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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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Verbrechen gegen die richterliche Gewalt.
theidigen verbunden ist (Attaque). Dieser
Kampf ist nur strafbar von Seiten des Angrei-
fers, wenn der Angegriffene nicht die Grenzen
der Nothwehr überschritten hat *).

§. 224.

Das Duell ist vollendet, sobald der Kampf
begonnen hat, also mit dem ersten Gang von
beyden Theilen. Wirkliche Tödung oder
Verwundung wird nicht erfodert. Wenn aber
Tödung erfolgt ist, so ist die Regel, dass sie
durch indeterminirten, alternativen Dolus (§. 66)
begründet ist. Dieser muss, nach der Natur
der Handlung, so lange präsumirt werden,
bis entweder bewiesen ist, dass die Absicht
blos auf Verwundung, oder (wie bey dem
Duelle auf Tod und Leben) lediglich auf Tö-
dung gerichtet war, wo denn im ersten Fall
culpa dolo determinata, im letzten dolus de-
terminatus
vorhanden ist **).


§. 225.
*) Samuelis Rachelii tractatus de duellis. Raceb.
1671. Henr. Chr. Thielcken Diss. de ducllis.
Rost. 1704. Leyser Sp. 607.
**) Mit diesen Grundsätzen scheinen im Ganzen über-
einzustimmen Klein p. R. §. 328. Meister
praktische Bemerkungen Thl. II. Bem. 25. Chr. Fr.
Ge. Meister
rechtliche Erkenntnisse und Gutachten in
peinlichen Fällen. fortg
. v. G. J. Fr. Meister. B. V.
Resp. 127. Nr. 19. Ueberall wird zwar hier der
dolus indirectus, dolus obliquus als Regel angenommen.
Allein man sieht leicht, dass sie den dolus indeter-
minatus
meynen, und diesen im Sinn haben, während
sie nur, aus Verwechslung der Begriffe, jenen nen-
nen. Diese Verwechslung hat aber freylich recht-
liche Folgen.

Verbrechen gegen die richterliche Gewalt.
theidigen verbunden iſt (Attaque). Dieſer
Kampf iſt nur ſtrafbar von Seiten des Angrei-
fers, wenn der Angegriffene nicht die Grenzen
der Nothwehr überſchritten hat *).

§. 224.

Das Duell iſt vollendet, ſobald der Kampf
begonnen hat, alſo mit dem erſten Gang von
beyden Theilen. Wirkliche Tödung oder
Verwundung wird nicht erfodert. Wenn aber
Tödung erfolgt iſt, ſo iſt die Regel, daſs ſie
durch indeterminirten, alternativen Dolus (§. 66)
begründet iſt. Dieſer muſs, nach der Natur
der Handlung, ſo lange präſumirt werden,
bis entweder bewieſen iſt, daſs die Abſicht
blos auf Verwundung, oder (wie bey dem
Duelle auf Tod und Leben) lediglich auf Tö-
dung gerichtet war, wo denn im erſten Fall
culpa dolo determinata, im letzten dolus de-
terminatus
vorhanden iſt **).


§. 225.
*) Samuelis Rachelii tractatus de duellis. Raceb.
1671. Henr. Chr. Thielcken Diſſ. de ducllis.
Roſt. 1704. Leyſer Sp. 607.
**) Mit dieſen Grundſätzen ſcheinen im Ganzen über-
einzuſtimmen Klein p. R. §. 328. Meiſter
praktiſche Bemerkungen Thl. II. Bem. 25. Chr. Fr.
Ge. Meiſter
rechtliche Erkenntniſſe und Gutachten in
peinlichen Fällen. fortg
. v. G. J. Fr. Meiſter. B. V.
Reſp. 127. Nr. 19. Ueberall wird zwar hier der
dolus indirectus, dolus obliquus als Regel angenommen.
Allein man ſieht leicht, daſs ſie den dolus indeter-
minatus
meynen, und dieſen im Sinn haben, während
ſie nur, aus Verwechslung der Begriffe, jenen nen-
nen. Dieſe Verwechslung hat aber freylich recht-
liche Folgen.
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[173/0201] Verbrechen gegen die richterliche Gewalt. theidigen verbunden iſt (Attaque). Dieſer Kampf iſt nur ſtrafbar von Seiten des Angrei- fers, wenn der Angegriffene nicht die Grenzen der Nothwehr überſchritten hat *). §. 224. Das Duell iſt vollendet, ſobald der Kampf begonnen hat, alſo mit dem erſten Gang von beyden Theilen. Wirkliche Tödung oder Verwundung wird nicht erfodert. Wenn aber Tödung erfolgt iſt, ſo iſt die Regel, daſs ſie durch indeterminirten, alternativen Dolus (§. 66) begründet iſt. Dieſer muſs, nach der Natur der Handlung, ſo lange präſumirt werden, bis entweder bewieſen iſt, daſs die Abſicht blos auf Verwundung, oder (wie bey dem Duelle auf Tod und Leben) lediglich auf Tö- dung gerichtet war, wo denn im erſten Fall culpa dolo determinata, im letzten dolus de- terminatus vorhanden iſt **). §. 225. *) Samuelis Rachelii tractatus de duellis. Raceb. 1671. Henr. Chr. Thielcken Diſſ. de ducllis. Roſt. 1704. Leyſer Sp. 607. **) Mit dieſen Grundſätzen ſcheinen im Ganzen über- einzuſtimmen Klein p. R. §. 328. Meiſter praktiſche Bemerkungen Thl. II. Bem. 25. Chr. Fr. Ge. Meiſter rechtliche Erkenntniſſe und Gutachten in peinlichen Fällen. fortg. v. G. J. Fr. Meiſter. B. V. Reſp. 127. Nr. 19. Ueberall wird zwar hier der dolus indirectus, dolus obliquus als Regel angenommen. Allein man ſieht leicht, daſs ſie den dolus indeter- minatus meynen, und dieſen im Sinn haben, während ſie nur, aus Verwechslung der Begriffe, jenen nen- nen. Dieſe Verwechslung hat aber freylich recht- liche Folgen.

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/201>, abgerufen am 29.03.2024.