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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.

Zu der besseren Ausnutzung des Dampfes zurückkehrend, erwähne
ich den Hammer von J. E. Reinecker in Chemnitz,1) welcher mit dem
Daelen-Hammer gemein hat, dass der frische Dampf hebend gegen eine
kleinere Kolbenfläche und der von hier entlassene Dampf nach unten auf
eine grössere Kolbenfläche wirkt. Reinecker ordnet zwei an derselben
Kolbenstange sitzende Kolben über einander an. Der obere, kleinere dient
zum Heben des Bärs, der untere, grössere zur Förderung des Fallens. Die
Steuerung ist der für andere kleinere Dampfhämmer gebräuchlichen nahe
verwandt, so dass seine Steuerbarkeit derjenigen der letzteren nicht nach-
stehen dürfte.

Vorherrschend findet die Beschleunigung des Fallens dadurch statt,
dass man frischen Dampf über denselben Kolben treten lässt, welcher das
Heben bewirkt. Man nennt solche Hämmer insbesondere Dampfhämmer
mit Oberdampf.

Für ganz grosse Hämmer wird kein Oberdampf angewendet.

Für Hämmer, deren Bärgewicht bis herab zu 1000 kg beträgt, ist
Handsteuerung gebräuchlich und sind die Steuerungstheile derartig einge-
richtet, dass, nachdem der Unterdampf abgesperrt, dann demselben freier
Austritt gewährt ist, durch weiteres Bewegen des Steuerhebels Oberdampf
zugelassen wird.

[Abbildung] Fig. 1044.

Für kleinere Hämmer verlangt
man insbesondere, weil die steuern-
de Hand nicht rasch genug zu
wirken vermag, neben der Hand-
steuerung selbstthätige oder
Selbst-Steuerungen.

Es wird die Bewegung des
steuernden Mittels -- meistens ein
Röhrenschieber -- von dem Bär
oder auch der Kolbenstange ab-
geleitet. Für die schematische
Fig. 1044 ist der Einfachheit halber
ein gewöhnlicher Muschelschieber e
angenommen, welcher von dem
Bär b unter Vermittlung des doppel-
armigen Hebels a und einer
Schieberstange auf und nieder ge-
schoben wird. Diese Verschie-
bungen stehen etwa im geraden Ver-
hältniss zu den Verschiebungen des
Bärs. Fig. 1045 zeigt in grösserem
Maassstabe, aber auch schematisch, die Lagen des Schiebers bei sechs verschie-
denen Stellungen des Kolbens. In erster Schieberlage tritt frischer Dampf unter
den Kolben, während der über dem Kolben befindliche entweichen kann.
Der Bär beginnt zu steigen und gleichzeitig der Schieber zu sinken, so
dass nach einiger Zeit der Dampfeintritt abgesperrt wird und der unter
dem Kolben befindliche Dampf durch seine Expansion wirkt, dann der
Austritt des über dem Kolben befindlichen Dampfes abgeschlossen wird und

1) Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1890, S. 1386, mit Abb.
Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.

Zu der besseren Ausnutzung des Dampfes zurückkehrend, erwähne
ich den Hammer von J. E. Reinecker in Chemnitz,1) welcher mit dem
Daelen-Hammer gemein hat, dass der frische Dampf hebend gegen eine
kleinere Kolbenfläche und der von hier entlassene Dampf nach unten auf
eine grössere Kolbenfläche wirkt. Reinecker ordnet zwei an derselben
Kolbenstange sitzende Kolben über einander an. Der obere, kleinere dient
zum Heben des Bärs, der untere, grössere zur Förderung des Fallens. Die
Steuerung ist der für andere kleinere Dampfhämmer gebräuchlichen nahe
verwandt, so dass seine Steuerbarkeit derjenigen der letzteren nicht nach-
stehen dürfte.

Vorherrschend findet die Beschleunigung des Fallens dadurch statt,
dass man frischen Dampf über denselben Kolben treten lässt, welcher das
Heben bewirkt. Man nennt solche Hämmer insbesondere Dampfhämmer
mit Oberdampf.

Für ganz grosse Hämmer wird kein Oberdampf angewendet.

Für Hämmer, deren Bärgewicht bis herab zu 1000 kg beträgt, ist
Handsteuerung gebräuchlich und sind die Steuerungstheile derartig einge-
richtet, dass, nachdem der Unterdampf abgesperrt, dann demselben freier
Austritt gewährt ist, durch weiteres Bewegen des Steuerhebels Oberdampf
zugelassen wird.

[Abbildung] Fig. 1044.

Für kleinere Hämmer verlangt
man insbesondere, weil die steuern-
de Hand nicht rasch genug zu
wirken vermag, neben der Hand-
steuerung selbstthätige oder
Selbst-Steuerungen.

Es wird die Bewegung des
steuernden Mittels — meistens ein
Röhrenschieber — von dem Bär
oder auch der Kolbenstange ab-
geleitet. Für die schematische
Fig. 1044 ist der Einfachheit halber
ein gewöhnlicher Muschelschieber e
angenommen, welcher von dem
Bär b unter Vermittlung des doppel-
armigen Hebels a und einer
Schieberstange auf und nieder ge-
schoben wird. Diese Verschie-
bungen stehen etwa im geraden Ver-
hältniss zu den Verschiebungen des
Bärs. Fig. 1045 zeigt in grösserem
Maassstabe, aber auch schematisch, die Lagen des Schiebers bei sechs verschie-
denen Stellungen des Kolbens. In erster Schieberlage tritt frischer Dampf unter
den Kolben, während der über dem Kolben befindliche entweichen kann.
Der Bär beginnt zu steigen und gleichzeitig der Schieber zu sinken, so
dass nach einiger Zeit der Dampfeintritt abgesperrt wird und der unter
dem Kolben befindliche Dampf durch seine Expansion wirkt, dann der
Austritt des über dem Kolben befindlichen Dampfes abgeschlossen wird und

1) Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1890, S. 1386, mit Abb.
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[576/0594] Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung. Zu der besseren Ausnutzung des Dampfes zurückkehrend, erwähne ich den Hammer von J. E. Reinecker in Chemnitz, 1) welcher mit dem Daelen-Hammer gemein hat, dass der frische Dampf hebend gegen eine kleinere Kolbenfläche und der von hier entlassene Dampf nach unten auf eine grössere Kolbenfläche wirkt. Reinecker ordnet zwei an derselben Kolbenstange sitzende Kolben über einander an. Der obere, kleinere dient zum Heben des Bärs, der untere, grössere zur Förderung des Fallens. Die Steuerung ist der für andere kleinere Dampfhämmer gebräuchlichen nahe verwandt, so dass seine Steuerbarkeit derjenigen der letzteren nicht nach- stehen dürfte. Vorherrschend findet die Beschleunigung des Fallens dadurch statt, dass man frischen Dampf über denselben Kolben treten lässt, welcher das Heben bewirkt. Man nennt solche Hämmer insbesondere Dampfhämmer mit Oberdampf. Für ganz grosse Hämmer wird kein Oberdampf angewendet. Für Hämmer, deren Bärgewicht bis herab zu 1000 kg beträgt, ist Handsteuerung gebräuchlich und sind die Steuerungstheile derartig einge- richtet, dass, nachdem der Unterdampf abgesperrt, dann demselben freier Austritt gewährt ist, durch weiteres Bewegen des Steuerhebels Oberdampf zugelassen wird. [Abbildung Fig. 1044. ] Für kleinere Hämmer verlangt man insbesondere, weil die steuern- de Hand nicht rasch genug zu wirken vermag, neben der Hand- steuerung selbstthätige oder Selbst-Steuerungen. Es wird die Bewegung des steuernden Mittels — meistens ein Röhrenschieber — von dem Bär oder auch der Kolbenstange ab- geleitet. Für die schematische Fig. 1044 ist der Einfachheit halber ein gewöhnlicher Muschelschieber e angenommen, welcher von dem Bär b unter Vermittlung des doppel- armigen Hebels a und einer Schieberstange auf und nieder ge- schoben wird. Diese Verschie- bungen stehen etwa im geraden Ver- hältniss zu den Verschiebungen des Bärs. Fig. 1045 zeigt in grösserem Maassstabe, aber auch schematisch, die Lagen des Schiebers bei sechs verschie- denen Stellungen des Kolbens. In erster Schieberlage tritt frischer Dampf unter den Kolben, während der über dem Kolben befindliche entweichen kann. Der Bär beginnt zu steigen und gleichzeitig der Schieber zu sinken, so dass nach einiger Zeit der Dampfeintritt abgesperrt wird und der unter dem Kolben befindliche Dampf durch seine Expansion wirkt, dann der Austritt des über dem Kolben befindlichen Dampfes abgeschlossen wird und 1) Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1890, S. 1386, mit Abb.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/594>, abgerufen am 28.03.2024.