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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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Von den qualisicirten Injurien.


II.
Von der durch das Objekt der Verletzung qualisicirten Injurie.
Besonders von der
Blasphemie.


Ern. Tenzel Diss. de eo q. j. e. circa blasphemiam.
Erf. 1727.

I. Rud. Engau pr. de blasphemia illiusque poena. Ien.
1736.

C. C. Stübel Diss. quatenus actiones religioni non con-
venientes ex principiis juris publici universalis poenis
criminalibus coerceri possint.
Vitenb. 1791.

§. 344.

Dass die Gottheit injuriirt werde, ist unmög-
lich, dass sie wegen Injurien sich an Menschen
räche, ist undenkbar, dass man sie durch
Strafe ihrer Beleidiger versöhnen müsse, ist
Thorheit. *) Aber die Kirche hat, als mo-
ralische Person, ein Recht auf Ehre. Sie exi-

stirt
*) Dass Iustinian in der Nov. 77. und Maximilian in dem
R. A. v. I. 1495. diesen Grund der Blasphemie an-
geben, kann uns nicht hindern, auf den Stand-
punkt zu treten, aus welchem allein ein Verbre-
chen der Blasphemie gedacht werden kann. Wir kön-
nen zwar nichts von dem hinwegraisonniren, was
als Blasphemie angegeben wird, aber ein Gesetzge-
ber kann uns nicht nöthigen, einen undenkbaren
und ungereimten Grund des Gesetzes zu denken.
Von den qualiſicirten Injurien.


II.
Von der durch das Objekt der Verletzung qualiſicirten Injurie.
Beſonders von der
Blasphemie.


Ern. Tenzel Diſſ. de eo q. j. e. circa blasphemiam.
Erf. 1727.

I. Rud. Engau pr. de blasphemia illiusque poena. Ien.
1736.

C. C. Stübel Diſſ. quatenus actiones religioni non con-
venientes ex principiis juris publici univerſalis poenis
criminalibus coerceri poſſint.
Vitenb. 1791.

§. 344.

Daſs die Gottheit injuriirt werde, iſt unmög-
lich, daſs ſie wegen Injurien ſich an Menſchen
räche, iſt undenkbar, daſs man ſie durch
Strafe ihrer Beleidiger verſöhnen müſſe, iſt
Thorheit. *) Aber die Kirche hat, als mo-
raliſche Perſon, ein Recht auf Ehre. Sie exi-

ſtirt
*) Daſs Iuſtinian in der Nov. 77. und Maximilian in dem
R. A. v. I. 1495. dieſen Grund der Blasphemie an-
geben, kann uns nicht hindern, auf den Stand-
punkt zu treten, aus welchem allein ein Verbre-
chen der Blasphemie gedacht werden kann. Wir kön-
nen zwar nichts von dem hinwegraiſonniren, was
als Blasphemie angegeben wird, aber ein Geſetzge-
ber kann uns nicht nöthigen, einen undenkbaren
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[265/0293] Von den qualiſicirten Injurien. II. Von der durch das Objekt der Verletzung qualiſicirten Injurie. Beſonders von der Blasphemie. Ern. Tenzel Diſſ. de eo q. j. e. circa blasphemiam. Erf. 1727. I. Rud. Engau pr. de blasphemia illiusque poena. Ien. 1736. C. C. Stübel Diſſ. quatenus actiones religioni non con- venientes ex principiis juris publici univerſalis poenis criminalibus coerceri poſſint. Vitenb. 1791. §. 344. Daſs die Gottheit injuriirt werde, iſt unmög- lich, daſs ſie wegen Injurien ſich an Menſchen räche, iſt undenkbar, daſs man ſie durch Strafe ihrer Beleidiger verſöhnen müſſe, iſt Thorheit. *) Aber die Kirche hat, als mo- raliſche Perſon, ein Recht auf Ehre. Sie exi- ſtirt *) Daſs Iuſtinian in der Nov. 77. und Maximilian in dem R. A. v. I. 1495. dieſen Grund der Blasphemie an- geben, kann uns nicht hindern, auf den Stand- punkt zu treten, aus welchem allein ein Verbre- chen der Blasphemie gedacht werden kann. Wir kön- nen zwar nichts von dem hinwegraiſonniren, was als Blasphemie angegeben wird, aber ein Geſetzge- ber kann uns nicht nöthigen, einen undenkbaren und ungereimten Grund des Geſetzes zu denken.

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/293>, abgerufen am 29.03.2024.