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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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III. Theil. Schmiedemaschinen.
aus einem aufrechten, röhrenartigen Kolben A, Fig. 1088, und dem beweg-
lichen Theil B C, der so belastet ist, dass er sich hebt, sobald das von der
Pumpe gelieferte Druckwasser sowohl durch a, als auch durch b einströmt.
Es versorgt alsdann der Speicher die betreffende Maschine mit Druckwasser
derselben Spannung (abgesehen von Reibungsverlusten). Soll vorübergehend
mit höher gespanntem Wasser gearbeitet werden, so sperrt man die Pumpe
von dem Speicher ab und lässt entweder aus a Wasser zur Werkzeug-
maschine, durch b solches in's Freie fliessen, oder verbindet b mit der
Werkzeugmaschine und gewährt durch a freien Abfluss, so dass das ge-
sammte Belastungsgewicht auf den Querschnitt von C oder auf den ring-
förmigen Querschnitt von A entfällt. Wählt man z. B. [Formel 1] , so
verhält sich der von der Pumpe gebotene Druck zu dem von b und ferner
zu dem von a abgeleiteten wie 1 : 2 : 3. Das Drosseln kommt
demnach nur für die Regelung zwischen diesen Stufen in
Frage. Das Verfahren ist nicht einfach zu benutzen und
eignet sich nur für besondere Fälle.

Verwendet man eine elastische Flüssigkeit (Dampf, Druck-
luft), so ist der Verlust durch Drosseln geringer, indem das
entspannte Gas einen grösseren Raum einnimmt. Davon wird
weiter unten noch die Rede sein.

Ein drittes Verfahren zur Aenderung des Flüssigkeits-
druckes besteht in der Aenderung des Druckes hinter dem
Pumpenkolben. Dann muss jede Werkzeugmaschine ihre
eigene Pumpe haben.

[Abbildung] Fig. 1088.

Zu diesem Zweck kann entweder ein durch eine Kurbel bewegter
(2. S. 607) Kolben, oder eine Pumpe benutzt werden, welche ohne Kurbel
arbeitet (3. S. 607). Es fehlt ein Druckwasserspeicher.

Das erstere der beiden Verfahren kennzeichnet sich dadurch, dass
regelmässig eine Zahl von Kolbenspielen zu einer Bewegung des Press-
kolbens dient, während bei dem letzteren nur ausnahmsweise mehr als ein
Pumpenkolbenhub für die Bewegung des Presskolbens verwendet wird.

Demgemäss kann die erstere Pumpe durch einen Riemen, durch Dampf
oder dergleichen, wie eine sonstige Pumpe betrieben werden.

Bei mittels Riemen angetriebener Pumpe verwendet man nicht selten
mehrere Kolben, von denen mit zunehmendem Wasserdruck der eine oder
mehrere ausser Betrieb gesetzt werden. So bewegt sich die Beanspruchung
des Riemens trotz grossen Wechsels im Druck des Wassers in mässigen
Grenzen. So lange der Widerstand des Presskolbens klein ist -- also ins-
besondere, während das Werkzeug dem Werkstück sich nähert -- wird
dementsprechend mehr Wasser geliefert, also die Verschiebung des Werk-
zeugs rasch vollzogen. Mit dem Angriff des Werkzeugs steigert sich der
Widerstand, und es wird ein Kolben ausgerückt, so dass das Werkzeug
sich langsam bewegt, was oft an sich gewünscht wird. Man richtet die
Pumpen so ein, dass das Aus- und demnächstige Einrücken selbstthätig
erfolgt.1)

Der Antrieb durch Dampf passt sich dem Arbeitsbedarf noch genauer
an, er hat nur so viel Arbeit zu liefern, als dem wechselnden Widerstande

1) Mittheilungen des Gewerbevereins für Hannover 1863, S. 273, mit Abb. Zeit-
schrift d. Ver. deutscher Ingen. 1864, S. 221, mit Abb.
39*

III. Theil. Schmiedemaschinen.
aus einem aufrechten, röhrenartigen Kolben A, Fig. 1088, und dem beweg-
lichen Theil B C, der so belastet ist, dass er sich hebt, sobald das von der
Pumpe gelieferte Druckwasser sowohl durch a, als auch durch b einströmt.
Es versorgt alsdann der Speicher die betreffende Maschine mit Druckwasser
derselben Spannung (abgesehen von Reibungsverlusten). Soll vorübergehend
mit höher gespanntem Wasser gearbeitet werden, so sperrt man die Pumpe
von dem Speicher ab und lässt entweder aus a Wasser zur Werkzeug-
maschine, durch b solches in’s Freie fliessen, oder verbindet b mit der
Werkzeugmaschine und gewährt durch a freien Abfluss, so dass das ge-
sammte Belastungsgewicht auf den Querschnitt von C oder auf den ring-
förmigen Querschnitt von A entfällt. Wählt man z. B. [Formel 1] , so
verhält sich der von der Pumpe gebotene Druck zu dem von b und ferner
zu dem von a abgeleiteten wie 1 : 2 : 3. Das Drosseln kommt
demnach nur für die Regelung zwischen diesen Stufen in
Frage. Das Verfahren ist nicht einfach zu benutzen und
eignet sich nur für besondere Fälle.

Verwendet man eine elastische Flüssigkeit (Dampf, Druck-
luft), so ist der Verlust durch Drosseln geringer, indem das
entspannte Gas einen grösseren Raum einnimmt. Davon wird
weiter unten noch die Rede sein.

Ein drittes Verfahren zur Aenderung des Flüssigkeits-
druckes besteht in der Aenderung des Druckes hinter dem
Pumpenkolben. Dann muss jede Werkzeugmaschine ihre
eigene Pumpe haben.

[Abbildung] Fig. 1088.

Zu diesem Zweck kann entweder ein durch eine Kurbel bewegter
(2. S. 607) Kolben, oder eine Pumpe benutzt werden, welche ohne Kurbel
arbeitet (3. S. 607). Es fehlt ein Druckwasserspeicher.

Das erstere der beiden Verfahren kennzeichnet sich dadurch, dass
regelmässig eine Zahl von Kolbenspielen zu einer Bewegung des Press-
kolbens dient, während bei dem letzteren nur ausnahmsweise mehr als ein
Pumpenkolbenhub für die Bewegung des Presskolbens verwendet wird.

Demgemäss kann die erstere Pumpe durch einen Riemen, durch Dampf
oder dergleichen, wie eine sonstige Pumpe betrieben werden.

Bei mittels Riemen angetriebener Pumpe verwendet man nicht selten
mehrere Kolben, von denen mit zunehmendem Wasserdruck der eine oder
mehrere ausser Betrieb gesetzt werden. So bewegt sich die Beanspruchung
des Riemens trotz grossen Wechsels im Druck des Wassers in mässigen
Grenzen. So lange der Widerstand des Presskolbens klein ist — also ins-
besondere, während das Werkzeug dem Werkstück sich nähert — wird
dementsprechend mehr Wasser geliefert, also die Verschiebung des Werk-
zeugs rasch vollzogen. Mit dem Angriff des Werkzeugs steigert sich der
Widerstand, und es wird ein Kolben ausgerückt, so dass das Werkzeug
sich langsam bewegt, was oft an sich gewünscht wird. Man richtet die
Pumpen so ein, dass das Aus- und demnächstige Einrücken selbstthätig
erfolgt.1)

Der Antrieb durch Dampf passt sich dem Arbeitsbedarf noch genauer
an, er hat nur so viel Arbeit zu liefern, als dem wechselnden Widerstande

1) Mittheilungen des Gewerbevereins für Hannover 1863, S. 273, mit Abb. Zeit-
schrift d. Ver. deutscher Ingen. 1864, S. 221, mit Abb.
39*
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[611/0629] III. Theil. Schmiedemaschinen. aus einem aufrechten, röhrenartigen Kolben A, Fig. 1088, und dem beweg- lichen Theil B C, der so belastet ist, dass er sich hebt, sobald das von der Pumpe gelieferte Druckwasser sowohl durch a, als auch durch b einströmt. Es versorgt alsdann der Speicher die betreffende Maschine mit Druckwasser derselben Spannung (abgesehen von Reibungsverlusten). Soll vorübergehend mit höher gespanntem Wasser gearbeitet werden, so sperrt man die Pumpe von dem Speicher ab und lässt entweder aus a Wasser zur Werkzeug- maschine, durch b solches in’s Freie fliessen, oder verbindet b mit der Werkzeugmaschine und gewährt durch a freien Abfluss, so dass das ge- sammte Belastungsgewicht auf den Querschnitt von C oder auf den ring- förmigen Querschnitt von A entfällt. Wählt man z. B. [FORMEL], so verhält sich der von der Pumpe gebotene Druck zu dem von b und ferner zu dem von a abgeleiteten wie 1 : 2 : 3. Das Drosseln kommt demnach nur für die Regelung zwischen diesen Stufen in Frage. Das Verfahren ist nicht einfach zu benutzen und eignet sich nur für besondere Fälle. Verwendet man eine elastische Flüssigkeit (Dampf, Druck- luft), so ist der Verlust durch Drosseln geringer, indem das entspannte Gas einen grösseren Raum einnimmt. Davon wird weiter unten noch die Rede sein. Ein drittes Verfahren zur Aenderung des Flüssigkeits- druckes besteht in der Aenderung des Druckes hinter dem Pumpenkolben. Dann muss jede Werkzeugmaschine ihre eigene Pumpe haben. [Abbildung Fig. 1088. ] Zu diesem Zweck kann entweder ein durch eine Kurbel bewegter (2. S. 607) Kolben, oder eine Pumpe benutzt werden, welche ohne Kurbel arbeitet (3. S. 607). Es fehlt ein Druckwasserspeicher. Das erstere der beiden Verfahren kennzeichnet sich dadurch, dass regelmässig eine Zahl von Kolbenspielen zu einer Bewegung des Press- kolbens dient, während bei dem letzteren nur ausnahmsweise mehr als ein Pumpenkolbenhub für die Bewegung des Presskolbens verwendet wird. Demgemäss kann die erstere Pumpe durch einen Riemen, durch Dampf oder dergleichen, wie eine sonstige Pumpe betrieben werden. Bei mittels Riemen angetriebener Pumpe verwendet man nicht selten mehrere Kolben, von denen mit zunehmendem Wasserdruck der eine oder mehrere ausser Betrieb gesetzt werden. So bewegt sich die Beanspruchung des Riemens trotz grossen Wechsels im Druck des Wassers in mässigen Grenzen. So lange der Widerstand des Presskolbens klein ist — also ins- besondere, während das Werkzeug dem Werkstück sich nähert — wird dementsprechend mehr Wasser geliefert, also die Verschiebung des Werk- zeugs rasch vollzogen. Mit dem Angriff des Werkzeugs steigert sich der Widerstand, und es wird ein Kolben ausgerückt, so dass das Werkzeug sich langsam bewegt, was oft an sich gewünscht wird. Man richtet die Pumpen so ein, dass das Aus- und demnächstige Einrücken selbstthätig erfolgt. 1) Der Antrieb durch Dampf passt sich dem Arbeitsbedarf noch genauer an, er hat nur so viel Arbeit zu liefern, als dem wechselnden Widerstande 1) Mittheilungen des Gewerbevereins für Hannover 1863, S. 273, mit Abb. Zeit- schrift d. Ver. deutscher Ingen. 1864, S. 221, mit Abb. 39*

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 611. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/629>, abgerufen am 18.04.2024.