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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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III. Theil. Schmiedemaschinen.
hindern d, sich längs a zu verschieben. Die Röhre b ist mit d fest ver-
bunden. Es sind nun in die Wandung von a mehrere Löcher gebohrt, in
deren Ebene Durchbrechungen der Ringe e liegen. Letztere dienen, im
Vereine mit der Schraube f zum Festhalten der abdichtenden Stulpen.

Das Steuern hoch gespannten Wassers findet zum Theil durch ent-
sprechend kräftig gebaute Ventile statt. Beim Entwurf wie bei der Aus-
führung solcher Ventile sind manche Schwierigkeiten zu überwinden, wenn
man einen guten Schluss der Ventile und einigermassen bequeme Hand-
habung sichern will. Ich kann an diesem Orte hierauf nicht weiter ein-
gehen. Man findet häufig entlastete Hähne, welche sich gut bewähren,
wenn das Wasser rein ist und rein bleibt. Letzteres ist nicht immer leicht
zu erreichen, indem allmählich der an den Gussstücken haftende Kernsand-
rest sich ablöst, die Rostschicht aus dem Innern der gewalzten Röhren zer-
krümelt wird oder andere Verunreinigungen in das von Haus aus reine Wasser
gelangen. Solche Verunreinigungen machen sich weniger fühlbar bei Röhren-
oder Kolbenschiebern, die durch weiche Stoffe, insbesondere Leder, abge-
dichtet sind. S. 623 ist bereits erwähnt, dass die Abdichtung durch zu-
sammengepresste Lederringe oder durch Stulpen stattfindet. Fig. 1108 zeigt
ein Beispiel, bei welchem die Liderungen in dem zugehörigen Gehäuse liegen.
Sie werden jedoch auch an dem Kolben angebracht.1) Da die Liderung
angepresst werden muss, um dicht zu schliessen, so quillt sie hervor,
sobald sie die Dichtungsfläche überschritten
hat. Sie muss dann demnächst wieder zurück-
gedrängt werden, wobei sie leidet. Man
macht zur Schonung der Liderung die Ab-
schlusskante nicht scharf, Fig. 1108, so dass
das Zurückdrängen allmählich stattfindet, oder
unterbricht die Abschlussfläche d, Fig. 1115,
vom Abschlussrande ab durch schmale Schlitze.

[Abbildung] Fig. 1115.
Letzteres Verfahren kommt insbesondere dann zur Anwendung, wenn die
Liderung am Steuerkolben k, Fig. 1115, sitzt. Es werden die Schlitze
mittels linsenförmigen Fräsers vorgeschnitten und dann mittels einer dünnen
Handsäge und Schaber vollendet. c bezeichnet in der Figur den Stulp,
und b den Ring, welcher ihn festhält.

Trotz dieser vorsichtigen Ausbildung sind diese Liderungen bei hohen
Wasserdrücken starker Abnutzung unterworfen. Wegen der Schwierig-
keiten, welche die weich geliderten Steuerungen bei hohen Wasserdrücken
bieten, vermeidet man sie so viel als möglich für grössere Wasserdrücke
als 150 Atmosphären. Es erhellt aber aus den gegebenen Erörterungen
der grosse Vortheil der S. 612 beschriebenen Anordnung von Breuer, Schu-
macher & Co., nach welcher nicht das hochgespannte Wasser, sondern der
zum Antriebe dienende Dampf gesteuert wird.

C. Gesammtanordnung der Schmiedepressen.

Wegen des Umstandes, dass die Schmiedehämmer fast ausnahmslos
lothrecht wirken, vielleicht auch aus anderen Gründen, sind die Schmiede-
pressen regelmässig aufrecht aufgestellt. Zuweilen wirkt der Druckkolben

1) Hauptwerkstatt Witten: Glasers Annalen, Juli 1892, S. 26, mit Abb. W. T. Sears,
American Machinist, 23. Mai 1895, mit Abb.
Fischer, Handbuch der Werkzeugmaschinenkunde. 40

III. Theil. Schmiedemaschinen.
hindern d, sich längs a zu verschieben. Die Röhre b ist mit d fest ver-
bunden. Es sind nun in die Wandung von a mehrere Löcher gebohrt, in
deren Ebene Durchbrechungen der Ringe e liegen. Letztere dienen, im
Vereine mit der Schraube f zum Festhalten der abdichtenden Stulpen.

Das Steuern hoch gespannten Wassers findet zum Theil durch ent-
sprechend kräftig gebaute Ventile statt. Beim Entwurf wie bei der Aus-
führung solcher Ventile sind manche Schwierigkeiten zu überwinden, wenn
man einen guten Schluss der Ventile und einigermassen bequeme Hand-
habung sichern will. Ich kann an diesem Orte hierauf nicht weiter ein-
gehen. Man findet häufig entlastete Hähne, welche sich gut bewähren,
wenn das Wasser rein ist und rein bleibt. Letzteres ist nicht immer leicht
zu erreichen, indem allmählich der an den Gussstücken haftende Kernsand-
rest sich ablöst, die Rostschicht aus dem Innern der gewalzten Röhren zer-
krümelt wird oder andere Verunreinigungen in das von Haus aus reine Wasser
gelangen. Solche Verunreinigungen machen sich weniger fühlbar bei Röhren-
oder Kolbenschiebern, die durch weiche Stoffe, insbesondere Leder, abge-
dichtet sind. S. 623 ist bereits erwähnt, dass die Abdichtung durch zu-
sammengepresste Lederringe oder durch Stulpen stattfindet. Fig. 1108 zeigt
ein Beispiel, bei welchem die Liderungen in dem zugehörigen Gehäuse liegen.
Sie werden jedoch auch an dem Kolben angebracht.1) Da die Liderung
angepresst werden muss, um dicht zu schliessen, so quillt sie hervor,
sobald sie die Dichtungsfläche überschritten
hat. Sie muss dann demnächst wieder zurück-
gedrängt werden, wobei sie leidet. Man
macht zur Schonung der Liderung die Ab-
schlusskante nicht scharf, Fig. 1108, so dass
das Zurückdrängen allmählich stattfindet, oder
unterbricht die Abschlussfläche d, Fig. 1115,
vom Abschlussrande ab durch schmale Schlitze.

[Abbildung] Fig. 1115.
Letzteres Verfahren kommt insbesondere dann zur Anwendung, wenn die
Liderung am Steuerkolben k, Fig. 1115, sitzt. Es werden die Schlitze
mittels linsenförmigen Fräsers vorgeschnitten und dann mittels einer dünnen
Handsäge und Schaber vollendet. c bezeichnet in der Figur den Stulp,
und b den Ring, welcher ihn festhält.

Trotz dieser vorsichtigen Ausbildung sind diese Liderungen bei hohen
Wasserdrücken starker Abnutzung unterworfen. Wegen der Schwierig-
keiten, welche die weich geliderten Steuerungen bei hohen Wasserdrücken
bieten, vermeidet man sie so viel als möglich für grössere Wasserdrücke
als 150 Atmosphären. Es erhellt aber aus den gegebenen Erörterungen
der grosse Vortheil der S. 612 beschriebenen Anordnung von Breuer, Schu-
macher & Co., nach welcher nicht das hochgespannte Wasser, sondern der
zum Antriebe dienende Dampf gesteuert wird.

C. Gesammtanordnung der Schmiedepressen.

Wegen des Umstandes, dass die Schmiedehämmer fast ausnahmslos
lothrecht wirken, vielleicht auch aus anderen Gründen, sind die Schmiede-
pressen regelmässig aufrecht aufgestellt. Zuweilen wirkt der Druckkolben

1) Hauptwerkstatt Witten: Glasers Annalen, Juli 1892, S. 26, mit Abb. W. T. Sears,
American Machinist, 23. Mai 1895, mit Abb.
Fischer, Handbuch der Werkzeugmaschinenkunde. 40
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[625/0643] III. Theil. Schmiedemaschinen. hindern d, sich längs a zu verschieben. Die Röhre b ist mit d fest ver- bunden. Es sind nun in die Wandung von a mehrere Löcher gebohrt, in deren Ebene Durchbrechungen der Ringe e liegen. Letztere dienen, im Vereine mit der Schraube f zum Festhalten der abdichtenden Stulpen. Das Steuern hoch gespannten Wassers findet zum Theil durch ent- sprechend kräftig gebaute Ventile statt. Beim Entwurf wie bei der Aus- führung solcher Ventile sind manche Schwierigkeiten zu überwinden, wenn man einen guten Schluss der Ventile und einigermassen bequeme Hand- habung sichern will. Ich kann an diesem Orte hierauf nicht weiter ein- gehen. Man findet häufig entlastete Hähne, welche sich gut bewähren, wenn das Wasser rein ist und rein bleibt. Letzteres ist nicht immer leicht zu erreichen, indem allmählich der an den Gussstücken haftende Kernsand- rest sich ablöst, die Rostschicht aus dem Innern der gewalzten Röhren zer- krümelt wird oder andere Verunreinigungen in das von Haus aus reine Wasser gelangen. Solche Verunreinigungen machen sich weniger fühlbar bei Röhren- oder Kolbenschiebern, die durch weiche Stoffe, insbesondere Leder, abge- dichtet sind. S. 623 ist bereits erwähnt, dass die Abdichtung durch zu- sammengepresste Lederringe oder durch Stulpen stattfindet. Fig. 1108 zeigt ein Beispiel, bei welchem die Liderungen in dem zugehörigen Gehäuse liegen. Sie werden jedoch auch an dem Kolben angebracht. 1) Da die Liderung angepresst werden muss, um dicht zu schliessen, so quillt sie hervor, sobald sie die Dichtungsfläche überschritten hat. Sie muss dann demnächst wieder zurück- gedrängt werden, wobei sie leidet. Man macht zur Schonung der Liderung die Ab- schlusskante nicht scharf, Fig. 1108, so dass das Zurückdrängen allmählich stattfindet, oder unterbricht die Abschlussfläche d, Fig. 1115, vom Abschlussrande ab durch schmale Schlitze. [Abbildung Fig. 1115.] Letzteres Verfahren kommt insbesondere dann zur Anwendung, wenn die Liderung am Steuerkolben k, Fig. 1115, sitzt. Es werden die Schlitze mittels linsenförmigen Fräsers vorgeschnitten und dann mittels einer dünnen Handsäge und Schaber vollendet. c bezeichnet in der Figur den Stulp, und b den Ring, welcher ihn festhält. Trotz dieser vorsichtigen Ausbildung sind diese Liderungen bei hohen Wasserdrücken starker Abnutzung unterworfen. Wegen der Schwierig- keiten, welche die weich geliderten Steuerungen bei hohen Wasserdrücken bieten, vermeidet man sie so viel als möglich für grössere Wasserdrücke als 150 Atmosphären. Es erhellt aber aus den gegebenen Erörterungen der grosse Vortheil der S. 612 beschriebenen Anordnung von Breuer, Schu- macher & Co., nach welcher nicht das hochgespannte Wasser, sondern der zum Antriebe dienende Dampf gesteuert wird. C. Gesammtanordnung der Schmiedepressen. Wegen des Umstandes, dass die Schmiedehämmer fast ausnahmslos lothrecht wirken, vielleicht auch aus anderen Gründen, sind die Schmiede- pressen regelmässig aufrecht aufgestellt. Zuweilen wirkt der Druckkolben 1) Hauptwerkstatt Witten: Glasers Annalen, Juli 1892, S. 26, mit Abb. W. T. Sears, American Machinist, 23. Mai 1895, mit Abb. Fischer, Handbuch der Werkzeugmaschinenkunde. 40

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/643>, abgerufen am 19.04.2024.