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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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II. Buch. I. Theil. II. Titel. II. Abschnitt.
§. 385.

Strafe. I. Auf die Entwendung der
Monstranz mit der geweihten Hostie folgt die
Feuerstrafe. II. Ein gefährlicher Kirchendieb-
stahl, gleichviel ob die Entwendung aus einem
heiligen oder profanen Ort *), an einer Sache
von grösserem oder von geringerem Werth **)
geschehen ist, wird unbedingt mit dem Tode
bedroht, die Wahl der Todesart dem Richter
überlassen ***). Auch kann der qualificirte
Kirchendiebstahl so gut durch Einsteigen und
mit Waffen als durch Einbruch geschehen ****).

P. G. O. Art. 172. 173. u. 174.

§. 386.

III. Bey dem einfachen Kirchendiebstahl
an heiligen Sachen, die wenigstens den Werth
eines grossen Diebstahls betragen, finden die-

sel-
*) Die P. G. O. Art. 172. redet zwar nicht von dem
letzten Fall. Aber die ratio legis nöthigt, ihn hier
aufzunehmen.
**) Sehr gut dargethan von Koch inst. jur. crim. §.
228. Anm.
***) "Dieser Dieb sey zum Tod, nach Gelegenheit der
"Sache und Rath den Rechtsverständigen zu stra-
"fen." Art. 172. Nach andern (z. E. Meister
jun. l. c. §. 235. c.) sollen diese Worte erlauben,
auf die Strafbarkeit in concreto Rücksicht zu neh-
men -- gegen die deutliche Wortfügung des Ar-
tikels, gegen die Vergleichung mit der Bamb. 198.
und gegen die ausdrückliche Erklärung Carls, dass
Kirchenraub härter als Diebstahl sey.
****) Dagegen, allein ohne hinreichenden Grund Ro-
bert
l. c. und Grolman C. R. W. §. 306. Anm. 1.
II. Buch. I. Theil. II. Titel. II. Abſchnitt.
§. 385.

Strafe. I. Auf die Entwendung der
Monſtranz mit der geweihten Hoſtie folgt die
Feuerſtrafe. II. Ein gefährlicher Kirchendieb-
ſtahl, gleichviel ob die Entwendung aus einem
heiligen oder profanen Ort *), an einer Sache
von gröſserem oder von geringerem Werth **)
geſchehen iſt, wird unbedingt mit dem Tode
bedroht, die Wahl der Todesart dem Richter
überlaſſen ***). Auch kann der qualificirte
Kirchendiebſtahl ſo gut durch Einſteigen und
mit Waffen als durch Einbruch geſchehen ****).

P. G. O. Art. 172. 173. u. 174.

§. 386.

III. Bey dem einfachen Kirchendiebſtahl
an heiligen Sachen, die wenigſtens den Werth
eines groſsen Diebſtahls betragen, finden die-

ſel-
*) Die P. G. O. Art. 172. redet zwar nicht von dem
letzten Fall. Aber die ratio legis nöthigt, ihn hier
aufzunehmen.
**) Sehr gut dargethan von Koch inſt. jur. crim. §.
228. Anm.
***) „Dieſer Dieb ſey zum Tod, nach Gelegenheit der
„Sache und Rath den Rechtsverſtändigen zu ſtra-
„fen.“ Art. 172. Nach andern (z. E. Meiſter
jun. l. c. §. 235. c.) ſollen dieſe Worte erlauben,
auf die Strafbarkeit in concreto Rückſicht zu neh-
men — gegen die deutliche Wortfügung des Ar-
tikels, gegen die Vergleichung mit der Bamb. 198.
und gegen die ausdrückliche Erklärung Carls, daſs
Kirchenraub härter als Diebſtahl ſey.
****) Dagegen, allein ohne hinreichenden Grund Ro-
bert
l. c. und Grolman C. R. W. §. 306. Anm. 1.
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[306/0334] II. Buch. I. Theil. II. Titel. II. Abſchnitt. §. 385. Strafe. I. Auf die Entwendung der Monſtranz mit der geweihten Hoſtie folgt die Feuerſtrafe. II. Ein gefährlicher Kirchendieb- ſtahl, gleichviel ob die Entwendung aus einem heiligen oder profanen Ort *), an einer Sache von gröſserem oder von geringerem Werth **) geſchehen iſt, wird unbedingt mit dem Tode bedroht, die Wahl der Todesart dem Richter überlaſſen ***). Auch kann der qualificirte Kirchendiebſtahl ſo gut durch Einſteigen und mit Waffen als durch Einbruch geſchehen ****). P. G. O. Art. 172. 173. u. 174. §. 386. III. Bey dem einfachen Kirchendiebſtahl an heiligen Sachen, die wenigſtens den Werth eines groſsen Diebſtahls betragen, finden die- ſel- *) Die P. G. O. Art. 172. redet zwar nicht von dem letzten Fall. Aber die ratio legis nöthigt, ihn hier aufzunehmen. **) Sehr gut dargethan von Koch inſt. jur. crim. §. 228. Anm. ***) „Dieſer Dieb ſey zum Tod, nach Gelegenheit der „Sache und Rath den Rechtsverſtändigen zu ſtra- „fen.“ Art. 172. Nach andern (z. E. Meiſter jun. l. c. §. 235. c.) ſollen dieſe Worte erlauben, auf die Strafbarkeit in concreto Rückſicht zu neh- men — gegen die deutliche Wortfügung des Ar- tikels, gegen die Vergleichung mit der Bamb. 198. und gegen die ausdrückliche Erklärung Carls, daſs Kirchenraub härter als Diebſtahl ſey. ****) Dagegen, allein ohne hinreichenden Grund Ro- bert l. c. und Grolman C. R. W. §. 306. Anm. 1.

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/334>, abgerufen am 29.03.2024.