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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
Ansatzwinkel, d. h. die richtige Lage der Richtlinie, wenn entweder das
Werkstück w, Fig. 35, gegenüber dem festliegenden Stichel s in der Pfeil-
richtung I sich dreht (Drehen oder Abdrehen, auch zuweilen Bohren ge-
nannte Arbeitsweise) oder der Stichel s in der Pfeilrichtung II um die Axe
des festliegenden Werkstückes w kreist (Bohren, Ausbohren, Abschwärmen
genannte Arbeitsweise).

Es unterscheiden sich die Arbeitsver-
fahren, welche Fig. 35 darstellt, vom
Hobeln wesentlich durch den Umstand,
dass die gegensätzliche Hauptbewegung,
und daher auch die Nebenbewegung, das
Uebergehen des Stichels auf die folgende
Durchdringungslinie, stetig sein kann, mit
seltenen Ausnahme auch ist. Es verlaufen
alsdann die Durchdringungslinie schrauben-
bezw. spiralförmig.

Andere als geradlinige und kreis-
förmige Hauptwege sind für den Einzel-

[Abbildung] Fig. 35.
stichel wenig geeignet. Man hobelt zwar auch in unregelmässig
krummen Linien, allein nur in solchen, welche nur wenig von der geraden
Gestalt abweichen; ebenso sind beim Drehen und Bohren nur geringe Ab-
weichungen von der kreisförmigen Bahn zulässig. Fig. 36 lässt z. B. er-
kennen, dass das Abdrehen eines ellipsenförmigen Querschnittes, wenn nur
der Abstand der Schneide und Werkstückmitte geändert wird, an manchen
[Abbildung] Fig. 36.
Stellen ungemein grosse Ansatzwinkel liefert, obgleich der Stichel an
anderen Stellen mit sehr kleinem Ansatzwinkel arbeiten muss. Das Haken
kann unter diesen Umständen nur dadurch vermieden werden, dass man
sich einen grossen Brustwinkel gefallen lässt. Ein Aendern der Stichel-
richtung in der Weise, dass die Richtlinie unverändert winkelrecht zur
Arbeitsfläche bleibt, dürfte nur bei bestimmten Querschnittsgestalten mög-
lich sein. Für das Abdrehen des elliptischen Querschnitts ist ein dement-

Fischer, Handbuch der Werkzeugmaschinenkunde 3

I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
Ansatzwinkel, d. h. die richtige Lage der Richtlinie, wenn entweder das
Werkstück w, Fig. 35, gegenüber dem festliegenden Stichel s in der Pfeil-
richtung I sich dreht (Drehen oder Abdrehen, auch zuweilen Bohren ge-
nannte Arbeitsweise) oder der Stichel s in der Pfeilrichtung II um die Axe
des festliegenden Werkstückes w kreist (Bohren, Ausbohren, Abschwärmen
genannte Arbeitsweise).

Es unterscheiden sich die Arbeitsver-
fahren, welche Fig. 35 darstellt, vom
Hobeln wesentlich durch den Umstand,
dass die gegensätzliche Hauptbewegung,
und daher auch die Nebenbewegung, das
Uebergehen des Stichels auf die folgende
Durchdringungslinie, stetig sein kann, mit
seltenen Ausnahme auch ist. Es verlaufen
alsdann die Durchdringungslinie schrauben-
bezw. spiralförmig.

Andere als geradlinige und kreis-
förmige Hauptwege sind für den Einzel-

[Abbildung] Fig. 35.
stichel wenig geeignet. Man hobelt zwar auch in unregelmässig
krummen Linien, allein nur in solchen, welche nur wenig von der geraden
Gestalt abweichen; ebenso sind beim Drehen und Bohren nur geringe Ab-
weichungen von der kreisförmigen Bahn zulässig. Fig. 36 lässt z. B. er-
kennen, dass das Abdrehen eines ellipsenförmigen Querschnittes, wenn nur
der Abstand der Schneide und Werkstückmitte geändert wird, an manchen
[Abbildung] Fig. 36.
Stellen ungemein grosse Ansatzwinkel liefert, obgleich der Stichel an
anderen Stellen mit sehr kleinem Ansatzwinkel arbeiten muss. Das Haken
kann unter diesen Umständen nur dadurch vermieden werden, dass man
sich einen grossen Brustwinkel gefallen lässt. Ein Aendern der Stichel-
richtung in der Weise, dass die Richtlinie unverändert winkelrecht zur
Arbeitsfläche bleibt, dürfte nur bei bestimmten Querschnittsgestalten mög-
lich sein. Für das Abdrehen des elliptischen Querschnitts ist ein dement-

Fischer, Handbuch der Werkzeugmaschinenkunde 3
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[33/0047] I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen. Ansatzwinkel, d. h. die richtige Lage der Richtlinie, wenn entweder das Werkstück w, Fig. 35, gegenüber dem festliegenden Stichel s in der Pfeil- richtung I sich dreht (Drehen oder Abdrehen, auch zuweilen Bohren ge- nannte Arbeitsweise) oder der Stichel s in der Pfeilrichtung II um die Axe des festliegenden Werkstückes w kreist (Bohren, Ausbohren, Abschwärmen genannte Arbeitsweise). Es unterscheiden sich die Arbeitsver- fahren, welche Fig. 35 darstellt, vom Hobeln wesentlich durch den Umstand, dass die gegensätzliche Hauptbewegung, und daher auch die Nebenbewegung, das Uebergehen des Stichels auf die folgende Durchdringungslinie, stetig sein kann, mit seltenen Ausnahme auch ist. Es verlaufen alsdann die Durchdringungslinie schrauben- bezw. spiralförmig. Andere als geradlinige und kreis- förmige Hauptwege sind für den Einzel- [Abbildung Fig. 35.] stichel wenig geeignet. Man hobelt zwar auch in unregelmässig krummen Linien, allein nur in solchen, welche nur wenig von der geraden Gestalt abweichen; ebenso sind beim Drehen und Bohren nur geringe Ab- weichungen von der kreisförmigen Bahn zulässig. Fig. 36 lässt z. B. er- kennen, dass das Abdrehen eines ellipsenförmigen Querschnittes, wenn nur der Abstand der Schneide und Werkstückmitte geändert wird, an manchen [Abbildung Fig. 36.] Stellen ungemein grosse Ansatzwinkel liefert, obgleich der Stichel an anderen Stellen mit sehr kleinem Ansatzwinkel arbeiten muss. Das Haken kann unter diesen Umständen nur dadurch vermieden werden, dass man sich einen grossen Brustwinkel gefallen lässt. Ein Aendern der Stichel- richtung in der Weise, dass die Richtlinie unverändert winkelrecht zur Arbeitsfläche bleibt, dürfte nur bei bestimmten Querschnittsgestalten mög- lich sein. Für das Abdrehen des elliptischen Querschnitts ist ein dement- Fischer, Handbuch der Werkzeugmaschinenkunde 3

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/47>, abgerufen am 28.03.2024.