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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
sich s gegensätzlich hin und her in der Richtung seiner Axe b b, die zu
a a genau gleichlaufend liegt, und zwar mit der sekundlichen Geschwindig-
keit u. Vorausgesetzt, dass der Schleifstein auf seine ganze Breite e genau
walzenförmig ist, bearbeitet der Schleifstein während seiner gegensätzlichen
Verschiebung in der Richtung des Pfeiles 1 eine Fläche des Werkstückes,
welche sich als schrauben-
förmiges Band mit der Gang-
höhe t um das Werkstück w
legt. Es ist t gleich der Ver-
schiebung des Schleifsteins
während einer ganzen Dre-
hung von w, also:
[Formel 1] .

[Abbildung] Fig. 66.

Um eine befriedigende Bearbeitung zu erzielen, die ganze Oberfläche
von w zu schleifen, müssen mindestens die Ränder dieses schraubenförmigen
Bandes sich berühren, d. h. es ist die Schleifsteinbreite:
[Formel 2] , oder
[Formel 3] , . . . . . . . . (20)
oder die Verschiebungsgeschwindigkeit:
[Formel 4] . . . . . . . . . (21)
zu wählen.

Die genau walzenförmige Gestalt des Schleifsteins -- wenn dessen
Gefüge gleichförmig ist -- ergiebt sich von selbst, so lange b b zu a a
gleichlaufend ist. Wäre z. B. der Schleifstein unrund, so würden nur die
am weitesten hervorragenden Theile desselben mit dem Werkstück in Be-
rührung treten, also nur diese Abnutzung erfahren, und zwar so lange, bis
keine hervorragenden Theile mehr vorhanden sind. Es könnte nun ange-
nommen werden, dass der Schleifstein an seinen Rändern im Durchmesser
kleiner sei als in der Mitte, weil die in jeder Verschiebungsrichtung voran-
gehende Randfläche zunächst zur Zerkleinerung der ihr im Wege stehenden,
zu beseitigenden Schicht herangezogen werde. Diese Möglichkeit wird da-
durch ausgeschlossen, dass man bei jedem Weg des Schleifsteins längs des
Werkstückes nur eine ungemein dünne Schicht hinwegräumt, um (S. 20)
den Druck auf das Werkstück und die hieraus sich ergebende Federung
desselben möglichst zu verhindern und dass, infolge des Hin- und Her-
schiebens von s, die bandförmigen Schleifsteinspuren auf dem Werkstück
sich vielfach kreuzen, so dass der etwa grösser gebliebene mittlere Durch-
messer durch die Ränder des Bandes in erster Linie Abnutzung erfährt,
bis er dem Durchmesser der Ränder gleich wird. Eine gewisse Abnahme
des Schleifsteindurchmessers findet selbstverständlich auf jedem seiner Wege
statt; man macht dieselbe unfühlbar durch dasselbe Mittel, welches die
Federung mindern soll: durch äusserst geringe Zuschiebung nach jedem
längs des Werkstücks zurückgelegten Wege. Da eine gewisse Federung

I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
sich s gegensätzlich hin und her in der Richtung seiner Axe b b, die zu
a a genau gleichlaufend liegt, und zwar mit der sekundlichen Geschwindig-
keit u. Vorausgesetzt, dass der Schleifstein auf seine ganze Breite e genau
walzenförmig ist, bearbeitet der Schleifstein während seiner gegensätzlichen
Verschiebung in der Richtung des Pfeiles 1 eine Fläche des Werkstückes,
welche sich als schrauben-
förmiges Band mit der Gang-
höhe t um das Werkstück w
legt. Es ist t gleich der Ver-
schiebung des Schleifsteins
während einer ganzen Dre-
hung von w, also:
[Formel 1] .

[Abbildung] Fig. 66.

Um eine befriedigende Bearbeitung zu erzielen, die ganze Oberfläche
von w zu schleifen, müssen mindestens die Ränder dieses schraubenförmigen
Bandes sich berühren, d. h. es ist die Schleifsteinbreite:
[Formel 2] , oder
[Formel 3] , . . . . . . . . (20)
oder die Verschiebungsgeschwindigkeit:
[Formel 4] . . . . . . . . . (21)
zu wählen.

Die genau walzenförmige Gestalt des Schleifsteins — wenn dessen
Gefüge gleichförmig ist — ergiebt sich von selbst, so lange b b zu a a
gleichlaufend ist. Wäre z. B. der Schleifstein unrund, so würden nur die
am weitesten hervorragenden Theile desselben mit dem Werkstück in Be-
rührung treten, also nur diese Abnutzung erfahren, und zwar so lange, bis
keine hervorragenden Theile mehr vorhanden sind. Es könnte nun ange-
nommen werden, dass der Schleifstein an seinen Rändern im Durchmesser
kleiner sei als in der Mitte, weil die in jeder Verschiebungsrichtung voran-
gehende Randfläche zunächst zur Zerkleinerung der ihr im Wege stehenden,
zu beseitigenden Schicht herangezogen werde. Diese Möglichkeit wird da-
durch ausgeschlossen, dass man bei jedem Weg des Schleifsteins längs des
Werkstückes nur eine ungemein dünne Schicht hinwegräumt, um (S. 20)
den Druck auf das Werkstück und die hieraus sich ergebende Federung
desselben möglichst zu verhindern und dass, infolge des Hin- und Her-
schiebens von s, die bandförmigen Schleifsteinspuren auf dem Werkstück
sich vielfach kreuzen, so dass der etwa grösser gebliebene mittlere Durch-
messer durch die Ränder des Bandes in erster Linie Abnutzung erfährt,
bis er dem Durchmesser der Ränder gleich wird. Eine gewisse Abnahme
des Schleifsteindurchmessers findet selbstverständlich auf jedem seiner Wege
statt; man macht dieselbe unfühlbar durch dasselbe Mittel, welches die
Federung mindern soll: durch äusserst geringe Zuschiebung nach jedem
längs des Werkstücks zurückgelegten Wege. Da eine gewisse Federung

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[45/0059] I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen. sich s gegensätzlich hin und her in der Richtung seiner Axe b b, die zu a a genau gleichlaufend liegt, und zwar mit der sekundlichen Geschwindig- keit u. Vorausgesetzt, dass der Schleifstein auf seine ganze Breite e genau walzenförmig ist, bearbeitet der Schleifstein während seiner gegensätzlichen Verschiebung in der Richtung des Pfeiles 1 eine Fläche des Werkstückes, welche sich als schrauben- förmiges Band mit der Gang- höhe t um das Werkstück w legt. Es ist t gleich der Ver- schiebung des Schleifsteins während einer ganzen Dre- hung von w, also: [FORMEL]. [Abbildung Fig. 66. ] Um eine befriedigende Bearbeitung zu erzielen, die ganze Oberfläche von w zu schleifen, müssen mindestens die Ränder dieses schraubenförmigen Bandes sich berühren, d. h. es ist die Schleifsteinbreite: [FORMEL], oder [FORMEL], . . . . . . . . (20) oder die Verschiebungsgeschwindigkeit: [FORMEL] . . . . . . . . . (21) zu wählen. Die genau walzenförmige Gestalt des Schleifsteins — wenn dessen Gefüge gleichförmig ist — ergiebt sich von selbst, so lange b b zu a a gleichlaufend ist. Wäre z. B. der Schleifstein unrund, so würden nur die am weitesten hervorragenden Theile desselben mit dem Werkstück in Be- rührung treten, also nur diese Abnutzung erfahren, und zwar so lange, bis keine hervorragenden Theile mehr vorhanden sind. Es könnte nun ange- nommen werden, dass der Schleifstein an seinen Rändern im Durchmesser kleiner sei als in der Mitte, weil die in jeder Verschiebungsrichtung voran- gehende Randfläche zunächst zur Zerkleinerung der ihr im Wege stehenden, zu beseitigenden Schicht herangezogen werde. Diese Möglichkeit wird da- durch ausgeschlossen, dass man bei jedem Weg des Schleifsteins längs des Werkstückes nur eine ungemein dünne Schicht hinwegräumt, um (S. 20) den Druck auf das Werkstück und die hieraus sich ergebende Federung desselben möglichst zu verhindern und dass, infolge des Hin- und Her- schiebens von s, die bandförmigen Schleifsteinspuren auf dem Werkstück sich vielfach kreuzen, so dass der etwa grösser gebliebene mittlere Durch- messer durch die Ränder des Bandes in erster Linie Abnutzung erfährt, bis er dem Durchmesser der Ränder gleich wird. Eine gewisse Abnahme des Schleifsteindurchmessers findet selbstverständlich auf jedem seiner Wege statt; man macht dieselbe unfühlbar durch dasselbe Mittel, welches die Federung mindern soll: durch äusserst geringe Zuschiebung nach jedem längs des Werkstücks zurückgelegten Wege. Da eine gewisse Federung

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/59>, abgerufen am 18.04.2024.