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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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II. Buch. I. Theil. II. Titel. II. Abschnitt.


Zweyte Abtheilung.
Von verursachter Ueberschwemmung.


§. 409.

Eine vorsätzlich bewirkte Ueberschwemmung
mittelst Durchstechung von Dämmen hat mit
der Brandstiftung selbst in Ansehung der Ge-
fährlichkeit und des Gegenstandes Aehnlichkeit.
Sowohl das Vermögen, als das Leben von Men-
schen kömmt dadurch in Gefahr. Nach Particu-
largesetzen wird daher diese Handlung als be-
sonderes Verbrechen betrachtet *) Aber nach
gemeinem Recht kann diese Handlung, weil
uns besondre für uns anwendbare Gesetze
mangeln **), nur nach den Grundsätzen von

dem
*) z. E. Preuss. Gesetzb. Thl. II. tit. 20. Abschn. 16. §.
1571--1577.
**) Gewöhnlich führt man L. 10. D. de extraordinariis
criminib
. u. die L. un. C. de Nili aggeribus non rumpen-
dis
. an. Diese Gesetze sind aber ganz local und blos
eingeschränkt auf die Nilüberschwemmungen. Es
sollen, nach der L. un. C. cit. die Nildämme nicht
durchstochen werden, ehe das Wasser 12 Ellen an
dem Nilmesser gestiegen ist und wer "praeter jus
praeterque morem antiquitatis
" dagegen handelt, soll
mit dem Feuer bestraft werden. Man sieht aus dem
Ganzen, dass nicht die Gefahr für Eigenthum und
Leben
II. Buch. I. Theil. II. Titel. II. Abſchnitt.


Zweyte Abtheilung.
Von verurſachter Ueberſchwemmung.


§. 409.

Eine vorſätzlich bewirkte Ueberſchwemmung
mittelſt Durchſtechung von Dämmen hat mit
der Brandſtiftung ſelbſt in Anſehung der Ge-
fährlichkeit und des Gegenſtandes Aehnlichkeit.
Sowohl das Vermögen, als das Leben von Men-
ſchen kömmt dadurch in Gefahr. Nach Particu-
largeſetzen wird daher dieſe Handlung als be-
ſonderes Verbrechen betrachtet *) Aber nach
gemeinem Recht kann dieſe Handlung, weil
uns beſondre für uns anwendbare Geſetze
mangeln **), nur nach den Grundſätzen von

dem
*) z. E. Preuſs. Geſetzb. Thl. II. tit. 20. Abſchn. 16. §.
1571—1577.
**) Gewöhnlich führt man L. 10. D. de extraordinariis
criminib
. u. die L. un. C. de Nili aggeribus non rumpen-
dis
. an. Dieſe Geſetze ſind aber ganz local und blos
eingeſchränkt auf die Nilüberſchwemmungen. Es
ſollen, nach der L. un. C. cit. die Nildämme nicht
durchſtochen werden, ehe das Waſſer 12 Ellen an
dem Nilmeſſer geſtiegen iſt und wer „praeter jus
praeterque morem antiquitatis
“ dagegen handelt, ſoll
mit dem Feuer beſtraft werden. Man ſieht aus dem
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[326/0354] II. Buch. I. Theil. II. Titel. II. Abſchnitt. Zweyte Abtheilung. Von verurſachter Ueberſchwemmung. §. 409. Eine vorſätzlich bewirkte Ueberſchwemmung mittelſt Durchſtechung von Dämmen hat mit der Brandſtiftung ſelbſt in Anſehung der Ge- fährlichkeit und des Gegenſtandes Aehnlichkeit. Sowohl das Vermögen, als das Leben von Men- ſchen kömmt dadurch in Gefahr. Nach Particu- largeſetzen wird daher dieſe Handlung als be- ſonderes Verbrechen betrachtet *) Aber nach gemeinem Recht kann dieſe Handlung, weil uns beſondre für uns anwendbare Geſetze mangeln **), nur nach den Grundſätzen von dem *) z. E. Preuſs. Geſetzb. Thl. II. tit. 20. Abſchn. 16. §. 1571—1577. **) Gewöhnlich führt man L. 10. D. de extraordinariis criminib. u. die L. un. C. de Nili aggeribus non rumpen- dis. an. Dieſe Geſetze ſind aber ganz local und blos eingeſchränkt auf die Nilüberſchwemmungen. Es ſollen, nach der L. un. C. cit. die Nildämme nicht durchſtochen werden, ehe das Waſſer 12 Ellen an dem Nilmeſſer geſtiegen iſt und wer „praeter jus praeterque morem antiquitatis“ dagegen handelt, ſoll mit dem Feuer beſtraft werden. Man ſieht aus dem Ganzen, daſs nicht die Gefahr für Eigenthum und Leben

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/354>, abgerufen am 24.04.2024.