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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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Von d. rechtlichen Dauer e begang. Verb.
ralinquisition *), oder im Anklagprocess durch
Citation des Verbrechers unterbrochen. Hand-
lungen einer Privatperson, z. B. Ueberreichung
der Klaglibells) unterbrechen sie eben so we-
nig, als Handlungen des Staats, die nicht auf
Bestrafung des begangenen Verbrechens ab-
zwecken. Von der Endigung der letzten ge-
richtlichen Handlung an läuft die Verjährung
von neuem, ohne Rücksicht, ob der Ueber-
treter der wirklichen Bestrafung durch eine
rechtswidrige Handlung oder wegen Mangel
der Anzeigen entgangen ist **).

§. 76.

Der Verjährung sind alle Verbrechen un-
terworfen ohne Ausnahme, ohne Rücksicht
auf die Grösse ihrer Strafbarkeit oder auf die
Beschaffenheit der Person ***).

§. 77.

Alle diese Gründe heben das Daseyn des
Verbrechens als eines solchen völlig auf. Der

Ver-
*) Die Meisten lassen nur die Specialinquisition die
Verjährung unterbrechen. Engau a. O. §. 108.
Koch inst. jur. crim. §. 975. -- Klein p. R.
§. 186.
**) Dagegen Engau a. O. §. 114. u. 115.
***) Ueber den scheinbaren Widerspruch der L. 10. D.
ad L. Pompejam de parricidis: "namque eos, qui par-
ricidii
poena teneri possunt, semper accusare permitti-
tur eodem Scto. vergl. Matthaei de crimin. L.
XLVIII. c. 4. Nr. 2. Meister pr. jurispr. crim. Sect.
3. c. 29. §. 873. -- Overbeks Meditationen über
verschiedthe Rechtsmaterien
. IV. Bd. Med. 189.

Von d. rechtlichen Dauer e begang. Verb.
ralinquiſition *), oder im Anklagproceſs durch
Citation des Verbrechers unterbrochen. Hand-
lungen einer Privatperſon, z. B. Ueberreichung
der Klaglibells) unterbrechen ſie eben ſo we-
nig, als Handlungen des Staats, die nicht auf
Beſtrafung des begangenen Verbrechens ab-
zwecken. Von der Endigung der letzten ge-
richtlichen Handlung an läuft die Verjährung
von neuem, ohne Rückſicht, ob der Ueber-
treter der wirklichen Beſtrafung durch eine
rechtswidrige Handlung oder wegen Mangel
der Anzeigen entgangen iſt **).

§. 76.

Der Verjährung ſind alle Verbrechen un-
terworfen ohne Ausnahme, ohne Rückſicht
auf die Gröſse ihrer Strafbarkeit oder auf die
Beſchaffenheit der Perſon ***).

§. 77.

Alle dieſe Gründe heben das Daſeyn des
Verbrechens als eines ſolchen völlig auf. Der

Ver-
*) Die Meiſten laſſen nur die Specialinquiſition die
Verjährung unterbrechen. Engau a. O. §. 108.
Koch inſt. jur. crim. §. 975. — Klein p. R.
§. 186.
**) Dagegen Engau a. O. §. 114. u. 115.
***) Ueber den ſcheinbaren Widerſpruch der L. 10. D.
ad L. Pompejam de parricidis: „namque eos, qui par-
ricidii
poena teneri poſſunt, ſemper accuſare permitti-
tur eodem Scto. vergl. Matthaei de crimin. L.
XLVIII. c. 4. Nr. 2. Meiſter pr. jurispr. crim. Sect.
3. c. 29. §. 873. — Overbeks Meditationen über
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. IV. Bd. Med. 189.
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[59/0087] Von d. rechtlichen Dauer e begang. Verb. ralinquiſition *), oder im Anklagproceſs durch Citation des Verbrechers unterbrochen. Hand- lungen einer Privatperſon, z. B. Ueberreichung der Klaglibells) unterbrechen ſie eben ſo we- nig, als Handlungen des Staats, die nicht auf Beſtrafung des begangenen Verbrechens ab- zwecken. Von der Endigung der letzten ge- richtlichen Handlung an läuft die Verjährung von neuem, ohne Rückſicht, ob der Ueber- treter der wirklichen Beſtrafung durch eine rechtswidrige Handlung oder wegen Mangel der Anzeigen entgangen iſt **). §. 76. Der Verjährung ſind alle Verbrechen un- terworfen ohne Ausnahme, ohne Rückſicht auf die Gröſse ihrer Strafbarkeit oder auf die Beſchaffenheit der Perſon ***). §. 77. Alle dieſe Gründe heben das Daſeyn des Verbrechens als eines ſolchen völlig auf. Der Ver- *) Die Meiſten laſſen nur die Specialinquiſition die Verjährung unterbrechen. Engau a. O. §. 108. Koch inſt. jur. crim. §. 975. — Klein p. R. §. 186. **) Dagegen Engau a. O. §. 114. u. 115. ***) Ueber den ſcheinbaren Widerſpruch der L. 10. D. ad L. Pompejam de parricidis: „namque eos, qui par- ricidii poena teneri poſſunt, ſemper accuſare permitti- tur eodem Scto. vergl. Matthaei de crimin. L. XLVIII. c. 4. Nr. 2. Meiſter pr. jurispr. crim. Sect. 3. c. 29. §. 873. — Overbeks Meditationen über verſchiedthe Rechtsmaterien. IV. Bd. Med. 189.

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/87>, abgerufen am 24.04.2024.