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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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Verbrechen wider d. anordnende Gewalt.
Zwang oder Betrügerey in das Amt sich zu
schleichen sucht *): 3) durch einseitige Schuld
des Ertheilers, wenn er sich für den Candidaten
von einem Dritten bestechen lässt **).

§. 217.

Das Verbrechen ist vollendet, sobald von
Seiten des Bewerbers, oder des Ertheilers die
Handlung vollendet ist, durch welche der letzte
zur gesetzwidrigen Ertheilung desselben be-
stimmt werden soll. Auf die wirkliche Antre-
tung des erschlichenen Amtes kommt es so
wenig an, als auf die Tauglichkeit oder Un-
tauglichkeit des Ambienten, oder auf die Art
der Mittel, durch welche die Rechtswidrig-
keit dieser Uebertretung begangen wird.

§. 218.

Der Ambitus überhaupt zerfällt 1) in den
weltlichen (amb. saecularis) wenn ein Staats-
amt und 2) in den geistlichen (amb. ecclesiasti-
cus
), wenn ein Kirchenamt Gegenstand des
Verbrechens ist. Das letzte heisst nach dem
canonischen Recht Simonie, dieses Wort in
engerer Bedeutung genommen ***).


§. 219.
*) L. un. C. de ambitu.
**) Jo. Wolfg. Textor Diss. de crimine ambitus
Heidelb. 1690. J. Chr. Wächtler Diss. de erimine
Simoniae, repetundarum ambitus et de residuis
. Servest.
1726.
***) Die Simonie in der weitern Bedeutung enthält
nach dem Can. R. neunzehn Hauptverbrechen unter
sich

Verbrechen wider d. anordnende Gewalt.
Zwang oder Betrügerey in das Amt ſich zu
ſchleichen ſucht *): 3) durch einſeitige Schuld
des Ertheilers, wenn er ſich für den Candidaten
von einem Dritten beſtechen läſst **).

§. 217.

Das Verbrechen iſt vollendet, ſobald von
Seiten des Bewerbers, oder des Ertheilers die
Handlung vollendet iſt, durch welche der letzte
zur geſetzwidrigen Ertheilung deſſelben be-
ſtimmt werden ſoll. Auf die wirkliche Antre-
tung des erſchlichenen Amtes kommt es ſo
wenig an, als auf die Tauglichkeit oder Un-
tauglichkeit des Ambienten, oder auf die Art
der Mittel, durch welche die Rechtswidrig-
keit dieſer Uebertretung begangen wird.

§. 218.

Der Ambitus überhaupt zerfällt 1) in den
weltlichen (amb. ſaecularis) wenn ein Staats-
amt und 2) in den geiſtlichen (amb. eccleſiaſti-
cus
), wenn ein Kirchenamt Gegenſtand des
Verbrechens iſt. Das letzte heiſst nach dem
canoniſchen Recht Simonie, dieſes Wort in
engerer Bedeutung genommen ***).


§. 219.
*) L. un. C. de ambitu.
**) Jo. Wolfg. Textor Diſſ. de crimine ambitus
Heidelb. 1690. J. Chr. Wächtler Diſſ. de erimine
Simoniae, repetundarum ambitus et de reſiduis
. Serveſt.
1726.
***) Die Simonie in der weitern Bedeutung enthält
nach dem Can. R. neunzehn Hauptverbrechen unter
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[169/0197] Verbrechen wider d. anordnende Gewalt. Zwang oder Betrügerey in das Amt ſich zu ſchleichen ſucht *): 3) durch einſeitige Schuld des Ertheilers, wenn er ſich für den Candidaten von einem Dritten beſtechen läſst **). §. 217. Das Verbrechen iſt vollendet, ſobald von Seiten des Bewerbers, oder des Ertheilers die Handlung vollendet iſt, durch welche der letzte zur geſetzwidrigen Ertheilung deſſelben be- ſtimmt werden ſoll. Auf die wirkliche Antre- tung des erſchlichenen Amtes kommt es ſo wenig an, als auf die Tauglichkeit oder Un- tauglichkeit des Ambienten, oder auf die Art der Mittel, durch welche die Rechtswidrig- keit dieſer Uebertretung begangen wird. §. 218. Der Ambitus überhaupt zerfällt 1) in den weltlichen (amb. ſaecularis) wenn ein Staats- amt und 2) in den geiſtlichen (amb. eccleſiaſti- cus), wenn ein Kirchenamt Gegenſtand des Verbrechens iſt. Das letzte heiſst nach dem canoniſchen Recht Simonie, dieſes Wort in engerer Bedeutung genommen ***). §. 219. *) L. un. C. de ambitu. **) Jo. Wolfg. Textor Diſſ. de crimine ambitus Heidelb. 1690. J. Chr. Wächtler Diſſ. de erimine Simoniae, repetundarum ambitus et de reſiduis. Serveſt. 1726. ***) Die Simonie in der weitern Bedeutung enthält nach dem Can. R. neunzehn Hauptverbrechen unter ſich

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/197>, abgerufen am 18.04.2024.