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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Von der Erden.
[Spaltenumbruch] herum trempeln der Zimmerleut, als
auch in Abführung des Holtzes, mit
Niederschleiffung durch die Wagen-Rä-
der, Geschrey der Fuhrleute und Pfer-
de das junge Holtz verwüstet, mit sol-
chen Tumult auch das Wild aus seinem
gewöhnlichen Stand und gehabten Wech-
sel scheu gemachet, verjaget, und also all-
dar verheeret und verstöhret wird. Es
haben unsere liebe alten Vorfahren vor-
mahls das Wort pfleglich, als einen uhr-
alten Holtz-Terminum gebrauchet, wor-
unter sie verstanden, daß man mit schlag-
barem Holtze wohl nützlich, doch mit
Maaß und spahrsam, als ein Pfleger oder
Verwalter, deme ein Guth anvertrauet
ist, umbgehen und vor allen Dingen das
junge Holtz oder Wiederwachs bester
maassen befördern, und vor deren Be-
schädigung schonen soll. Zu dem Ende
und umb mehrer Auff-Munterung wil-
len haben sie einem Holtz-Verständigen
als ein sonderliches Lob den Bey-Nah-
men eines Holtz-Gerechten gegeben und
ihn hochgeachtet: Ja wenn sie Holtz-
Anweisungen an ihre Forst-Bedien-
[Spaltenumbruch] ten schickten, allzeit das Holtz, mit
solcher Expression genennet: An dürren
abgestandenen Bäumen, so ferner zu
keiner Mast oder Saamen mehr tüch-
tig, wo es der Wildbahn nicht schäd-
lich ist.
Also werden die Wälder und
Gehöltze zur Aufsicht denen Förstern an-
vertrauet deren Pflicht erfordert, Acht
zu haben, ne Sylvae vastentur, sed earum
utilitas conservetur.
Jm Alten Testa-
ment hat Hiram dem Salomoni zu Auff-
bauung des Tempels Cedern und Tän-
nen-Holtz auf dem Berge Libano an-
gewiesen, 1. Buch der Könige 5. und die-
selben auf dem Meere an den Verlang-
ten Ort flößen lassen, wie ich bereits
schon hiervon bey der Ceder beschrieben
habe; Ja als dorten Luc. 13. der Herr
des Weinberges einen unnützen Feigen-
baum sahe, befahl er, solchen, weil er
das Land hindere, abzuhauen. Aus
welchen allen wir ersehen, wie nicht al-
lein von unsern alten Vorfahren, sondern
auch im Alten und Neuen Testament
die Ordnung im Holtzhauen genau
observiret worden.

Von der Holtz-Flösse.
[Spaltenumbruch]

Die Holtz-Flösse ist vor Alters umb
des Willen angeleget worden, weil die
weit abgelegenen Gehöltze in denen Ge-
bürgen auff der Ax oder denen Wagen
nicht so fortzubringen gewesen, oder das
Holtz anders consumiret werden kön-
nen, da dann, umb die Kosten zu erspah-
ren, das Holtz in die fliessende Bäche und
Ströhme geworffen, und hierdurch an
andere weit abgelegene Oerter geschaffet
worden, welches also auch noch heut zu
Tage an vielen Orten der Beqvemlich-
keit wegen geschiehet; Doch soll man,
wie in allen Dingen, also auch hierin-
nen die Mittel-Maaß beobachten, damit
man nicht allzu viel Holtz, umb nur Geld
zu machen, liederlich verschwendet, mit
der Zeit aber selbsten aus andern Län-
dern Holtz anzuschaffen, und theuer zu
bezahlen genöthiget werde. Wann nun
bey denen Wäldern, oder unweit da-
von ein Schiffreicher Strohm oder flies-
send Wasser sich befindet und nahe an-
gelegen ist, so kan das Holtz mit weit
grösserm Profit und mehrerm Nutzen
in andere Länder auf demselben geflös-
set und verhandelt werden. Das Floß-
holtz ist nun zweyerley, als die Scheit-
[Spaltenumbruch] Flösse, da etliche Hundert oder Tausend
Klafftern oder Schragen in den Strohm
geworffen, und die Zimmer-Flösse, da
gantze Bäume zu Trag-Flössen verbun-
den, oder Stammweise geflösset werden.
Zu solchem Ende nun werden Floß-
Meister und Floß-Schreiber zur Auff-
sicht gesetzet, auch Flösser und Floß-Knech-
te bestellet, welche an denen Ufern zu
beyden Seiten des Flosses das auffge-
haltene Holtz durch Haacken abstossen,
und, wo es sich gesetzet, abschwemmen,
biß an die darzu verfertigte Rechen, wo
es zu gewisser Zeit anlandet und ausge-
nommen wird, davor sie ihre Auslösun-
gen haben. Es wird aber solches Floß-
Holtz jedesmahl durch die Forst-Bedien-
ten angewiesen. Das Floßwerck ist als
ein besonder Regale von einer Landes
Herrschafft reserviret und denen Unter-
thanen gleich dem Weydewerck gäntzlich
verbothen, damit solche nicht zu Müßig-
gang oder andern Lastern verursachet
werden. Die Floß-Schreiber haben die
Einnahme und Ausgabe in Rechnung
zu bringen, und die Flösser und Knechte
zu belohnen: Der Floß-Meister aber
hat das Directorium und Auffsicht über

die
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Von der Erden.
[Spaltenumbruch] herum trempeln der Zimmerleut, als
auch in Abfuͤhrung des Holtzes, mit
Niederſchleiffung durch die Wagen-Raͤ-
der, Geſchrey der Fuhrleute und Pfer-
de das junge Holtz verwuͤſtet, mit ſol-
chen Tumult auch das Wild aus ſeinem
gewoͤhnlichen Stand und gehabten Wech-
ſel ſcheu gemachet, verjaget, und alſo all-
dar verheeret und verſtoͤhret wird. Es
haben unſere liebe alten Vorfahren vor-
mahls das Wort pfleglich, als einen uhr-
alten Holtz-Terminum gebrauchet, wor-
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barem Holtze wohl nuͤtzlich, doch mit
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Verwalter, deme ein Guth anvertrauet
iſt, umbgehen und vor allen Dingen das
junge Holtz oder Wiederwachs beſter
maaſſen befoͤrdern, und vor deren Be-
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und umb mehrer Auff-Munterung wil-
len haben ſie einem Holtz-Verſtaͤndigen
als ein ſonderliches Lob den Bey-Nah-
men eines Holtz-Gerechten gegeben und
ihn hochgeachtet: Ja wenn ſie Holtz-
Anweiſungen an ihre Forſt-Bedien-
[Spaltenumbruch] ten ſchickten, allzeit das Holtz, mit
ſolcher Expresſion genennet: An duͤrren
abgeſtandenen Baͤumen, ſo ferner zu
keiner Maſt oder Saamen mehr tuͤch-
tig, wo es der Wildbahn nicht ſchaͤd-
lich iſt.
Alſo werden die Waͤlder und
Gehoͤltze zur Aufſicht denen Foͤrſtern an-
vertrauet deren Pflicht erfordert, Acht
zu haben, ne Sylvæ vaſtentur, ſed earum
utilitas conſervetur.
Jm Alten Teſta-
ment hat Hiram dem Salomoni zu Auff-
bauung des Tempels Cedern und Taͤn-
nen-Holtz auf dem Berge Libano an-
gewieſen, 1. Buch der Koͤnige 5. und die-
ſelben auf dem Meere an den Verlang-
ten Ort floͤßen laſſen, wie ich bereits
ſchon hiervon bey der Ceder beſchrieben
habe; Ja als dorten Luc. 13. der Herr
des Weinberges einen unnuͤtzen Feigen-
baum ſahe, befahl er, ſolchen, weil er
das Land hindere, abzuhauen. Aus
welchen allen wir erſehen, wie nicht al-
lein von unſern alten Vorfahren, ſondern
auch im Alten und Neuen Teſtament
die Ordnung im Holtzhauen genau
obſerviret worden.

Von der Holtz-Floͤſſe.
[Spaltenumbruch]

Die Holtz-Floͤſſe iſt vor Alters umb
des Willen angeleget worden, weil die
weit abgelegenen Gehoͤltze in denen Ge-
buͤrgen auff der Ax oder denen Wagen
nicht ſo fortzubringen geweſen, oder das
Holtz anders conſumiret werden koͤn-
nen, da dann, umb die Koſten zu erſpah-
ren, das Holtz in die flieſſende Baͤche und
Stroͤhme geworffen, und hierdurch an
andere weit abgelegene Oerter geſchaffet
worden, welches alſo auch noch heut zu
Tage an vielen Orten der Beqvemlich-
keit wegen geſchiehet; Doch ſoll man,
wie in allen Dingen, alſo auch hierin-
nen die Mittel-Maaß beobachten, damit
man nicht allzu viel Holtz, umb nur Geld
zu machen, liederlich verſchwendet, mit
der Zeit aber ſelbſten aus andern Laͤn-
dern Holtz anzuſchaffen, und theuer zu
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bey denen Waͤldern, oder unweit da-
von ein Schiffreicher Strohm oder flieſ-
ſend Waſſer ſich befindet und nahe an-
gelegen iſt, ſo kan das Holtz mit weit
groͤſſerm Profit und mehrerm Nutzen
in andere Laͤnder auf demſelben gefloͤſ-
ſet und verhandelt werden. Das Floß-
holtz iſt nun zweyerley, als die Scheit-
[Spaltenumbruch] Floͤſſe, da etliche Hundert oder Tauſend
Klafftern oder Schragen in den Strohm
geworffen, und die Zimmer-Floͤſſe, da
gantze Baͤume zu Trag-Floͤſſen verbun-
den, oder Stammweiſe gefloͤſſet werden.
Zu ſolchem Ende nun werden Floß-
Meiſter und Floß-Schreiber zur Auff-
ſicht geſetzet, auch Floͤſſer und Floß-Knech-
te beſtellet, welche an denen Ufern zu
beyden Seiten des Floſſes das auffge-
haltene Holtz durch Haacken abſtoſſen,
und, wo es ſich geſetzet, abſchwemmen,
biß an die darzu verfertigte Rechen, wo
es zu gewiſſer Zeit anlandet und ausge-
nommen wird, davor ſie ihre Ausloͤſun-
gen haben. Es wird aber ſolches Floß-
Holtz jedesmahl durch die Forſt-Bedien-
ten angewieſen. Das Floßwerck iſt als
ein beſonder Regale von einer Landes
Herrſchafft reſerviret und denen Unter-
thanen gleich dem Weydewerck gaͤntzlich
verbothen, damit ſolche nicht zu Muͤßig-
gang oder andern Laſtern verurſachet
werden. Die Floß-Schreiber haben die
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zu belohnen: Der Floß-Meiſter aber
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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/143>, abgerufen am 23.04.2024.