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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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II. Buch. II. Theil. II. Titel. I. Abschnitt.
waltthätigkeit bey einem plötzlich entstande-
nen Streite ausgeschlossen *).

§. 443.

Es wird 5) bewaffnete Mannschaft erfo-
dert **). Alle Instrumente, welche eine Kör-
perverletzung bewirken können, sind unter
Waffen begriffen. 6) Der Gezwungene darf
nicht mit dem Zwingenden im Verhältnisse ei-
nes Unterthans stehen. Gegen den Oberherrn,
der rechtswidrige Ansprüche gegen Untertha-
nen unterstützt, giebt es nur mandata cum und
sine clausula.

§. 444.

Die Strafe der Reichsunmittelbaren ist
die Reichsacht, und wer Friedbrecher begün-
stigt, soll mit 2000 Mark feinen Goldes ge-
straft werden ***). Mittelbare Friedbrecher
werden mit dem Schwerd gestraft +).

Anm. Von dem angeblichen besondern Verbrechen der
Wegelagerung. -- Der Landzwang gehort
zu den
Polizeyverbrechen.


§. 445.
*) "freventlich -- gefährlich -- wissentlich" R. A.
1495. tit. 1. §. 1.
**) "Mit gewehrter Hand und gewaltiger That fre-
ventlich" R. A. 1548. princ.
***) Landfr. 1548. tit. 2. 3. Herr Klein sagt im peinl.
R.
§. 482. "Die Strafe für unmittelbare Reichsstände
ist nach dem R. A. von
1548. eine Geldbusse von 2000.
Mark, und gegen andre das Schwerdt." Beynahe so
viel offenbare Fehler als Worte, wie jeder weiss, der
diesen R. A. gelesen hat.
+) P. G O. Art. 128. u. 129. Nach dem Landfrieden
von 1521. ist auch bey diesen die Strafe der Acht
anerkannt.

II. Buch. II. Theil. II. Titel. I. Abſchnitt.
waltthätigkeit bey einem plötzlich entſtande-
nen Streite ausgeſchloſſen *).

§. 443.

Es wird 5) bewaffnete Mannſchaft erfo-
dert **). Alle Inſtrumente, welche eine Kör-
perverletzung bewirken können, ſind unter
Waffen begriffen. 6) Der Gezwungene darf
nicht mit dem Zwingenden im Verhältniſſe ei-
nes Unterthans ſtehen. Gegen den Oberherrn,
der rechtswidrige Anſprüche gegen Untertha-
nen unterſtützt, giebt es nur mandata cum und
ſine clauſula.

§. 444.

Die Strafe der Reichsunmittelbaren iſt
die Reichsacht, und wer Friedbrecher begün-
ſtigt, ſoll mit 2000 Mark feinen Goldes ge-
ſtraft werden ***). Mittelbare Friedbrecher
werden mit dem Schwerd geſtraft †).

Anm. Von dem angeblichen beſondern Verbrechen der
Wegelagerung. — Der Landzwang gehort
zu den
Polizeyverbrechen.


§. 445.
*)freventlich — gefährlich — wiſſentlich“ R. A.
1495. tit. 1. §. 1.
**) „Mit gewehrter Hand und gewaltiger That fre-
ventlich“ R. A. 1548. princ.
***) Landfr. 1548. tit. 2. 3. Herr Klein ſagt im peinl.
R.
§. 482. „Die Strafe für unmittelbare Reichsſtände
iſt nach dem R. A. von
1548. eine Geldbuſse von 2000.
Mark, und gegen andre das Schwerdt.“ Beynahe ſo
viel offenbare Fehler als Worte, wie jeder weiſs, der
dieſen R. A. geleſen hat.
†) P. G O. Art. 128. u. 129. Nach dem Landfrieden
von 1521. iſt auch bey dieſen die Strafe der Acht
anerkannt.
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[356/0384] II. Buch. II. Theil. II. Titel. I. Abſchnitt. waltthätigkeit bey einem plötzlich entſtande- nen Streite ausgeſchloſſen *). §. 443. Es wird 5) bewaffnete Mannſchaft erfo- dert **). Alle Inſtrumente, welche eine Kör- perverletzung bewirken können, ſind unter Waffen begriffen. 6) Der Gezwungene darf nicht mit dem Zwingenden im Verhältniſſe ei- nes Unterthans ſtehen. Gegen den Oberherrn, der rechtswidrige Anſprüche gegen Untertha- nen unterſtützt, giebt es nur mandata cum und ſine clauſula. §. 444. Die Strafe der Reichsunmittelbaren iſt die Reichsacht, und wer Friedbrecher begün- ſtigt, ſoll mit 2000 Mark feinen Goldes ge- ſtraft werden ***). Mittelbare Friedbrecher werden mit dem Schwerd geſtraft †). Anm. Von dem angeblichen beſondern Verbrechen der Wegelagerung. — Der Landzwang gehort zu den Polizeyverbrechen. §. 445. *) „freventlich — gefährlich — wiſſentlich“ R. A. 1495. tit. 1. §. 1. **) „Mit gewehrter Hand und gewaltiger That fre- ventlich“ R. A. 1548. princ. ***) Landfr. 1548. tit. 2. 3. Herr Klein ſagt im peinl. R. §. 482. „Die Strafe für unmittelbare Reichsſtände iſt nach dem R. A. von 1548. eine Geldbuſse von 2000. Mark, und gegen andre das Schwerdt.“ Beynahe ſo viel offenbare Fehler als Worte, wie jeder weiſs, der dieſen R. A. geleſen hat. †) P. G O. Art. 128. u. 129. Nach dem Landfrieden von 1521. iſt auch bey dieſen die Strafe der Acht anerkannt.

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/384>, abgerufen am 28.03.2024.