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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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II. Buch. II. Theil. II. Titel. II. Abschnitt.
Verordnungen *) und deutsche Observan-
zen **) hier verschmolzen hat, bestimmt fol-
gende Grundsätze in der Bestrafung. I. Wenn
jemand gegen einen peinlich Beklagten fälsch-
lich als Zeuge geschworen hat, Talion. II. Hat
der gebrochene Eid einen andern Gegenstand
und ist derselbe 1) in Person vor Gericht nach
vorgängiger Warnung vor dem Meyneid abge-
legt worden, so ist Infamie nebst ihren Folgen
und Abhauung der Finger, mit welchen der
Verbrecher geschworen hat, die Strafe. Diese
Strafe trifft also a) die Verletzung aller Eide, wel-
che zur Förmlichkeit des Processes oder zur Ent-
scheidung desselben gehören, b) aller promisso-
rischen Eide, welche von einem Richter abge-
nommen worden sind. Perception, oder Inten-
tirung eines Vortheils wird so wenig erfo-
dert ***), als ein durch den Meineid gestifte-

ter
"ren, (2) soll auch dazu verläumdet und aller Ehren
"entsetzt seyn. Und nachdem (3) in heiligen Reich
"ein gemeiner Gebrauch ist, solchen Falschschwö-
"rern die zwey Finger, damit sie geschworen haben,
"abzuhauen, dieselbige gemeine gewöhnliche Leib-
"strafe wollen wir auch nicht ändern. (II.) Wo
"aber (1) einer durch seinen falschen Eid jemand zu
"peinlicher Strafe schwüre
, derselbige soll mit der Pön,
"die er fälschlich auf einen andern schwüre, gestraft wer-
"den. (cf. Art. 68. C. C.) (2) Wer solch Falschschwö-
"ren mit Wissen, fürsätzlich und arglistig dazu an-
"richtet, der leidet gleiche Pön."
*) L. 41. C. de transact. L. 13. C. de testib. L. 17.
C. de dignit.
**) Spec. Sax. Lib. I. Art. 65. Sp. Suev. C. 163.
***) Leyser Sp. 567. m. 22. Boehmer ad Art. 107.
§. 4.

II. Buch. II. Theil. II. Titel. II. Abſchnitt.
Verordnungen *) und deutſche Obſervan-
zen **) hier verſchmolzen hat, beſtimmt fol-
gende Grundſätze in der Beſtrafung. I. Wenn
jemand gegen einen peinlich Beklagten fälſch-
lich als Zeuge geſchworen hat, Talion. II. Hat
der gebrochene Eid einen andern Gegenſtand
und iſt derſelbe 1) in Perſon vor Gericht nach
vorgängiger Warnung vor dem Meyneid abge-
legt worden, ſo iſt Infamie nebſt ihren Folgen
und Abhauung der Finger, mit welchen der
Verbrecher geſchworen hat, die Strafe. Dieſe
Strafe trifft alſo a) die Verletzung aller Eide, wel-
che zur Förmlichkeit des Proceſſes oder zur Ent-
ſcheidung deſſelben gehören, b) aller promiſſo-
riſchen Eide, welche von einem Richter abge-
nommen worden ſind. Perception, oder Inten-
tirung eines Vortheils wird ſo wenig erfo-
dert ***), als ein durch den Meineid geſtifte-

ter
„ren, (2) ſoll auch dazu verläumdet und aller Ehren
entſetzt ſeyn. Und nachdem (3) in heiligen Reich
„ein gemeiner Gebrauch iſt, ſolchen Falſchſchwö-
„rern die zwey Finger, damit ſie geſchworen haben,
„abzuhauen, dieſelbige gemeine gewöhnliche Leib-
„ſtrafe wollen wir auch nicht ändern. (II.) Wo
„aber (1) einer durch ſeinen falſchen Eid jemand zu
„peinlicher Strafe ſchwüre
, derſelbige ſoll mit der Pön,
die er fälſchlich auf einen andern ſchwüre, geſtraft wer-
den. (cf. Art. 68. C. C.) (2) Wer ſolch Falſchſchwö-
„ren mit Wiſſen, fürſätzlich und argliſtig dazu an-
„richtet, der leidet gleiche Pön.“
*) L. 41. C. de transact. L. 13. C. de teſtib. L. 17.
C. de dignit.
**) Spec. Sax. Lib. I. Art. 65. Sp. Suev. C. 163.
***) Leyſer Sp. 567. m. 22. Boehmer ad Art. 107.
§. 4.
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[368/0396] II. Buch. II. Theil. II. Titel. II. Abſchnitt. Verordnungen *) und deutſche Obſervan- zen **) hier verſchmolzen hat, beſtimmt fol- gende Grundſätze in der Beſtrafung. I. Wenn jemand gegen einen peinlich Beklagten fälſch- lich als Zeuge geſchworen hat, Talion. II. Hat der gebrochene Eid einen andern Gegenſtand und iſt derſelbe 1) in Perſon vor Gericht nach vorgängiger Warnung vor dem Meyneid abge- legt worden, ſo iſt Infamie nebſt ihren Folgen und Abhauung der Finger, mit welchen der Verbrecher geſchworen hat, die Strafe. Dieſe Strafe trifft alſo a) die Verletzung aller Eide, wel- che zur Förmlichkeit des Proceſſes oder zur Ent- ſcheidung deſſelben gehören, b) aller promiſſo- riſchen Eide, welche von einem Richter abge- nommen worden ſind. Perception, oder Inten- tirung eines Vortheils wird ſo wenig erfo- dert ***), als ein durch den Meineid geſtifte- ter **) *) L. 41. C. de transact. L. 13. C. de teſtib. L. 17. C. de dignit. **) Spec. Sax. Lib. I. Art. 65. Sp. Suev. C. 163. ***) Leyſer Sp. 567. m. 22. Boehmer ad Art. 107. §. 4. **) „ren, (2) ſoll auch dazu verläumdet und aller Ehren „entſetzt ſeyn. Und nachdem (3) in heiligen Reich „ein gemeiner Gebrauch iſt, ſolchen Falſchſchwö- „rern die zwey Finger, damit ſie geſchworen haben, „abzuhauen, dieſelbige gemeine gewöhnliche Leib- „ſtrafe wollen wir auch nicht ändern. (II.) Wo „aber (1) einer durch ſeinen falſchen Eid jemand zu „peinlicher Strafe ſchwüre, derſelbige ſoll mit der Pön, „die er fälſchlich auf einen andern ſchwüre, geſtraft wer- „den. (cf. Art. 68. C. C.) (2) Wer ſolch Falſchſchwö- „ren mit Wiſſen, fürſätzlich und argliſtig dazu an- „richtet, der leidet gleiche Pön.“

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/396>, abgerufen am 19.04.2024.