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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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Verbrechen gegen die richterliche Gewalt.
gegangen seyn. Dies ist der Fall, wenn die
Menge unter öffentlichem Zusammenlauf ent-
weder
durch drohendes Geschrey *) oder durch
wirkliche Verletzungen ihre Absicht, sich in
dem Ungehorsam mit Gewalt gegen die execu-
tive Macht zu behaupten, zu erkennen gege-
ben hat.

§. 237.

Der Tumult, Aufruhr im weitern Sinn be-
zieht sich entweder blos auf die Behauptung
in dem Ungehorsam gegen den bestimmten
Regierungsakt, oder er ist zugleich darauf
gerichtet, den Oberherrn oder die Obrigkeit
zu einer bestimmten Regierungshandlung zu
nöthigen. Jenes kann man Tumult im engern
Verstande
, dieses Aufruhr im engern Verstande
nennen.

§. 238.

Bey dem Tumult im allgemeinen müssen
der Urheber, welcher die Zusammenrottung
erst bewirkt (Aufrührer) und der Anführer,

der
*) Dass schon mit dem tumultuirenden Geschrey das
Verbrechen vollendet ist, ergiebt sich aus L. 3. §.
20. D. de re militari u. L. 2. C. de seditiosis., In
nullis locis aut civitatibus tumultuosis clamori-
bus
cujusquam interpellatio contumeliosa proce-
dat, nec ad solam cujusque inuidiam petulantia verba
jactentur: scituris his, qui hujusmodi voces emi-
serint, moverintque tumultus,
se quidem
fructum ex his, quae postulant nullatenus habituros,
subdendos autem poenis iis, quas de seditionis
et tumultus auctoribus vetustissima decreta
sanxerunt.

Verbrechen gegen die richterliche Gewalt.
gegangen ſeyn. Dies iſt der Fall, wenn die
Menge unter öffentlichem Zuſammenlauf ent-
weder
durch drohendes Geſchrey *) oder durch
wirkliche Verletzungen ihre Abſicht, ſich in
dem Ungehorſam mit Gewalt gegen die execu-
tive Macht zu behaupten, zu erkennen gege-
ben hat.

§. 237.

Der Tumult, Aufruhr im weitern Sinn be-
zieht ſich entweder blos auf die Behauptung
in dem Ungehorſam gegen den beſtimmten
Regierungsakt, oder er iſt zugleich darauf
gerichtet, den Oberherrn oder die Obrigkeit
zu einer beſtimmten Regierungshandlung zu
nöthigen. Jenes kann man Tumult im engern
Verſtande
, dieſes Aufruhr im engern Verſtande
nennen.

§. 238.

Bey dem Tumult im allgemeinen müſsen
der Urheber, welcher die Zuſammenrottung
erſt bewirkt (Aufrührer) und der Anführer,

der
*) Daſs ſchon mit dem tumultuirenden Geſchrey das
Verbrechen vollendet iſt, ergiebt ſich aus L. 3. §.
20. D. de re militari u. L. 2. C. de ſeditioſis., In
nullis locis aut civitatibus tumultuoſis clamori-
bus
cujusquam interpellatio contumelioſa proce-
dat, nec ad ſolam cujusque inuidiam petulantia verba
jactentur: ſcituris his, qui hujusmodi voces emi-
ſerint, moverintque tumultus,
ſe quidem
fructum ex his, quae poſtulant nullatenus habituros,
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et tumultus auctoribus vetuſtiſſima decreta
ſanxerunt.
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[185/0213] Verbrechen gegen die richterliche Gewalt. gegangen ſeyn. Dies iſt der Fall, wenn die Menge unter öffentlichem Zuſammenlauf ent- weder durch drohendes Geſchrey *) oder durch wirkliche Verletzungen ihre Abſicht, ſich in dem Ungehorſam mit Gewalt gegen die execu- tive Macht zu behaupten, zu erkennen gege- ben hat. §. 237. Der Tumult, Aufruhr im weitern Sinn be- zieht ſich entweder blos auf die Behauptung in dem Ungehorſam gegen den beſtimmten Regierungsakt, oder er iſt zugleich darauf gerichtet, den Oberherrn oder die Obrigkeit zu einer beſtimmten Regierungshandlung zu nöthigen. Jenes kann man Tumult im engern Verſtande, dieſes Aufruhr im engern Verſtande nennen. §. 238. Bey dem Tumult im allgemeinen müſsen der Urheber, welcher die Zuſammenrottung erſt bewirkt (Aufrührer) und der Anführer, der *) Daſs ſchon mit dem tumultuirenden Geſchrey das Verbrechen vollendet iſt, ergiebt ſich aus L. 3. §. 20. D. de re militari u. L. 2. C. de ſeditioſis., In nullis locis aut civitatibus tumultuoſis clamori- bus cujusquam interpellatio contumelioſa proce- dat, nec ad ſolam cujusque inuidiam petulantia verba jactentur: ſcituris his, qui hujusmodi voces emi- ſerint, moverintque tumultus, ſe quidem fructum ex his, quae poſtulant nullatenus habituros, ſubdendos autem poenis iis, quas de ſeditionis et tumultus auctoribus vetuſtiſſima decreta ſanxerunt.

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/213>, abgerufen am 25.04.2024.