Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

Verg. geg. d. Bevölk. u. Sittenp. Sodomie.
dieser Handlungen und zur Bestrafung dersel-
ben aufgefodert wird.

§. 500.

Die gemeinen Rechte *) begreifen unter
der Sodomie I) den Beyschlaf eines Menschen
mit einem andern lebenden Menschen dessel-
ben Geschlechts (sodomia ratione sexus), wel-
cher 1) den Beyschlaf des Mannes mit einem
Manne und 2) den Beyschlaf eines Weibes mit
einem Weibe **) unter sich enthält II.) den
Beyschlaf des Menschen mit einem Wesen
verschiedener Gattung (sod. ratione generis,
Bestialität
). ***)

§. 501.

Die Strafe des gemeinen Rechts ist das
Feuer, ohne zwischen den verschiedenen Ar-

ten
*) Art. 116. P. G. O. -- Das römische Recht kennt
als Verbrechen blos die erste Art der sodomia
rat. sexus.
**) Falsch ist es, wenn Cella über Verbr. und Stra-
fen in Unzuchtsfällen
§. 43 behauptet, dass sich
Carl hierunter nichts bestimmtes gedacht, son-
dern dieses beynahe nur des Gegensatzes wegen
angenommen habe. Er dachte wohl an die Weibs-
personen, welche bey den Römern tribades, frictrices
genannt wurden
***) Dem gemeinen Recht ist unbekannt 1) die un-
eigentliche Sodomie
(sod. impropria Befriedigung der
Geschlechtslust, ohne dass ein lebendiges Wesen
Object derselben ist. -- Onanie, mastupration, Coitus
mit einem Leichnam
, 2) den naturwidrigen Beyschlaf
mit einer Person des andern Geschlechts (sodomia
rat. ordinis natura
).

Verg. geg. d. Bevölk. u. Sittenp. Sodomie.
dieſer Handlungen und zur Beſtrafung derſel-
ben aufgefodert wird.

§. 500.

Die gemeinen Rechte *) begreifen unter
der Sodomie I) den Beyſchlaf eines Menſchen
mit einem andern lebenden Menſchen deſſel-
ben Geſchlechts (ſodomia ratione ſexus), wel-
cher 1) den Beyſchlaf des Mannes mit einem
Manne und 2) den Beyſchlaf eines Weibes mit
einem Weibe **) unter ſich enthält II.) den
Beyſchlaf des Menſchen mit einem Weſen
verſchiedener Gattung (ſod. ratione generis,
Beſtialität
). ***)

§. 501.

Die Strafe des gemeinen Rechts iſt das
Feuer, ohne zwiſchen den verſchiedenen Ar-

ten
*) Art. 116. P. G. O. — Das römiſche Recht kennt
als Verbrechen blos die erſte Art der ſodomia
rat. ſexus.
**) Falſch iſt es, wenn Cella über Verbr. und Stra-
fen in Unzuchtsfällen
§. 43 behauptet, daſs ſich
Carl hierunter nichts beſtimmtes gedacht, ſon-
dern dieſes beynahe nur des Gegenſatzes wegen
angenommen habe. Er dachte wohl an die Weibs-
perſonen, welche bey den Römern tribades, frictrices
genannt wurden
***) Dem gemeinen Recht iſt unbekannt 1) die un-
eigentliche Sodomie
(ſod. impropria Befriedigung der
Geſchlechtsluſt, ohne daſs ein lebendiges Weſen
Object derſelben iſt. — Onanie, maſtupration, Coitus
mit einem Leichnam
, 2) den naturwidrigen Beyſchlaf
mit einer Perſon des andern Geſchlechts (ſodomia
rat. ordinis natura
).
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <p><pb facs="#f0433" n="405"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Verg. geg. d. Bevölk. u. Sittenp. Sodomie.</hi></fw><lb/>
die&#x017F;er Handlungen und zur Be&#x017F;trafung der&#x017F;el-<lb/>
ben aufgefodert wird.</p>
                    </div><lb/>
                    <div n="8">
                      <head>§. 500.</head><lb/>
                      <p>Die gemeinen Rechte <note place="foot" n="*)">Art. 116. P. G. O. &#x2014; Das römi&#x017F;che Recht kennt<lb/>
als Verbrechen blos die er&#x017F;te Art der &#x017F;odomia<lb/>
rat. &#x017F;exus.</note> begreifen unter<lb/>
der Sodomie I) den Bey&#x017F;chlaf eines Men&#x017F;chen<lb/>
mit einem andern lebenden Men&#x017F;chen de&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
ben Ge&#x017F;chlechts (<hi rendition="#i">&#x017F;odomia ratione &#x017F;exus</hi>), wel-<lb/>
cher 1) den Bey&#x017F;chlaf des Mannes mit einem<lb/>
Manne und 2) den Bey&#x017F;chlaf eines Weibes mit<lb/>
einem Weibe <note place="foot" n="**)">Fal&#x017F;ch i&#x017F;t es, wenn <hi rendition="#g">Cella</hi> <hi rendition="#i">über Verbr. und Stra-<lb/>
fen in Unzuchtsfällen</hi> §. 43 behauptet, da&#x017F;s &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#g">Carl</hi> hierunter nichts be&#x017F;timmtes gedacht, &#x017F;on-<lb/>
dern die&#x017F;es beynahe nur des Gegen&#x017F;atzes wegen<lb/>
angenommen habe. Er dachte wohl an die Weibs-<lb/>
per&#x017F;onen, welche bey den Römern <hi rendition="#i">tribades, frictrices</hi><lb/>
genannt wurden</note> unter &#x017F;ich enthält II.) den<lb/>
Bey&#x017F;chlaf des Men&#x017F;chen mit einem We&#x017F;en<lb/>
ver&#x017F;chiedener Gattung (<hi rendition="#i">&#x017F;od. ratione generis,<lb/>
Be&#x017F;tialität</hi>). <note place="foot" n="***)">Dem gemeinen Recht i&#x017F;t unbekannt 1) die <hi rendition="#i">un-<lb/>
eigentliche Sodomie</hi> (&#x017F;od. impropria Befriedigung der<lb/>
Ge&#x017F;chlechtslu&#x017F;t, ohne da&#x017F;s ein lebendiges We&#x017F;en<lb/>
Object der&#x017F;elben i&#x017F;t. &#x2014; <hi rendition="#i">Onanie, ma&#x017F;tupration, Coitus<lb/>
mit einem Leichnam</hi>, 2) den naturwidrigen Bey&#x017F;chlaf<lb/>
mit einer Per&#x017F;on des andern Ge&#x017F;chlechts (<hi rendition="#i">&#x017F;odomia<lb/>
rat. ordinis natura</hi>).</note></p>
                    </div><lb/>
                    <div n="8">
                      <head>§. 501.</head><lb/>
                      <p>Die Strafe des gemeinen Rechts i&#x017F;t das<lb/><hi rendition="#i">Feuer</hi>, ohne zwi&#x017F;chen den ver&#x017F;chiedenen Ar-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ten</fw><lb/></p>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[405/0433] Verg. geg. d. Bevölk. u. Sittenp. Sodomie. dieſer Handlungen und zur Beſtrafung derſel- ben aufgefodert wird. §. 500. Die gemeinen Rechte *) begreifen unter der Sodomie I) den Beyſchlaf eines Menſchen mit einem andern lebenden Menſchen deſſel- ben Geſchlechts (ſodomia ratione ſexus), wel- cher 1) den Beyſchlaf des Mannes mit einem Manne und 2) den Beyſchlaf eines Weibes mit einem Weibe **) unter ſich enthält II.) den Beyſchlaf des Menſchen mit einem Weſen verſchiedener Gattung (ſod. ratione generis, Beſtialität). ***) §. 501. Die Strafe des gemeinen Rechts iſt das Feuer, ohne zwiſchen den verſchiedenen Ar- ten *) Art. 116. P. G. O. — Das römiſche Recht kennt als Verbrechen blos die erſte Art der ſodomia rat. ſexus. **) Falſch iſt es, wenn Cella über Verbr. und Stra- fen in Unzuchtsfällen §. 43 behauptet, daſs ſich Carl hierunter nichts beſtimmtes gedacht, ſon- dern dieſes beynahe nur des Gegenſatzes wegen angenommen habe. Er dachte wohl an die Weibs- perſonen, welche bey den Römern tribades, frictrices genannt wurden ***) Dem gemeinen Recht iſt unbekannt 1) die un- eigentliche Sodomie (ſod. impropria Befriedigung der Geſchlechtsluſt, ohne daſs ein lebendiges Weſen Object derſelben iſt. — Onanie, maſtupration, Coitus mit einem Leichnam, 2) den naturwidrigen Beyſchlaf mit einer Perſon des andern Geſchlechts (ſodomia rat. ordinis natura).

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/433
Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/433>, abgerufen am 29.03.2024.