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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
nicht für das Einspannen zwischen Spitzen oder an der Planscheibe, so dass
das kreisende Werkstück vorzuziehen ist.

Das lässt sich nun zwar, wie bereits erwähnt, auch bei der Drehbank
anwenden. Da diese jedoch in erster Linie dem eigentlichen Drehen, dem
Bearbeiten der sich drehenden Werkstücke angepasst ist, so fehlen ihr für
gewöhnlich manche für die andere Arbeitsweise erwünschte Einrichtungen,
sie würde zu theuer werden, wenn man sie auch für diese Arbeitsweise
vollkommen ausbilden wollte.

Man baut daher besondere Maschinen, welche in erster Linie oder
ausschliesslich bestimmt sind, im wesentlichen ruhende Werkstücke zu be-
arbeiten, und stattet sie hierfür aus. Und da selbst bei dieser Beschrän-
kung des Verwendungszweckes die Maschinen, welche allen der hierher
gehörenden Arbeiten gerecht werden sollen, entweder zu theuer oder für
die einzelnen Aufgaben zu unvollkommen werden würden, so beschränkt
man das Anwendungsgebiet noch weiter, baut sie für bestimmte Arbeiten.

Wegen der Verschiedenartigkeit der vorkommenden Aufgaben lassen
sich nun diese Maschinen nicht in scharf abgegrenzte Gruppen legen; man
kann aber von Lochbohrmaschinen, Ausbohrmaschinen und Schwär-
mern
sprechen, ohne damit den Gedanken zu verbinden, dass die Maschinen
nur zu dem durch ihren Namen gekennzeichneten Arbeitsverfahren taug-
lich sind. Giebt es doch Lochbohr- sowie Ausbohrmaschinen, die gelegent-
lich als Drehbänke verwendet werden, und sind doch viele der Ausbohr-
maschinen mit Schwärmervorrichtungen versehen u. s. w.

Ich beginne als den Drehbänken am nächsten stehend mit den:

a) Ausbohrmaschinen.1) Ihr thätiger Theil ist die Bohrstange, an
welcher die Stichel entweder unmittelbar oder unter Vermittlung eines Bohr-
kopfes (S. 110) befestigt sind.

Bei einer Bauart der
Maschinen dreht sich die
unverschiebliche Bohr-
stange a, Fig. 648, in La-
gern l, während das Werk-
stück w auf einem gleich-
laufend zur Bohrstange
verschiebbaren Schlitten s

[Abbildung] Fig. 648.
befestigt ist. Der Bohrkopf b sitzt etwa in der Mitte zwischen den Lagern l.
Hierbei muss der Abstand der beiden Lager l im allgemeinen mehr als
das Doppelte der Werkstücklänge betragen, so dass diese Bauart für
längere Werkstücke, bezw. grössere Bohrlängen sich wenig eignet.2)

Eine zweite Bauart, bei welcher beide Lager l dem Werkstück nahe
gelegt werden können, so dass die Federung der Bohrstange geringer aus-
fällt, stellt Fig. 649 in einfachen Linien dar. Hier ist das Werkstück w
auf dem Bett der Maschine befestigt, ruht also, während die Bohrstange a
mit dem Bohrkopf b sich gleichzeitig dreht und verschiebt.


1) Dingl. polyt. Journ. 1895, Bd. 297, S. 129, mit Abb.; 1896, Bd. 299, S. 201,
mit Abb.
2) Dingl. polyt. Journ. 1888, Bd. 267, S. 584, mit Abb. The Iron Age, 20. Febr.
1890, S. 294, mit Abb. (3-spindlig). The Engineer, Juni 1891, S. 515, mit Schaubild
(2-spindlig). American Mach. April 1896, S. 453, mit Schaubild (2-spindlig). Engineer-
ing, 17. Juli, 1896, S. 91, mit Schaubild. The Iron Age, 24. März 1898, S. 2, mit Schaub.

I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
nicht für das Einspannen zwischen Spitzen oder an der Planscheibe, so dass
das kreisende Werkstück vorzuziehen ist.

Das lässt sich nun zwar, wie bereits erwähnt, auch bei der Drehbank
anwenden. Da diese jedoch in erster Linie dem eigentlichen Drehen, dem
Bearbeiten der sich drehenden Werkstücke angepasst ist, so fehlen ihr für
gewöhnlich manche für die andere Arbeitsweise erwünschte Einrichtungen,
sie würde zu theuer werden, wenn man sie auch für diese Arbeitsweise
vollkommen ausbilden wollte.

Man baut daher besondere Maschinen, welche in erster Linie oder
ausschliesslich bestimmt sind, im wesentlichen ruhende Werkstücke zu be-
arbeiten, und stattet sie hierfür aus. Und da selbst bei dieser Beschrän-
kung des Verwendungszweckes die Maschinen, welche allen der hierher
gehörenden Arbeiten gerecht werden sollen, entweder zu theuer oder für
die einzelnen Aufgaben zu unvollkommen werden würden, so beschränkt
man das Anwendungsgebiet noch weiter, baut sie für bestimmte Arbeiten.

Wegen der Verschiedenartigkeit der vorkommenden Aufgaben lassen
sich nun diese Maschinen nicht in scharf abgegrenzte Gruppen legen; man
kann aber von Lochbohrmaschinen, Ausbohrmaschinen und Schwär-
mern
sprechen, ohne damit den Gedanken zu verbinden, dass die Maschinen
nur zu dem durch ihren Namen gekennzeichneten Arbeitsverfahren taug-
lich sind. Giebt es doch Lochbohr- sowie Ausbohrmaschinen, die gelegent-
lich als Drehbänke verwendet werden, und sind doch viele der Ausbohr-
maschinen mit Schwärmervorrichtungen versehen u. s. w.

Ich beginne als den Drehbänken am nächsten stehend mit den:

a) Ausbohrmaschinen.1) Ihr thätiger Theil ist die Bohrstange, an
welcher die Stichel entweder unmittelbar oder unter Vermittlung eines Bohr-
kopfes (S. 110) befestigt sind.

Bei einer Bauart der
Maschinen dreht sich die
unverschiebliche Bohr-
stange a, Fig. 648, in La-
gern l, während das Werk-
stück w auf einem gleich-
laufend zur Bohrstange
verschiebbaren Schlitten s

[Abbildung] Fig. 648.
befestigt ist. Der Bohrkopf b sitzt etwa in der Mitte zwischen den Lagern l.
Hierbei muss der Abstand der beiden Lager l im allgemeinen mehr als
das Doppelte der Werkstücklänge betragen, so dass diese Bauart für
längere Werkstücke, bezw. grössere Bohrlängen sich wenig eignet.2)

Eine zweite Bauart, bei welcher beide Lager l dem Werkstück nahe
gelegt werden können, so dass die Federung der Bohrstange geringer aus-
fällt, stellt Fig. 649 in einfachen Linien dar. Hier ist das Werkstück w
auf dem Bett der Maschine befestigt, ruht also, während die Bohrstange a
mit dem Bohrkopf b sich gleichzeitig dreht und verschiebt.


1) Dingl. polyt. Journ. 1895, Bd. 297, S. 129, mit Abb.; 1896, Bd. 299, S. 201,
mit Abb.
2) Dingl. polyt. Journ. 1888, Bd. 267, S. 584, mit Abb. The Iron Age, 20. Febr.
1890, S. 294, mit Abb. (3-spindlig). The Engineer, Juni 1891, S. 515, mit Schaubild
(2-spindlig). American Mach. April 1896, S. 453, mit Schaubild (2-spindlig). Engineer-
ing, 17. Juli, 1896, S. 91, mit Schaubild. The Iron Age, 24. März 1898, S. 2, mit Schaub.
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[335/0349] I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen. nicht für das Einspannen zwischen Spitzen oder an der Planscheibe, so dass das kreisende Werkstück vorzuziehen ist. Das lässt sich nun zwar, wie bereits erwähnt, auch bei der Drehbank anwenden. Da diese jedoch in erster Linie dem eigentlichen Drehen, dem Bearbeiten der sich drehenden Werkstücke angepasst ist, so fehlen ihr für gewöhnlich manche für die andere Arbeitsweise erwünschte Einrichtungen, sie würde zu theuer werden, wenn man sie auch für diese Arbeitsweise vollkommen ausbilden wollte. Man baut daher besondere Maschinen, welche in erster Linie oder ausschliesslich bestimmt sind, im wesentlichen ruhende Werkstücke zu be- arbeiten, und stattet sie hierfür aus. Und da selbst bei dieser Beschrän- kung des Verwendungszweckes die Maschinen, welche allen der hierher gehörenden Arbeiten gerecht werden sollen, entweder zu theuer oder für die einzelnen Aufgaben zu unvollkommen werden würden, so beschränkt man das Anwendungsgebiet noch weiter, baut sie für bestimmte Arbeiten. Wegen der Verschiedenartigkeit der vorkommenden Aufgaben lassen sich nun diese Maschinen nicht in scharf abgegrenzte Gruppen legen; man kann aber von Lochbohrmaschinen, Ausbohrmaschinen und Schwär- mern sprechen, ohne damit den Gedanken zu verbinden, dass die Maschinen nur zu dem durch ihren Namen gekennzeichneten Arbeitsverfahren taug- lich sind. Giebt es doch Lochbohr- sowie Ausbohrmaschinen, die gelegent- lich als Drehbänke verwendet werden, und sind doch viele der Ausbohr- maschinen mit Schwärmervorrichtungen versehen u. s. w. Ich beginne als den Drehbänken am nächsten stehend mit den: a) Ausbohrmaschinen. 1) Ihr thätiger Theil ist die Bohrstange, an welcher die Stichel entweder unmittelbar oder unter Vermittlung eines Bohr- kopfes (S. 110) befestigt sind. Bei einer Bauart der Maschinen dreht sich die unverschiebliche Bohr- stange a, Fig. 648, in La- gern l, während das Werk- stück w auf einem gleich- laufend zur Bohrstange verschiebbaren Schlitten s [Abbildung Fig. 648.] befestigt ist. Der Bohrkopf b sitzt etwa in der Mitte zwischen den Lagern l. Hierbei muss der Abstand der beiden Lager l im allgemeinen mehr als das Doppelte der Werkstücklänge betragen, so dass diese Bauart für längere Werkstücke, bezw. grössere Bohrlängen sich wenig eignet. 2) Eine zweite Bauart, bei welcher beide Lager l dem Werkstück nahe gelegt werden können, so dass die Federung der Bohrstange geringer aus- fällt, stellt Fig. 649 in einfachen Linien dar. Hier ist das Werkstück w auf dem Bett der Maschine befestigt, ruht also, während die Bohrstange a mit dem Bohrkopf b sich gleichzeitig dreht und verschiebt. 1) Dingl. polyt. Journ. 1895, Bd. 297, S. 129, mit Abb.; 1896, Bd. 299, S. 201, mit Abb. 2) Dingl. polyt. Journ. 1888, Bd. 267, S. 584, mit Abb. The Iron Age, 20. Febr. 1890, S. 294, mit Abb. (3-spindlig). The Engineer, Juni 1891, S. 515, mit Schaubild (2-spindlig). American Mach. April 1896, S. 453, mit Schaubild (2-spindlig). Engineer- ing, 17. Juli, 1896, S. 91, mit Schaubild. The Iron Age, 24. März 1898, S. 2, mit Schaub.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/349>, abgerufen am 20.04.2024.