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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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Verbr. durch Täuschung eines andern.
lichsten Arten dieses Verbrechens handelt. Die
Strafe ist willkührlich, doch so, dass auch die
Todesstrafe ausdrücklich gebilligt worden ist,
wenn 1) das Verbrechen wiederholt, 2) die
objective Verletzung besonders gross ist und
3) ein besonders hoher Grad subjectiver Ille-
galität des Verbrechens entweder aus der Art
der Handlung selbst oder aus andern Grün-
den erkannt wird *). Diese Voraussetzung
ist da, wenn der Verbrecher aus innerem An-
trieb, sey es um eigennütziger oder anderer
Zwecke willen, durch sein Falsum entweder
den öffentlichen Glauben, oder wirkliche
Güter der Privatpersonen, sie mögen nun äus-
sere oder innere Güter seyn, auf unersetzliche
Art mehrmals verletzt hat. Fälschungen, wel-
che keine eigentlichen Güter verletzen, son-
dern nur sonst den Rechten anderer widerspre-
chen, steigen nie bis zur Todesstrafe **).




Zweyte
*) Verbis Art. 113. "und es möchte solcher falsch,
als oft, grösslich und boshaftig geschehen, dass der
Thäter zum Tod gestraft werden soll." Remus
paraphrasirt nicht ganz recht: "Nam si diu satis,
"et in magni pretii mercimoniis falsum dolo malo
"commiserit, non injustum neque legibus contra.
"rium erit, talem falsarium capitis damnari."
Beyspiele von Fälschern, die mit dem Tode bestraft
wurden, s. bey Berger El. crim. P. II. obs. 58. u.
59.
**) Meynungen anderer Rechtslehrer, s. bey Koch
l. c. §. 539.

Verbr. durch Täuſchung eines andern.
lichſten Arten dieſes Verbrechens handelt. Die
Strafe iſt willkührlich, doch ſo, daſs auch die
Todesſtrafe ausdrücklich gebilligt worden iſt,
wenn 1) das Verbrechen wiederholt, 2) die
objective Verletzung beſonders groſs iſt und
3) ein beſonders hoher Grad ſubjectiver Ille-
galität des Verbrechens entweder aus der Art
der Handlung ſelbſt oder aus andern Grün-
den erkannt wird *). Dieſe Vorausſetzung
iſt da, wenn der Verbrecher aus innerem An-
trieb, ſey es um eigennütziger oder anderer
Zwecke willen, durch ſein Falſum entweder
den öffentlichen Glauben, oder wirkliche
Güter der Privatperſonen, ſie mögen nun äuſ-
ſere oder innere Güter ſeyn, auf unerſetzliche
Art mehrmals verletzt hat. Fälſchungen, wel-
che keine eigentlichen Güter verletzen, ſon-
dern nur ſonſt den Rechten anderer widerſpre-
chen, ſteigen nie bis zur Todesſtrafe **).




Zweyte
*) Verbis Art. 113. „und es möchte ſolcher falſch,
als oft, gröſslich und boshaftig geſchehen, daſs der
Thäter zum Tod geſtraft werden ſoll.“ Remus
paraphraſirt nicht ganz recht: „Nam ſi diu ſatis,
„et in magni pretii mercimoniis falſum dolo malo
„commiſerit, non injuſtum neque legibus contra.
„rium erit, talem falſarium capitis damnari.“
Beyſpiele von Fälſchern, die mit dem Tode beſtraft
wurden, ſ. bey Berger El. crim. P. II. obſ. 58. u.
59.
**) Meynungen anderer Rechtslehrer, ſ. bey Koch
l. c. §. 539.
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[363/0391] Verbr. durch Täuſchung eines andern. lichſten Arten dieſes Verbrechens handelt. Die Strafe iſt willkührlich, doch ſo, daſs auch die Todesſtrafe ausdrücklich gebilligt worden iſt, wenn 1) das Verbrechen wiederholt, 2) die objective Verletzung beſonders groſs iſt und 3) ein beſonders hoher Grad ſubjectiver Ille- galität des Verbrechens entweder aus der Art der Handlung ſelbſt oder aus andern Grün- den erkannt wird *). Dieſe Vorausſetzung iſt da, wenn der Verbrecher aus innerem An- trieb, ſey es um eigennütziger oder anderer Zwecke willen, durch ſein Falſum entweder den öffentlichen Glauben, oder wirkliche Güter der Privatperſonen, ſie mögen nun äuſ- ſere oder innere Güter ſeyn, auf unerſetzliche Art mehrmals verletzt hat. Fälſchungen, wel- che keine eigentlichen Güter verletzen, ſon- dern nur ſonſt den Rechten anderer widerſpre- chen, ſteigen nie bis zur Todesſtrafe **). Zweyte *) Verbis Art. 113. „und es möchte ſolcher falſch, als oft, gröſslich und boshaftig geſchehen, daſs der Thäter zum Tod geſtraft werden ſoll.“ Remus paraphraſirt nicht ganz recht: „Nam ſi diu ſatis, „et in magni pretii mercimoniis falſum dolo malo „commiſerit, non injuſtum neque legibus contra. „rium erit, talem falſarium capitis damnari.“ Beyſpiele von Fälſchern, die mit dem Tode beſtraft wurden, ſ. bey Berger El. crim. P. II. obſ. 58. u. 59. **) Meynungen anderer Rechtslehrer, ſ. bey Koch l. c. §. 539.

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/391>, abgerufen am 28.03.2024.