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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Von der Erden.
[Spaltenumbruch] des die Eichen Stammweise erhandelt
und bezahlet hat, erkundiget er sich nach
einem erfahrnen, und klugen Säge-Mei-
ster, welcher die Anzahl der erhandelten
Eichen nach Gutdüncken wohl auslieset,
findet er eine solche lang und gerad ge-
wachsene starcke Eiche umgehauen, suchet
er an selbiger so lang, als möglich, den
Klotz zu bringen: Dieser wird an
beyden Enden verschnitten, die Aeste ab-
geputzet und aus dem gröbsten vierkan-
tigt beschlagen, sodann durch besondere
Hebezeuge empor in die Höhe gehoben,
bevestiget und zu beyden Seiten gestützet,
dann ordnet der Säge-Meister einen
Lohn-Säger oder Tagelöhner oben auf
dem Klotz stehend, den andern unten, wel-
che die darauf abgeschnürete Linien mit
einer grossen Bogen-Säge von oben her-
unter schneiden. Solche Bewegung
kommt denen Arbeitern anfänglich in
Achseln und Schultern ungewöhnlich vor,
wie leicht zu dencken, und bekommt der
Säge-Meister sein gewisses accordirtes
Gedinge, von jeder Pfoste auf der Stel-
le zu schneiden, welches Maaß ihm der
Kauffmann richtig andeuten muß, wie
[Spaltenumbruch] dicke und breit die Pfosten seyn sollen:
Wann nun solche in ziemlicher Anzahl
geschnitten, so werden sie auf der Achse
zu Lande, biß ans Wasser geführet, und
darauf zu Wasser ferner geflösset, wo-
raus denn nachmahls die großen Orlogs-
oder Kriegs-Schiffe, ingleichen die Kauf-
farthey und Handels-Schiffe der See-
fahrt und Schiff-Handlung zum Besten
gemachet werden: ja in solchen Hansee-
Städten in Holland, Amsterdam, oder
Hamburg gilt eine Pfoste von etlichen
Schuh lang viel mehr als an manchen
Orten in Teutschland eine Eiche gekostet,
dahero leicht zu muthmaßen, daß es künff-
tig umb ein merckliches kostbahrer seyn
mögte, zumahlen die Eiche nicht so ge-
schwind, wie ander Holtz wachsen kan.
Wer nun die Fuhren durch sein selbst ei-
gen Gespann verrichtet, hat freylich
mehrern Nutzen, als wann es durch die
Bauern anzuführen verdungen wird,
wiewohl auch auf Geschirr, Futter, Ge-
spann, Lohn und Brod derer Knechte, ein
merckliches aufgehet, ohne was der Käuf-
fer dabey von seinen Leuten bevortheilet
und betrogen wird.

Von Staff-Schlägern.
[Spaltenumbruch]

Noch eine viel grössere und mehr
schädlichere Verwüstung der Eichen ver-
ursachen die Staff-Schläger mit Schla-
gung der so genannten Pipen-Stäbe, oder
Tauben zu Heerings-Tonnen und an-
derm Gefässe, Ringweise zu handeln, wie
mir leyder! dergleichen unüberwindlicher
Schade wiederfahren, da in meiner Ab-
wesenheit und damahligen Kranckheit zu
Fertigung so genannter fünff hundert
Ringe der Pipen-Stäbe nur alleine
funffzehen hundert Stämme Eichen elen-
diglich niedergeschlagen worden, da von
manchem Stamm kaum ein Schroth ab-
geschnitten worden, das übrige aber er-
bärmlich zu allem Spectacul liegen blie-
ben und zu manchem Holtz-Dieb Gele-
genheit gegeben hat. Will daher dem
geneigten Leser auffrichtig rathen, daß
dafern er ja eine solche Massacre vorzu-
nehmen resolviret, er den Käuffern die
Eichen nicht anders, als Stammweise
[Spaltenumbruch] verkauffe, und sich keinesweges in ihre
betrügerische Ringe bereden lasse, weiln,
da sie zu einem Ringe sechs Schock Pi-
pen-Stäbe rechnen, gar zu unglaublich
viel schönes Holtz gottloser Weise verwü-
stet wird, zumahl da das übrige zu öf-
fentlichem Abscheu verfaulen muß, oder
gestohlen wird. Die Pipen-Stäbe oder
Faß-Tauben werden von denen Staff-
Schlägern aus fein glattspaltigten Eichen
Schrothweise abgesäget, nach der rech-
ten Länge, Breite und Dicke gespalten,
und fast wie die Böttiger die Tauben
machen, geschlagen, nachmahls richtig ih-
rem Kauffmanne berechnet, und eben,
wie vormahls erwehnet, zu Lande biß
ans Wasser geführet, auch von dar fer-
ner nach Hamburg zu Wasser geflößet,
woraus sie nachdem, ihrem Vorgeben
nach, die Heerings-Tonnen machen
sollen.

Von der Brett-Mühle.
[Spaltenumbruch]

Die Schneide- oder Brett-Mühle
ist ein recht nützliches Werck, wo es ein
beqvemes Treib-Wasser und Gefälle,
[Spaltenumbruch] auch viel haubahres unweit herzufüh-
rendes Gehöltze haben kan, dieweil man
allezeit die Bretter sowohl des harten,

als
J 3

Von der Erden.
[Spaltenumbruch] des die Eichen Stammweiſe erhandelt
und bezahlet hat, erkundiget er ſich nach
einem erfahrnen, und klugen Saͤge-Mei-
ſter, welcher die Anzahl der erhandelten
Eichen nach Gutduͤncken wohl auslieſet,
findet er eine ſolche lang und gerad ge-
wachſene ſtarcke Eiche umgehauen, ſuchet
er an ſelbiger ſo lang, als moͤglich, den
Klotz zu bringen: Dieſer wird an
beyden Enden verſchnitten, die Aeſte ab-
geputzet und aus dem groͤbſten vierkan-
tigt beſchlagen, ſodann durch beſondere
Hebezeuge empor in die Hoͤhe gehoben,
beveſtiget und zu beyden Seiten geſtuͤtzet,
dann ordnet der Saͤge-Meiſter einen
Lohn-Saͤger oder Tageloͤhner oben auf
dem Klotz ſtehend, den andern unten, wel-
che die darauf abgeſchnuͤrete Linien mit
einer groſſen Bogen-Saͤge von oben her-
unter ſchneiden. Solche Bewegung
kommt denen Arbeitern anfaͤnglich in
Achſeln und Schultern ungewoͤhnlich vor,
wie leicht zu dencken, und bekommt der
Saͤge-Meiſter ſein gewiſſes accordirtes
Gedinge, von jeder Pfoſte auf der Stel-
le zu ſchneiden, welches Maaß ihm der
Kauffmann richtig andeuten muß, wie
[Spaltenumbruch] dicke und breit die Pfoſten ſeyn ſollen:
Wann nun ſolche in ziemlicher Anzahl
geſchnitten, ſo werden ſie auf der Achſe
zu Lande, biß ans Waſſer gefuͤhret, und
darauf zu Waſſer ferner gefloͤſſet, wo-
raus denn nachmahls die großen Orlogs-
oder Kriegs-Schiffe, ingleichen die Kauf-
farthey und Handels-Schiffe der See-
fahrt und Schiff-Handlung zum Beſten
gemachet werden: ja in ſolchen Hanſee-
Staͤdten in Holland, Amſterdam, oder
Hamburg gilt eine Pfoſte von etlichen
Schuh lang viel mehr als an manchen
Orten in Teutſchland eine Eiche gekoſtet,
dahero leicht zu muthmaßen, daß es kuͤnff-
tig umb ein merckliches koſtbahrer ſeyn
moͤgte, zumahlen die Eiche nicht ſo ge-
ſchwind, wie ander Holtz wachſen kan.
Wer nun die Fuhren durch ſein ſelbſt ei-
gen Geſpann verrichtet, hat freylich
mehrern Nutzen, als wann es durch die
Bauern anzufuͤhren verdungen wird,
wiewohl auch auf Geſchirr, Futter, Ge-
ſpann, Lohn und Brod derer Knechte, ein
merckliches aufgehet, ohne was der Kaͤuf-
fer dabey von ſeinen Leuten bevortheilet
und betrogen wird.

Von Staff-Schlaͤgern.
[Spaltenumbruch]

Noch eine viel groͤſſere und mehr
ſchaͤdlichere Verwuͤſtung der Eichen ver-
urſachen die Staff-Schlaͤger mit Schla-
gung der ſo genannten Pipen-Staͤbe, oder
Tauben zu Heerings-Tonnen und an-
derm Gefaͤſſe, Ringweiſe zu handeln, wie
mir leyder! dergleichen unuͤberwindlicher
Schade wiederfahren, da in meiner Ab-
weſenheit und damahligen Kranckheit zu
Fertigung ſo genannter fuͤnff hundert
Ringe der Pipen-Staͤbe nur alleine
funffzehen hundert Staͤmme Eichen elen-
diglich niedergeſchlagen worden, da von
manchem Stamm kaum ein Schroth ab-
geſchnitten worden, das uͤbrige aber er-
baͤrmlich zu allem Spectacul liegen blie-
ben und zu manchem Holtz-Dieb Gele-
genheit gegeben hat. Will daher dem
geneigten Leſer auffrichtig rathen, daß
dafern er ja eine ſolche Maſſacre vorzu-
nehmen reſolviret, er den Kaͤuffern die
Eichen nicht anders, als Stammweiſe
[Spaltenumbruch] verkauffe, und ſich keinesweges in ihre
betruͤgeriſche Ringe bereden laſſe, weiln,
da ſie zu einem Ringe ſechs Schock Pi-
pen-Staͤbe rechnen, gar zu unglaublich
viel ſchoͤnes Holtz gottloſer Weiſe verwuͤ-
ſtet wird, zumahl da das uͤbrige zu oͤf-
fentlichem Abſcheu verfaulen muß, oder
geſtohlen wird. Die Pipen-Staͤbe oder
Faß-Tauben werden von denen Staff-
Schlaͤgern aus fein glattſpaltigten Eichen
Schrothweiſe abgeſaͤget, nach der rech-
ten Laͤnge, Breite und Dicke geſpalten,
und faſt wie die Boͤttiger die Tauben
machen, geſchlagen, nachmahls richtig ih-
rem Kauffmanne berechnet, und eben,
wie vormahls erwehnet, zu Lande biß
ans Waſſer gefuͤhret, auch von dar fer-
ner nach Hamburg zu Waſſer gefloͤßet,
woraus ſie nachdem, ihrem Vorgeben
nach, die Heerings-Tonnen machen
ſollen.

Von der Brett-Muͤhle.
[Spaltenumbruch]

Die Schneide- oder Brett-Muͤhle
iſt ein recht nuͤtzliches Werck, wo es ein
beqvemes Treib-Waſſer und Gefaͤlle,
[Spaltenumbruch] auch viel haubahres unweit herzufuͤh-
rendes Gehoͤltze haben kan, dieweil man
allezeit die Bretter ſowohl des harten,

als
J 3
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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/153>, abgerufen am 28.03.2024.