Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

V. d. Verletzung d. Integrität d. Körpers.
Nur, wenn der schädliche Stoff gar nicht in
der Absicht zu verletzen mitgetheilt wurde,
ist eine culpose Vergiftung anzunehmen *).
Die letzte muss dann nach den Grundsätzen
der culposen Tödung beurtheilt werden.

§. 286.

Die unternommene Vergiftung, selbst wenn
sie blos in der Absicht zu verletzen geschah,
muss beurtheilt werden nach den Grundsätzen
von dem unternommenen Mord. Das Ver-
brechen der Vergiftung ist geendigt (perfec-
tum veneficium
) 1) wenn der Person ein wirk-
liches Gift, jedoch ohne Wirkung, mitgetheilt
worden ist, 2) wenn der Verbrecher, in der
Absicht zu verletzen, ein blos vermeintliches
Gift mitgetheilt hat **).





Drit-
nicht, wie einige glauben, blos die Tödung als con-
sumirtes Verbrechen, die Verletzung nur als Versuch
betrachtet. Das letzte widerlegt sich aus der flüch-
tigsten Uebersicht des Artikels.
*) Wie wenn ein Arzt oder Quacksalber durch seine
Arzneyen tödet P. G. O. Art 134. -- Mündlich
von den sogenannten Liebestränken und der An-
wendbarkeit der L. 38. §. 5 D. de poenis, der Unter-
haltung wegen Vergl Chr. Gothofr. Stentzel
Diss. de philtrisrite examinandis et dijudicandis. Vit. 1726.
**) Sonderbar, dass Boehmer ad Art. 130. §. 1. die-
sen Fall ganz für straflos hält.

V. d. Verletzung d. Integrität d. Körpers.
Nur, wenn der ſchädliche Stoff gar nicht in
der Abſicht zu verletzen mitgetheilt wurde,
iſt eine culpoſe Vergiftung anzunehmen *).
Die letzte muſs dann nach den Grundſätzen
der culpoſen Tödung beurtheilt werden.

§. 286.

Die unternommene Vergiftung, ſelbſt wenn
ſie blos in der Abſicht zu verletzen geſchah,
muſs beurtheilt werden nach den Grundſätzen
von dem unternommenen Mord. Das Ver-
brechen der Vergiftung iſt geendigt (perfec-
tum veneficium
) 1) wenn der Perſon ein wirk-
liches Gift, jedoch ohne Wirkung, mitgetheilt
worden iſt, 2) wenn der Verbrecher, in der
Abſicht zu verletzen, ein blos vermeintliches
Gift mitgetheilt hat **).





Drit-
nicht, wie einige glauben, blos die Tödung als con-
ſumirtes Verbrechen, die Verletzung nur als Verſuch
betrachtet. Das letzte widerlegt ſich aus der flüch-
tigſten Ueberſicht des Artikels.
*) Wie wenn ein Arzt oder Quackſalber durch ſeine
Arzneyen tödet P. G. O. Art 134. — Mündlich
von den ſogenannten Liebestränken und der An-
wendbarkeit der L. 38. §. 5 D. de poenis, der Unter-
haltung wegen Vergl Chr. Gothofr. Stentzel
Diſſ. de philtrisrite examinandis et dijudicandis. Vit. 1726.
**) Sonderbar, daſs Boehmer ad Art. 130. §. 1. die-
ſen Fall ganz für ſtraflos hält.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <p><pb facs="#f0249" n="221"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">V. d. Verletzung d. Integrität d. Körpers.</hi></fw><lb/>
Nur, wenn der &#x017F;chädliche Stoff gar nicht in<lb/>
der Ab&#x017F;icht zu verletzen mitgetheilt wurde,<lb/>
i&#x017F;t eine <hi rendition="#i">culpo&#x017F;e</hi> Vergiftung anzunehmen <note place="foot" n="*)">Wie wenn ein Arzt oder Quack&#x017F;alber durch &#x017F;eine<lb/>
Arzneyen tödet P. G. O. Art 134. &#x2014; Mündlich<lb/>
von den &#x017F;ogenannten Liebestränken und der An-<lb/>
wendbarkeit der L. 38. §. 5 D. <hi rendition="#i">de poenis</hi>, der Unter-<lb/>
haltung wegen Vergl <hi rendition="#g">Chr. Gothofr. Stentzel</hi><lb/><hi rendition="#i">Di&#x017F;&#x017F;. de philtrisrite examinandis et dijudicandis</hi>. Vit. 1726.</note>.<lb/>
Die letzte mu&#x017F;s dann nach den Grund&#x017F;ätzen<lb/>
der culpo&#x017F;en Tödung beurtheilt werden.</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="7">
                    <head>§. 286.</head><lb/>
                    <p>Die <hi rendition="#i">unternommene</hi> Vergiftung, &#x017F;elb&#x017F;t wenn<lb/>
&#x017F;ie blos in der Ab&#x017F;icht zu verletzen ge&#x017F;chah,<lb/>
mu&#x017F;s beurtheilt werden nach den Grund&#x017F;ätzen<lb/>
von dem unternommenen Mord. Das Ver-<lb/>
brechen der Vergiftung i&#x017F;t geendigt (<hi rendition="#i">perfec-<lb/>
tum veneficium</hi>) 1) wenn der Per&#x017F;on ein wirk-<lb/>
liches Gift, jedoch ohne Wirkung, mitgetheilt<lb/>
worden i&#x017F;t, 2) wenn der Verbrecher, in der<lb/>
Ab&#x017F;icht zu verletzen, ein blos <hi rendition="#i">vermeintliches</hi><lb/>
Gift mitgetheilt hat <note place="foot" n="**)">Sonderbar, da&#x017F;s <hi rendition="#g">Boehmer</hi> <hi rendition="#i">ad Art</hi>. 130. §. 1. die-<lb/>
&#x017F;en Fall ganz für &#x017F;traflos hält.</note>.</p><lb/>
                    <note xml:id="note-0249" prev="#note-0248a" place="foot" n="**)">nicht, wie einige glauben, blos die Tödung als con-<lb/>
&#x017F;umirtes Verbrechen, die <hi rendition="#i">Verletzung</hi> nur als Ver&#x017F;uch<lb/>
betrachtet. Das letzte widerlegt &#x017F;ich aus der flüch-<lb/>
tig&#x017F;ten Ueber&#x017F;icht des Artikels.</note>
                  </div>
                </div><lb/>
                <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
                <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#g">Drit-</hi> </fw><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221/0249] V. d. Verletzung d. Integrität d. Körpers. Nur, wenn der ſchädliche Stoff gar nicht in der Abſicht zu verletzen mitgetheilt wurde, iſt eine culpoſe Vergiftung anzunehmen *). Die letzte muſs dann nach den Grundſätzen der culpoſen Tödung beurtheilt werden. §. 286. Die unternommene Vergiftung, ſelbſt wenn ſie blos in der Abſicht zu verletzen geſchah, muſs beurtheilt werden nach den Grundſätzen von dem unternommenen Mord. Das Ver- brechen der Vergiftung iſt geendigt (perfec- tum veneficium) 1) wenn der Perſon ein wirk- liches Gift, jedoch ohne Wirkung, mitgetheilt worden iſt, 2) wenn der Verbrecher, in der Abſicht zu verletzen, ein blos vermeintliches Gift mitgetheilt hat **). **) Drit- *) Wie wenn ein Arzt oder Quackſalber durch ſeine Arzneyen tödet P. G. O. Art 134. — Mündlich von den ſogenannten Liebestränken und der An- wendbarkeit der L. 38. §. 5 D. de poenis, der Unter- haltung wegen Vergl Chr. Gothofr. Stentzel Diſſ. de philtrisrite examinandis et dijudicandis. Vit. 1726. **) Sonderbar, daſs Boehmer ad Art. 130. §. 1. die- ſen Fall ganz für ſtraflos hält. **) nicht, wie einige glauben, blos die Tödung als con- ſumirtes Verbrechen, die Verletzung nur als Verſuch betrachtet. Das letzte widerlegt ſich aus der flüch- tigſten Ueberſicht des Artikels.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/249
Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/249>, abgerufen am 29.03.2024.