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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Anderer Theil/
[Spaltenumbruch] Bauch wäre, wegen Nordischer Kälte,
und wären wie alle Raub-Thiere, an
Haaren viel edler zu schätzen, auch dessen
krumme Klauen so klahr und durchsich-
tig, als ein Glaß, welche denen Kindern
anzuhängen und damit zu kratzen in
schweren Gebrechen dienlich seyn sollen:
Sind auch niedriger von Leibe, kurtz
und dicke, auch mollichter von Haaren,
Die Kälber-Luchse, welche in grossen ebe-
nen Wäldern, wo keine Gebürge, wie
in unsern warmen Ländern, sich auf hiel-
ten, hätten nicht so schöne Farbe, auch
nicht so viel Haare, als jene hätten,
zwar wohl wie der Luchs einen Katzen-
Kopff, mit hohen spitzigen Ohren, wäre
aber sonst wie ein jung gebohren Bau-
er-Kalb, falbicht, ziegelroth, mit weis-
sen Flecken, geschlanck und hochbeinigt,
[Spaltenumbruch] wiewohl sie, GOtt Lob! nunmehro bey
uns ziemlich vertilget worden. Dann
wo sich dieses schädliche Raub-Thier
häuffig vermehren solte, dürffte es wohl
manchen armen Menschen so erwürgen,
wie ich von denen Jndianern wegen
des Thieger-Thiers bereits gemeldet ha-
be: Er wird zu Winters-Zeit auf seiner
Spuhr, wie die Wölffe, ebenfalls einge-
kreisset, woselbst er viel festerer liegen
bleibet und aushält. Was von ihme
sonsten zur Medicin nützlich gebrauchet
werden kan, hiervon, weiln man selten
einen Luchs bekommt, ist mir nichts wis-
send. Jn seiner Section und Anatomie,
davon an seinem Ort handeln werde,
wird er wohl einer Katzen, wie ein Wolff
dem Hunde gleichen.

Von dem Fuchs.
[Spaltenumbruch]

Zur Gesellschafft derer zwey vorge-
meldten Räuber, nehmlich des Wolffes
und des Luchses, füge ich nicht unbillig
hier den Fuchs mit an. Was vor ein
[l]istiges, kluges und verschlagenes Raub-
[t]hier der Fuchs ist, wird sonder Zweif-
[fel] von ihm zur Gnüge bekant seyn:
Maassen derselbe durch seine vielfältige
Räncke und unterschiedene listige Ver-
stellungen die kleineren wilden Thiere zu
seinem Raube erwürget und solches al-
len andern weit zuvor thut. Es hat
die Füchsin, nachdem sie neun Wochen ge-
tragen, vier biß sechs junge im Monath
Majo, verwahret solche in Gruben und
Löchern, die sie wohl aussiehet: Die Jun-
gen sind Anfangs weißgelblicht, die Haa-
re aber werden immer dunckler. Die
alte bringet junge Vögel und nehret sie:
Bey Sonnenschein spielen sie vor denen
Löchern. Umb Jacobi lauffen die Jun-
gen mit der alten zu Felde, lernen sprin-
gen, Heuschrecken, Grillen, Fliegen, und
Gewürm fangen, ingleichen Mäuse, jun-
ge Wachteln und Lerchen: Jhre Woh-
nung finden sie selbst. Umb Martini ist
der Balg am besten. Jm andern Jahr
des Herbsts hecken sie alleine. Hinter
denen zahmen Gänsen und Hünern sind
sie scharff her. Des Frühlings, wann
die Frösche vorkommen, fangen die Füch-
se dieselbigen, davon ihre Haare ausfal-
len, die Mey-Käfer fressen sie auch ger-
ne, desgleichen thun sie denen jungen
Rehen grossen Schaden. Sie rantzen
oder rollen zu Anfang des Februarii um
[Spaltenumbruch] Lichtmeß-Zeit und traben ihrer etliche
hinter einander einer Füchsin nach, wie
die Hunde, bleiben auch beysammen
hängen, und thun solches fast lieber bey
neblichtem, als schönem Wetter bey Tage,
wann es aber gar zu garstig Wetter ist, krie-
gen und verbergen sie sich in ihren Bäu-
en. Wann sie von Hunden gejaget werden
und anders nicht heraus können, nehmen
sie ihre Flucht auf kurtze knorrichte vom
Wind gebogene Bäume, kriechen gantz
hinauff und sehen dem Jagen derer Hun-
de unter sich zu. Sie werden vor dem
Hunde, oder durch klopffen geschossen,
oder auf dem Felde mit Winden gehetzet,
ingleichen in Netzen geschlagen, meistens
aber in Eisen gefangen. Wo grosse
Herrschafftliche Jagden sind, werden die-
selben auch auf dem Lauff-Platz durch
kleine schmale Netze geprellet, welches ei-
ne rechte Königliche Lust ist. Es haben
die Füchse in allen derer Hunde Eigen-
schafft: Maassen die Füchsin neun Tage
läuffisch ist, die Jungen auch so lange
blind bleiben. Ja sie können sich auch
mit Hunden belauffen und davon Jun-
ge ziehen: Jn Miscowitischen Ländern,
Syberien und dergleichen giebt es gantz
schwartze Füchse, deren Rauchwerck ziem-
lich theuer. Die meisten Füchse aber
sind in denen Nordischen Ländern, we-
gen der grimmigen Kälte sehr häuffig zu
finden. Die hier zu Lande gewöhnli-
chen Füchse sind zweyerley: Als die
Brand-Füchse, die etwas grösser, ha-
ben schwartze Läuffte, Ohren und

Schwantz

Anderer Theil/
[Spaltenumbruch] Bauch waͤre, wegen Nordiſcher Kaͤlte,
und waͤren wie alle Raub-Thiere, an
Haaren viel edler zu ſchaͤtzen, auch deſſen
krumme Klauen ſo klahr und durchſich-
tig, als ein Glaß, welche denen Kindern
anzuhaͤngen und damit zu kratzen in
ſchweren Gebrechen dienlich ſeyn ſollen:
Sind auch niedriger von Leibe, kurtz
und dicke, auch mollichter von Haaren,
Die Kaͤlber-Luchſe, welche in groſſen ebe-
nen Waͤldern, wo keine Gebuͤrge, wie
in unſern warmen Laͤndern, ſich auf hiel-
ten, haͤtten nicht ſo ſchoͤne Farbe, auch
nicht ſo viel Haare, als jene haͤtten,
zwar wohl wie der Luchs einen Katzen-
Kopff, mit hohen ſpitzigen Ohren, waͤre
aber ſonſt wie ein jung gebohren Bau-
er-Kalb, falbicht, ziegelroth, mit weiſ-
ſen Flecken, geſchlanck und hochbeinigt,
[Spaltenumbruch] wiewohl ſie, GOtt Lob! nunmehro bey
uns ziemlich vertilget worden. Dann
wo ſich dieſes ſchaͤdliche Raub-Thier
haͤuffig vermehren ſolte, duͤrffte es wohl
manchen armen Menſchen ſo erwuͤrgen,
wie ich von denen Jndianern wegen
des Thieger-Thiers bereits gemeldet ha-
be: Er wird zu Winters-Zeit auf ſeiner
Spuhr, wie die Woͤlffe, ebenfalls einge-
kreiſſet, woſelbſt er viel feſterer liegen
bleibet und aushaͤlt. Was von ihme
ſonſten zur Medicin nuͤtzlich gebrauchet
werden kan, hiervon, weiln man ſelten
einen Luchs bekommt, iſt mir nichts wiſ-
ſend. Jn ſeiner Section und Anatomie,
davon an ſeinem Ort handeln werde,
wird er wohl einer Katzen, wie ein Wolff
dem Hunde gleichen.

Von dem Fuchs.
[Spaltenumbruch]

Zur Geſellſchafft derer zwey vorge-
meldten Raͤuber, nehmlich des Wolffes
und des Luchſes, fuͤge ich nicht unbillig
hier den Fuchs mit an. Was vor ein
[l]iſtiges, kluges und verſchlagenes Raub-
[t]hier der Fuchs iſt, wird ſonder Zweif-
[fel] von ihm zur Gnuͤge bekant ſeyn:
Maaſſen derſelbe durch ſeine vielfaͤltige
Raͤncke und unterſchiedene liſtige Ver-
ſtellungen die kleineren wilden Thiere zu
ſeinem Raube erwuͤrget und ſolches al-
len andern weit zuvor thut. Es hat
die Fuͤchſin, nachdem ſie neun Wochen ge-
tragen, vier biß ſechs junge im Monath
Majo, verwahret ſolche in Gruben und
Loͤchern, die ſie wohl ausſiehet: Die Jun-
gen ſind Anfangs weißgelblicht, die Haa-
re aber werden immer dunckler. Die
alte bringet junge Voͤgel und nehret ſie:
Bey Sonnenſchein ſpielen ſie vor denen
Loͤchern. Umb Jacobi lauffen die Jun-
gen mit der alten zu Felde, lernen ſprin-
gen, Heuſchrecken, Grillen, Fliegen, und
Gewuͤrm fangen, ingleichen Maͤuſe, jun-
ge Wachteln und Lerchen: Jhre Woh-
nung finden ſie ſelbſt. Umb Martini iſt
der Balg am beſten. Jm andern Jahr
des Herbſts hecken ſie alleine. Hinter
denen zahmen Gaͤnſen und Huͤnern ſind
ſie ſcharff her. Des Fruͤhlings, wann
die Froͤſche vorkommen, fangen die Fuͤch-
ſe dieſelbigen, davon ihre Haare ausfal-
len, die Mey-Kaͤfer freſſen ſie auch ger-
ne, desgleichen thun ſie denen jungen
Rehen groſſen Schaden. Sie rantzen
oder rollen zu Anfang des Februarii um
[Spaltenumbruch] Lichtmeß-Zeit und traben ihrer etliche
hinter einander einer Fuͤchſin nach, wie
die Hunde, bleiben auch beyſammen
haͤngen, und thun ſolches faſt lieber bey
neblichtem, als ſchoͤnem Wetter bey Tage,
wañ es aber gar zu garſtig Wetter iſt, krie-
gen und verbergen ſie ſich in ihren Baͤu-
en. Wann ſie von Hunden gejaget werden
und anders nicht heraus koͤnnen, nehmen
ſie ihre Flucht auf kurtze knorrichte vom
Wind gebogene Baͤume, kriechen gantz
hinauff und ſehen dem Jagen derer Hun-
de unter ſich zu. Sie werden vor dem
Hunde, oder durch klopffen geſchoſſen,
oder auf dem Felde mit Winden gehetzet,
ingleichen in Netzen geſchlagen, meiſtens
aber in Eiſen gefangen. Wo groſſe
Herrſchafftliche Jagden ſind, werden die-
ſelben auch auf dem Lauff-Platz durch
kleine ſchmale Netze geprellet, welches ei-
ne rechte Koͤnigliche Luſt iſt. Es haben
die Fuͤchſe in allen derer Hunde Eigen-
ſchafft: Maaſſen die Fuͤchſin neun Tage
laͤuffiſch iſt, die Jungen auch ſo lange
blind bleiben. Ja ſie koͤnnen ſich auch
mit Hunden belauffen und davon Jun-
ge ziehen: Jn Miſcowitiſchen Laͤndern,
Syberien und dergleichen giebt es gantz
ſchwartze Fuͤchſe, deren Rauchwerck ziem-
lich theuer. Die meiſten Fuͤchſe aber
ſind in denen Nordiſchen Laͤndern, we-
gen der grimmigen Kaͤlte ſehr haͤuffig zu
finden. Die hier zu Lande gewoͤhnli-
chen Fuͤchſe ſind zweyerley: Als die
Brand-Fuͤchſe, die etwas groͤſſer, ha-
ben ſchwartze Laͤuffte, Ohren und

Schwantz
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[110/0208] Anderer Theil/ Bauch waͤre, wegen Nordiſcher Kaͤlte, und waͤren wie alle Raub-Thiere, an Haaren viel edler zu ſchaͤtzen, auch deſſen krumme Klauen ſo klahr und durchſich- tig, als ein Glaß, welche denen Kindern anzuhaͤngen und damit zu kratzen in ſchweren Gebrechen dienlich ſeyn ſollen: Sind auch niedriger von Leibe, kurtz und dicke, auch mollichter von Haaren, Die Kaͤlber-Luchſe, welche in groſſen ebe- nen Waͤldern, wo keine Gebuͤrge, wie in unſern warmen Laͤndern, ſich auf hiel- ten, haͤtten nicht ſo ſchoͤne Farbe, auch nicht ſo viel Haare, als jene haͤtten, zwar wohl wie der Luchs einen Katzen- Kopff, mit hohen ſpitzigen Ohren, waͤre aber ſonſt wie ein jung gebohren Bau- er-Kalb, falbicht, ziegelroth, mit weiſ- ſen Flecken, geſchlanck und hochbeinigt, wiewohl ſie, GOtt Lob! nunmehro bey uns ziemlich vertilget worden. Dann wo ſich dieſes ſchaͤdliche Raub-Thier haͤuffig vermehren ſolte, duͤrffte es wohl manchen armen Menſchen ſo erwuͤrgen, wie ich von denen Jndianern wegen des Thieger-Thiers bereits gemeldet ha- be: Er wird zu Winters-Zeit auf ſeiner Spuhr, wie die Woͤlffe, ebenfalls einge- kreiſſet, woſelbſt er viel feſterer liegen bleibet und aushaͤlt. Was von ihme ſonſten zur Medicin nuͤtzlich gebrauchet werden kan, hiervon, weiln man ſelten einen Luchs bekommt, iſt mir nichts wiſ- ſend. Jn ſeiner Section und Anatomie, davon an ſeinem Ort handeln werde, wird er wohl einer Katzen, wie ein Wolff dem Hunde gleichen. Von dem Fuchs. Zur Geſellſchafft derer zwey vorge- meldten Raͤuber, nehmlich des Wolffes und des Luchſes, fuͤge ich nicht unbillig hier den Fuchs mit an. Was vor ein liſtiges, kluges und verſchlagenes Raub- thier der Fuchs iſt, wird ſonder Zweif- fel von ihm zur Gnuͤge bekant ſeyn: Maaſſen derſelbe durch ſeine vielfaͤltige Raͤncke und unterſchiedene liſtige Ver- ſtellungen die kleineren wilden Thiere zu ſeinem Raube erwuͤrget und ſolches al- len andern weit zuvor thut. Es hat die Fuͤchſin, nachdem ſie neun Wochen ge- tragen, vier biß ſechs junge im Monath Majo, verwahret ſolche in Gruben und Loͤchern, die ſie wohl ausſiehet: Die Jun- gen ſind Anfangs weißgelblicht, die Haa- re aber werden immer dunckler. Die alte bringet junge Voͤgel und nehret ſie: Bey Sonnenſchein ſpielen ſie vor denen Loͤchern. Umb Jacobi lauffen die Jun- gen mit der alten zu Felde, lernen ſprin- gen, Heuſchrecken, Grillen, Fliegen, und Gewuͤrm fangen, ingleichen Maͤuſe, jun- ge Wachteln und Lerchen: Jhre Woh- nung finden ſie ſelbſt. Umb Martini iſt der Balg am beſten. Jm andern Jahr des Herbſts hecken ſie alleine. Hinter denen zahmen Gaͤnſen und Huͤnern ſind ſie ſcharff her. Des Fruͤhlings, wann die Froͤſche vorkommen, fangen die Fuͤch- ſe dieſelbigen, davon ihre Haare ausfal- len, die Mey-Kaͤfer freſſen ſie auch ger- ne, desgleichen thun ſie denen jungen Rehen groſſen Schaden. Sie rantzen oder rollen zu Anfang des Februarii um Lichtmeß-Zeit und traben ihrer etliche hinter einander einer Fuͤchſin nach, wie die Hunde, bleiben auch beyſammen haͤngen, und thun ſolches faſt lieber bey neblichtem, als ſchoͤnem Wetter bey Tage, wañ es aber gar zu garſtig Wetter iſt, krie- gen und verbergen ſie ſich in ihren Baͤu- en. Wann ſie von Hunden gejaget werden und anders nicht heraus koͤnnen, nehmen ſie ihre Flucht auf kurtze knorrichte vom Wind gebogene Baͤume, kriechen gantz hinauff und ſehen dem Jagen derer Hun- de unter ſich zu. Sie werden vor dem Hunde, oder durch klopffen geſchoſſen, oder auf dem Felde mit Winden gehetzet, ingleichen in Netzen geſchlagen, meiſtens aber in Eiſen gefangen. Wo groſſe Herrſchafftliche Jagden ſind, werden die- ſelben auch auf dem Lauff-Platz durch kleine ſchmale Netze geprellet, welches ei- ne rechte Koͤnigliche Luſt iſt. Es haben die Fuͤchſe in allen derer Hunde Eigen- ſchafft: Maaſſen die Fuͤchſin neun Tage laͤuffiſch iſt, die Jungen auch ſo lange blind bleiben. Ja ſie koͤnnen ſich auch mit Hunden belauffen und davon Jun- ge ziehen: Jn Miſcowitiſchen Laͤndern, Syberien und dergleichen giebt es gantz ſchwartze Fuͤchſe, deren Rauchwerck ziem- lich theuer. Die meiſten Fuͤchſe aber ſind in denen Nordiſchen Laͤndern, we- gen der grimmigen Kaͤlte ſehr haͤuffig zu finden. Die hier zu Lande gewoͤhnli- chen Fuͤchſe ſind zweyerley: Als die Brand-Fuͤchſe, die etwas groͤſſer, ha- ben ſchwartze Laͤuffte, Ohren und Schwantz

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/208>, abgerufen am 28.03.2024.