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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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Von der Criminaljurisdiction überhaupt.
chen. Nähere Bestimmungen aber müssen
Partikulargesetze und Gewohnheiten geben.*)
Im Zweifel gehören alle Straffälle zur peinli-
chen Gerichtsbarkeit, weil Ausübung der Cri-
minalgewalt von einem Civilgericht eine Aus-
nahme von dem gemeinen Recht und von der
Natur der Sache ist.

§. 529.

In der Natur der Criminalgerichtsbarkeit
ist enthalten 1) das Recht, an dem vorkommen-
den Fall die Merkmale der gesetzlichen Vor-
aussetzung aufzusuchen -- Recht der Untersu-
chung
, 2) das Recht, die Nothwendigkeit der
Anwendung oder Nichtanwendung der recht-
lichen Folge rechtsgültig zu erklären -- Recht
der Entscheidung
. -- Das Recht der Execution
ist zwar mit der Criminalgerichtsbarkeit ge-
wöhnlich verbunden, aber nicht in ihrer Na-
tur enthalten -- und ist öfters davon auch
wirklich getrennt.

§. 530.

Aus dem Besitz der Criminaljurisdiction
fliessen I. abgeleitete Rechte, nämlich 1) das
Recht zu allen Handlungen, welche die Aus-
übung der Gerichtsbarkeit möglich machen,
in so ferne dadurch nicht Rechte eines andern
verletzt werden,**) 2) das Recht zur Ernen-

nung
*) L. 2. D. de jurisd.
**) S. §. und die daselbst angeführten Schrift-
steller.

Von der Criminaljurisdiction überhaupt.
chen. Nähere Beſtimmungen aber müſſen
Partikulargeſetze und Gewohnheiten geben.*)
Im Zweifel gehören alle Straffälle zur peinli-
chen Gerichtsbarkeit, weil Ausübung der Cri-
minalgewalt von einem Civilgericht eine Aus-
nahme von dem gemeinen Recht und von der
Natur der Sache iſt.

§. 529.

In der Natur der Criminalgerichtsbarkeit
iſt enthalten 1) das Recht, an dem vorkommen-
den Fall die Merkmale der geſetzlichen Vor-
ausſetzung aufzuſuchen — Recht der Unterſu-
chung
, 2) das Recht, die Nothwendigkeit der
Anwendung oder Nichtanwendung der recht-
lichen Folge rechtsgültig zu erklären — Recht
der Entſcheidung
. — Das Recht der Execution
iſt zwar mit der Criminalgerichtsbarkeit ge-
wöhnlich verbunden, aber nicht in ihrer Na-
tur enthalten — und iſt öfters davon auch
wirklich getrennt.

§. 530.

Aus dem Beſitz der Criminaljurisdiction
flieſsen I. abgeleitete Rechte, nämlich 1) das
Recht zu allen Handlungen, welche die Aus-
übung der Gerichtsbarkeit möglich machen,
in ſo ferne dadurch nicht Rechte eines andern
verletzt werden,**) 2) das Recht zur Ernen-

nung
*) L. 2. D. de jurisd.
**) S. §. und die daſelbſt angeführten Schrift-
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[427/0455] Von der Criminaljurisdiction überhaupt. chen. Nähere Beſtimmungen aber müſſen Partikulargeſetze und Gewohnheiten geben. *) Im Zweifel gehören alle Straffälle zur peinli- chen Gerichtsbarkeit, weil Ausübung der Cri- minalgewalt von einem Civilgericht eine Aus- nahme von dem gemeinen Recht und von der Natur der Sache iſt. §. 529. In der Natur der Criminalgerichtsbarkeit iſt enthalten 1) das Recht, an dem vorkommen- den Fall die Merkmale der geſetzlichen Vor- ausſetzung aufzuſuchen — Recht der Unterſu- chung, 2) das Recht, die Nothwendigkeit der Anwendung oder Nichtanwendung der recht- lichen Folge rechtsgültig zu erklären — Recht der Entſcheidung. — Das Recht der Execution iſt zwar mit der Criminalgerichtsbarkeit ge- wöhnlich verbunden, aber nicht in ihrer Na- tur enthalten — und iſt öfters davon auch wirklich getrennt. §. 530. Aus dem Beſitz der Criminaljurisdiction flieſsen I. abgeleitete Rechte, nämlich 1) das Recht zu allen Handlungen, welche die Aus- übung der Gerichtsbarkeit möglich machen, in ſo ferne dadurch nicht Rechte eines andern verletzt werden, **) 2) das Recht zur Ernen- nung *) L. 2. D. de jurisd. **) S. §. und die daſelbſt angeführten Schrift- ſteller.

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/455>, abgerufen am 19.03.2024.