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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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Verletzung des ehel. Vertrags. Ehebruch.
fodern kann *). Die Carolina **) bestätigt durch
ihr Berufen auf das röm. Recht ***) diese Ver-
ordnung sowohl bey dem Ehebruch der Gattin,
als auch des Ehemanns +). An die Stelle der

Ver-
*) Von dem Verlust des Heirathsguts und der Wi-
derlage. c. 4 X. de donat. inter virum et ux. Nov.
117. c. 9. Ist diese durch die Nov. 134. aufgeho-
ben? dies glaubt Kleinschrod a. a. O. §.
17. Dagegen die angef. Recension der A. L. Z.
S. 356. u. 357.
**) Art. 120. "(1.) So ein Ehemann einen andern
"um des Ehebruchs willen, den er mit seinem Ehe-
"weib vollbracht hat, peinlich beklagt und das
"überwindet, derselbige Ehebrecher sammt der
"Ehebrecherin sollen nach Sage unsrer Vorfahren
"und unsern kaiserlichen Rechten gestraft werden. (2.)
"Item dass es auch gleicherweiss in dem Fall, so ein
"Ebeweih ihren Mann, oder die Person, damit er Ehe-
"bruch vollbracht hätte
, beklagen will, gehalten wer-
"den soll.'
***) Nach Andern soll sich Carl auf das deutsche Recht
berufen. cf. Koch inst. jur. crim. §. 310. Not. 3.
+) Die Meynung älterer Praktiker ist, dass Beyschlaf
des Ehemannes mit einer Ledigen, blos als stuprum.
an dem Manne mit dem Staupbesen, doppelter
Ehebruch an beyden Theilen mit dem Schwerd, ein-
facher Ehebruch eines ledigen Mannes mit einer
Ehefrau an jenem mit dem Schwerd, an dieser mit
Staupbesen bestraft werden soll. Kress ad h. a. §.
3. -- Nach andern (z E. Meister jun. pr. jur. cr.
§. 276. soll, den deutlichen Worten des Artikels
zuwider, der Beyschlaf des Ehemannes mit einer
Ledigen willkührlich bestraft werden -- Ueber die
Meynung Böhmers (ad Carpzov Q. 53. obs.
1.) nach welcher Carl den von Iustinian be-
stimmten Unterschied in Bestrafung der Manns- u.
Weibspersonen aufgehoben haben soll, vergl.
Koch l. c.

Verletzung des ehel. Vertrags. Ehebruch.
fodern kann *). Die Carolina **) beſtätigt durch
ihr Berufen auf das röm. Recht ***) dieſe Ver-
ordnung ſowohl bey dem Ehebruch der Gattin,
als auch des Ehemanns †). An die Stelle der

Ver-
*) Von dem Verluſt des Heirathsguts und der Wi-
derlage. c. 4 X. de donat. inter virum et ux. Nov.
117. c. 9. Iſt dieſe durch die Nov. 134. aufgeho-
ben? dies glaubt Kleinſchrod a. a. O. §.
17. Dagegen die angef. Recenſion der A. L. Z.
S. 356. u. 357.
**) Art. 120. „(1.) So ein Ehemann einen andern
„um des Ehebruchs willen, den er mit ſeinem Ehe-
„weib vollbracht hat, peinlich beklagt und das
„überwindet, derſelbige Ehebrecher ſammt der
„Ehebrecherin ſollen nach Sage unſrer Vorfahren
und unſern kaiſerlichen Rechten geſtraft werden. (2.)
„Item daſs es auch gleicherweiſs in dem Fall, ſo ein
„Ebeweih ihren Mann, oder die Perſon, damit er Ehe-
„bruch vollbracht hätte
, beklagen will, gehalten wer-
„den ſoll.’
***) Nach Andern ſoll ſich Carl auf das deutſche Recht
berufen. cf. Koch inſt. jur. crim. §. 310. Not. 3.
†) Die Meynung älterer Praktiker iſt, daſs Beyſchlaf
des Ehemannes mit einer Ledigen, blos als ſtuprum.
an dem Manne mit dem Staupbeſen, doppelter
Ehebruch an beyden Theilen mit dem Schwerd, ein-
facher Ehebruch eines ledigen Mannes mit einer
Ehefrau an jenem mit dem Schwerd, an dieſer mit
Staupbeſen beſtraft werden ſoll. Kreſs ad h. a. §.
3. — Nach andern (z E. Meiſter jun. pr. jur. cr.
§. 276. ſoll, den deutlichen Worten des Artikels
zuwider, der Beyſchlaf des Ehemannes mit einer
Ledigen willkührlich beſtraft werden — Ueber die
Meynung Böhmers (ad Carpzov Q. 53. obſ.
1.) nach welcher Carl den von Iuſtinian be-
ſtimmten Unterſchied in Beſtrafung der Manns- u.
Weibsperſonen aufgehoben haben ſoll, vergl.
Koch l. c.
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[335/0363] Verletzung des ehel. Vertrags. Ehebruch. fodern kann *). Die Carolina **) beſtätigt durch ihr Berufen auf das röm. Recht ***) dieſe Ver- ordnung ſowohl bey dem Ehebruch der Gattin, als auch des Ehemanns †). An die Stelle der Ver- *) Von dem Verluſt des Heirathsguts und der Wi- derlage. c. 4 X. de donat. inter virum et ux. Nov. 117. c. 9. Iſt dieſe durch die Nov. 134. aufgeho- ben? dies glaubt Kleinſchrod a. a. O. §. 17. Dagegen die angef. Recenſion der A. L. Z. S. 356. u. 357. **) Art. 120. „(1.) So ein Ehemann einen andern „um des Ehebruchs willen, den er mit ſeinem Ehe- „weib vollbracht hat, peinlich beklagt und das „überwindet, derſelbige Ehebrecher ſammt der „Ehebrecherin ſollen nach Sage unſrer Vorfahren „und unſern kaiſerlichen Rechten geſtraft werden. (2.) „Item daſs es auch gleicherweiſs in dem Fall, ſo ein „Ebeweih ihren Mann, oder die Perſon, damit er Ehe- „bruch vollbracht hätte, beklagen will, gehalten wer- „den ſoll.’ ***) Nach Andern ſoll ſich Carl auf das deutſche Recht berufen. cf. Koch inſt. jur. crim. §. 310. Not. 3. †) Die Meynung älterer Praktiker iſt, daſs Beyſchlaf des Ehemannes mit einer Ledigen, blos als ſtuprum. an dem Manne mit dem Staupbeſen, doppelter Ehebruch an beyden Theilen mit dem Schwerd, ein- facher Ehebruch eines ledigen Mannes mit einer Ehefrau an jenem mit dem Schwerd, an dieſer mit Staupbeſen beſtraft werden ſoll. Kreſs ad h. a. §. 3. — Nach andern (z E. Meiſter jun. pr. jur. cr. §. 276. ſoll, den deutlichen Worten des Artikels zuwider, der Beyſchlaf des Ehemannes mit einer Ledigen willkührlich beſtraft werden — Ueber die Meynung Böhmers (ad Carpzov Q. 53. obſ. 1.) nach welcher Carl den von Iuſtinian be- ſtimmten Unterſchied in Beſtrafung der Manns- u. Weibsperſonen aufgehoben haben ſoll, vergl. Koch l. c.

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/363>, abgerufen am 23.04.2024.