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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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II. Buch. III. Theil. IV. Titel. II. Abschnitt.
chen Verhältnisse steht *) 3) zwischen Ge-
schwistern. **)

§. 497.

Strafe. Die P. G. O. ***) beruft sich auf
das Röm. R. Allein nach den Pandekten ist
die Strafe unbestimmt, vieldeutig und dun-
kel +) und Justinians Verordnung ++) ist zwar
bestimmt in Ansehung der Strafe, aber unbe-
stimmt in Ansehung der damit bedrohten Fälle
und Personen. Alle diese Gesetze enthalten
daher keine Norm für uns und müssen als
unbestimmte Strafgesetze betrachtet werden.
Nach allgemeinen Principien würde daher
der qualificirte Incest mit der erhöhten Strafe
desjenigen Verbrechens, mit welchem er con-

cur-
*) L. 68. D. de R. N. L. 38. §. 1. 2. D. ad L. Iul. de
adult.
L. 39. D. de R. N. L. 5. §. 1. D. de condict.
sine causa.
Dass die Ehe mit der Schwesterto hter
zum inc. jur. gent. gehöre, beweisst unwidersprech-
lich das lezte Gesetz, welches sagt, dass hier die
Weibsperson mit der Mannsperson in pari delicto sey,
welches nach L. 38 §. 2. D. ad L. Iul. de ad den
unterscheidenden Charakter des inc. j. gent ausmacht.
Eben dies sagt die L. 38. pr. von der Ehe zwi-
schen Stiefeltern und Stiefkindern, und zwischen
Schwiegereltern und Schwiegerkindern.
**) L. 8. L. 14. §. 2. D. de R. N.
***) Art. 117.
+) L. 5. D. de quaest. L. 38, §. 1. 3. D. ad L. Iul. de
adult.
++) Nov. 12. die Leyser l. c. mit Unrecht legem cla-
rissimam
nennt.

II. Buch. III. Theil. IV. Titel. II. Abſchnitt.
chen Verhältniſſe ſteht *) 3) zwiſchen Ge-
ſchwiſtern. **)

§. 497.

Strafe. Die P. G. O. ***) beruft ſich auf
das Röm. R. Allein nach den Pandekten iſt
die Strafe unbeſtimmt, vieldeutig und dun-
kel †) und Juſtinians Verordnung ††) iſt zwar
beſtimmt in Anſehung der Strafe, aber unbe-
ſtimmt in Anſehung der damit bedrohten Fälle
und Perſonen. Alle dieſe Geſetze enthalten
daher keine Norm für uns und müſſen als
unbeſtimmte Strafgeſetze betrachtet werden.
Nach allgemeinen Principien würde daher
der qualificirte Inceſt mit der erhöhten Strafe
desjenigen Verbrechens, mit welchem er con-

cur-
*) L. 68. D. de R. N. L. 38. §. 1. 2. D. ad L. Iul. de
adult.
L. 39. D. de R. N. L. 5. §. 1. D. de condict.
ſine cauſa.
Daſs die Ehe mit der Schweſterto hter
zum inc. jur. gent. gehöre, beweiſst unwiderſprech-
lich das lezte Geſetz, welches ſagt, daſs hier die
Weibsperſon mit der Mannsperſon in pari delicto ſey,
welches nach L. 38 §. 2. D. ad L. Iul. de ad den
unterſcheidenden Charakter des inc. j. gent ausmacht.
Eben dies ſagt die L. 38. pr. von der Ehe zwi-
ſchen Stiefeltern und Stiefkindern, und zwiſchen
Schwiegereltern und Schwiegerkindern.
**) L. 8. L. 14. §. 2. D. de R. N.
***) Art. 117.
†) L. 5. D. de quaeſt. L. 38, §. 1. 3. D. ad L. Iul. de
adult.
††) Nov. 12. die Leyſer l. c. mit Unrecht legem cla-
riſſimam
nennt.
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[402/0430] II. Buch. III. Theil. IV. Titel. II. Abſchnitt. chen Verhältniſſe ſteht *) 3) zwiſchen Ge- ſchwiſtern. **) §. 497. Strafe. Die P. G. O. ***) beruft ſich auf das Röm. R. Allein nach den Pandekten iſt die Strafe unbeſtimmt, vieldeutig und dun- kel †) und Juſtinians Verordnung ††) iſt zwar beſtimmt in Anſehung der Strafe, aber unbe- ſtimmt in Anſehung der damit bedrohten Fälle und Perſonen. Alle dieſe Geſetze enthalten daher keine Norm für uns und müſſen als unbeſtimmte Strafgeſetze betrachtet werden. Nach allgemeinen Principien würde daher der qualificirte Inceſt mit der erhöhten Strafe desjenigen Verbrechens, mit welchem er con- cur- *) L. 68. D. de R. N. L. 38. §. 1. 2. D. ad L. Iul. de adult. L. 39. D. de R. N. L. 5. §. 1. D. de condict. ſine cauſa. Daſs die Ehe mit der Schweſterto hter zum inc. jur. gent. gehöre, beweiſst unwiderſprech- lich das lezte Geſetz, welches ſagt, daſs hier die Weibsperſon mit der Mannsperſon in pari delicto ſey, welches nach L. 38 §. 2. D. ad L. Iul. de ad den unterſcheidenden Charakter des inc. j. gent ausmacht. Eben dies ſagt die L. 38. pr. von der Ehe zwi- ſchen Stiefeltern und Stiefkindern, und zwiſchen Schwiegereltern und Schwiegerkindern. **) L. 8. L. 14. §. 2. D. de R. N. ***) Art. 117. †) L. 5. D. de quaeſt. L. 38, §. 1. 3. D. ad L. Iul. de adult. ††) Nov. 12. die Leyſer l. c. mit Unrecht legem cla- riſſimam nennt.

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/430>, abgerufen am 28.03.2024.