §. 170. A. Mechaniſche Strafen ſind I. entweder ſolche, die einen blos vorübergehenden kör- perlichen Schmerz verurſachen, Züchtigungen im engern Sinn (poenae corporis afflictivae in ſenſu ſtro) **), II. ſolche, welche die Wirkſam- keit *) L. 9. pr. §. 1—9. D. de poenis. — Das Verbot bey den Schauſpielen zu erſcheinen iſt in dem röm Recht eine Strafe L. 28. §. 3. D. eod. und Ulpian wirft ſogar die Frage auf: ob man einem Menſchen zur Strafe gebieten könne, Handlung zu treiben? L. 9. §. 10. D. eod. **) Im weiten Sinn verſteht man unter poenis corp. afflict. alle mechaniſche Strafen, die Todesſtrafe aus- I

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/157
Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/157>, abgerufen am 19.04.2024.