Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderer Theil/
[Spaltenumbruch] fahren und bellen. Allein bey geschlosse-
nen Augen eines Cörpers, so durch ge-
waltsamen Todt gestorben, kan dieses
nicht statt haben, dahero zu glauben, daß
solches von denen Raben deswegen ge-
schehe, weil die Augen von bessern Ge-
schmack, und leichter fortzubringen sind.
Jst auch von Diebischer Art und stiehlet,
was er antrifft, und schleppet alles nach
seinem Nest: So er zahm aufferzogen,
und ihm die Zunge gelöset wird, lernet
er etliche Wort reden, wie ein Mensch.
[Spaltenumbruch] Er siehet gläntzend schwartz aus: wie-
wohl es in Nordischen Ländern auch
weisse Raben giebt. Sonst ist der Ra-
be ein behertzter Vogel, welcher mit dem
Habicht und Falcken in der Lufft offte
streitet: Wenn das Wetter sich ändert,
verkehret er seine Stimme. Es halten
einige des Rabens Flug und Stimme
vor ein gewisses Praesagium vorstehen-
den Unglücks, so ich dahin stelle, und hier-
von nichts weiter melde.

Von der Krähe.
[Spaltenumbruch]

Dieser Vogel, ob er wohl etwas klei-
ner, so ist er doch auch obigen gleich ge-
achtet. Er horstet in Höltzern, Wiesen
und Gärten, und bringet drey biß vier
Junge aus. Seine Nahrung sind nebst
dem Raube auch Körner; Maassen der-
selbe im Früh-Jahre bey der Bestellzeit
viel Schaden an etlichen Orten anrichtet:
Sie sind, absonderlich Winters-Zeit, von
Farben geändert, und werden biß auff
die Fittiche Ascherfarb grau: Man will
auch gewiß davor halten, daß diese Art
im Monath Junio nicht sauffe, welches
daher leicht geglaubet werden könte,
weiln sie zu dieser Zeit auf denen Aeckern
gantz matt zusammen zu sitzen, und zu
schreyen pflegeten. Sie werden beym
Schuhu auf Krähen-Hütten geschossen,
[Spaltenumbruch] auch Winters-Zeit mit Bemsen gefangen:
Es thun die Krähen grossen Schaden an
dem jungen und zahmen Geflügel, und
deren Eyern; ja ich habe gesehen, daß
zwey Krähen einen alten Haasen ge-
stossen. Jn der Bruth-Zeit thun sie
grossen Schaden mit Eyer-Aussauffen.
Sie gehen auch hinter dem Pflug her,
umb in der frischen Erde die Regen-
Würme und Maden zu suchen, machen
nebst den Raben Gesellschafft umb das
Gerichte, auch bey denen Schind-An-
ger und Luder-Plätzen. Jhr Gehirn,
frisch aufgeleget, dienet vor erfrohrene
Glieder. Die Krähen schreyen auch,
wenn das Wetter sich ändern will, oder
sie was mercken: Sind schlauhe Vögel.

Von der Aelster.
[Spaltenumbruch]

Dieses mag auch unter allen vor be-
schriebenen Vögeln einer von denen
schlimmsten und schädlichsten mit seyn,
weil sie so wohl in Feldern dem kleinen
Weydewerck, als auch in Höffen und
Gärten denen Küchlein und Eyern gros-
sen Schaden thut. Darbey sehr listig
ist, und sich nicht leicht mit Schiessen oder
sonsten beykommen lässet. Es horsten
die Aelstern mehrentheils nahe an Dörf-
fern und Städten, damit sie nicht weit
zu denen Höffen haben mögen. Son-
derlich ist zu mercken, daß sie ihre Nester
oder Horsten oben mit Geniste zuwöl-
ben, damit sie vor Wetter und Schlos-
sen gesichert sind; Auf der Seiten aber
lassen sie ein rundtes Loch, daß sie kaum
[Spaltenumbruch] hinein kommen können, bey welchem
Eingang der Land-Mann zu mercken
pfleget, wo dasselbe Jahr die meisten Un-
gewitter herkommen: Maassen ihnen
die Natur lehren soll, daß sie diesen Ein-
gang allzeit gegen über machen. Sie
lernen reden, so ihnen die Zunge gelö-
set wird und man sie von Jugend auff-
erziehet, und pfleget dieser Spitzbube so
gut zu stehlen, als der Rabe, und ver-
schleppet alles, was er antrifft, in die
Winckel: Er ist ein gelerniger Vogel, mit
leichter Müh abzurichten, aber darbey
leichtfertig, und sehr vorwitzig. Es glau-
ben einfältige Leute, daß sein Geschrey
fremde Gäste anzeigen solle.

Von dem Kuckkuck.
[Spaltenumbruch]

Ob zwar dieser seltsame und bey
vielen vor einen Raub-Vogel geachtete
[Spaltenumbruch] Kuckkuck hieher nicht gehöret, anerwo-
gen er nichts weniger, als ein Raub-

Thier

Anderer Theil/
[Spaltenumbruch] fahren und bellen. Allein bey geſchloſſe-
nen Augen eines Coͤrpers, ſo durch ge-
waltſamen Todt geſtorben, kan dieſes
nicht ſtatt haben, dahero zu glauben, daß
ſolches von denen Raben deswegen ge-
ſchehe, weil die Augen von beſſern Ge-
ſchmack, und leichter fortzubringen ſind.
Jſt auch von Diebiſcher Art und ſtiehlet,
was er antrifft, und ſchleppet alles nach
ſeinem Neſt: So er zahm aufferzogen,
und ihm die Zunge geloͤſet wird, lernet
er etliche Wort reden, wie ein Menſch.
[Spaltenumbruch] Er ſiehet glaͤntzend ſchwartz aus: wie-
wohl es in Nordiſchen Laͤndern auch
weiſſe Raben giebt. Sonſt iſt der Ra-
be ein behertzter Vogel, welcher mit dem
Habicht und Falcken in der Lufft offte
ſtreitet: Wenn das Wetter ſich aͤndert,
verkehret er ſeine Stimme. Es halten
einige des Rabens Flug und Stimme
vor ein gewiſſes Præſagium vorſtehen-
den Ungluͤcks, ſo ich dahin ſtelle, und hier-
von nichts weiter melde.

Von der Kraͤhe.
[Spaltenumbruch]

Dieſer Vogel, ob er wohl etwas klei-
ner, ſo iſt er doch auch obigen gleich ge-
achtet. Er horſtet in Hoͤltzern, Wieſen
und Gaͤrten, und bringet drey biß vier
Junge aus. Seine Nahrung ſind nebſt
dem Raube auch Koͤrner; Maaſſen der-
ſelbe im Fruͤh-Jahre bey der Beſtellzeit
viel Schaden an etlichen Orten anrichtet:
Sie ſind, abſonderlich Winters-Zeit, von
Farben geaͤndert, und werden biß auff
die Fittiche Aſcherfarb grau: Man will
auch gewiß davor halten, daß dieſe Art
im Monath Junio nicht ſauffe, welches
daher leicht geglaubet werden koͤnte,
weiln ſie zu dieſer Zeit auf denen Aeckern
gantz matt zuſammen zu ſitzen, und zu
ſchreyen pflegeten. Sie werden beym
Schuhu auf Kraͤhen-Huͤtten geſchoſſen,
[Spaltenumbruch] auch Winters-Zeit mit Bemſen gefangen:
Es thun die Kraͤhen groſſen Schaden an
dem jungen und zahmen Gefluͤgel, und
deren Eyern; ja ich habe geſehen, daß
zwey Kraͤhen einen alten Haaſen ge-
ſtoſſen. Jn der Bruth-Zeit thun ſie
groſſen Schaden mit Eyer-Ausſauffen.
Sie gehen auch hinter dem Pflug her,
umb in der friſchen Erde die Regen-
Wuͤrme und Maden zu ſuchen, machen
nebſt den Raben Geſellſchafft umb das
Gerichte, auch bey denen Schind-An-
ger und Luder-Plaͤtzen. Jhr Gehirn,
friſch aufgeleget, dienet vor erfrohrene
Glieder. Die Kraͤhen ſchreyen auch,
wenn das Wetter ſich aͤndern will, oder
ſie was mercken: Sind ſchlauhe Voͤgel.

Von der Aelſter.
[Spaltenumbruch]

Dieſes mag auch unter allen vor be-
ſchriebenen Voͤgeln einer von denen
ſchlimmſten und ſchaͤdlichſten mit ſeyn,
weil ſie ſo wohl in Feldern dem kleinen
Weydewerck, als auch in Hoͤffen und
Gaͤrten denen Kuͤchlein und Eyern groſ-
ſen Schaden thut. Darbey ſehr liſtig
iſt, und ſich nicht leicht mit Schieſſen oder
ſonſten beykommen laͤſſet. Es horſten
die Aelſtern mehrentheils nahe an Doͤrf-
fern und Staͤdten, damit ſie nicht weit
zu denen Hoͤffen haben moͤgen. Son-
derlich iſt zu mercken, daß ſie ihre Neſter
oder Horſten oben mit Geniſte zuwoͤl-
ben, damit ſie vor Wetter und Schloſ-
ſen geſichert ſind; Auf der Seiten aber
laſſen ſie ein rundtes Loch, daß ſie kaum
[Spaltenumbruch] hinein kommen koͤnnen, bey welchem
Eingang der Land-Mann zu mercken
pfleget, wo daſſelbe Jahr die meiſten Un-
gewitter herkommen: Maaſſen ihnen
die Natur lehren ſoll, daß ſie dieſen Ein-
gang allzeit gegen uͤber machen. Sie
lernen reden, ſo ihnen die Zunge geloͤ-
ſet wird und man ſie von Jugend auff-
erziehet, und pfleget dieſer Spitzbube ſo
gut zu ſtehlen, als der Rabe, und ver-
ſchleppet alles, was er antrifft, in die
Winckel: Er iſt ein gelerniger Vogel, mit
leichter Muͤh abzurichten, aber darbey
leichtfertig, und ſehr vorwitzig. Es glau-
ben einfaͤltige Leute, daß ſein Geſchrey
fremde Gaͤſte anzeigen ſolle.

Von dem Kuckkuck.
[Spaltenumbruch]

Ob zwar dieſer ſeltſame und bey
vielen vor einen Raub-Vogel geachtete
[Spaltenumbruch] Kuckkuck hieher nicht gehoͤret, anerwo-
gen er nichts weniger, als ein Raub-

Thier
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0274" n="156"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderer Theil/</hi></fw><lb/><cb/>
fahren und bellen. Allein bey ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
nen Augen eines Co&#x0364;rpers, &#x017F;o durch ge-<lb/>
walt&#x017F;amen Todt ge&#x017F;torben, kan die&#x017F;es<lb/>
nicht &#x017F;tatt haben, dahero zu glauben, daß<lb/>
&#x017F;olches von denen Raben deswegen ge-<lb/>
&#x017F;chehe, weil die Augen von be&#x017F;&#x017F;ern Ge-<lb/>
&#x017F;chmack, und leichter fortzubringen &#x017F;ind.<lb/>
J&#x017F;t auch von Diebi&#x017F;cher Art und &#x017F;tiehlet,<lb/>
was er antrifft, und &#x017F;chleppet alles nach<lb/>
&#x017F;einem Ne&#x017F;t: So er zahm aufferzogen,<lb/>
und ihm die Zunge gelo&#x0364;&#x017F;et wird, lernet<lb/>
er etliche Wort reden, wie ein Men&#x017F;ch.<lb/><cb/>
Er &#x017F;iehet gla&#x0364;ntzend &#x017F;chwartz aus: wie-<lb/>
wohl es in Nordi&#x017F;chen La&#x0364;ndern auch<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;e Raben giebt. Son&#x017F;t i&#x017F;t der Ra-<lb/>
be ein behertzter Vogel, welcher mit dem<lb/>
Habicht und Falcken in der Lufft offte<lb/>
&#x017F;treitet: Wenn das Wetter &#x017F;ich a&#x0364;ndert,<lb/>
verkehret er &#x017F;eine Stimme. Es halten<lb/>
einige des Rabens Flug und Stimme<lb/>
vor ein gewi&#x017F;&#x017F;es <hi rendition="#aq">Præ&#x017F;agium</hi> vor&#x017F;tehen-<lb/>
den Unglu&#x0364;cks, &#x017F;o ich dahin &#x017F;telle, und hier-<lb/>
von nichts weiter melde.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Von der <hi rendition="#in">K</hi>ra&#x0364;he.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p>Die&#x017F;er Vogel, ob er wohl etwas klei-<lb/>
ner, &#x017F;o i&#x017F;t er doch auch obigen gleich ge-<lb/>
achtet. Er hor&#x017F;tet in Ho&#x0364;ltzern, Wie&#x017F;en<lb/>
und Ga&#x0364;rten, und bringet drey biß vier<lb/>
Junge aus. Seine Nahrung &#x017F;ind neb&#x017F;t<lb/>
dem Raube auch Ko&#x0364;rner; Maa&#x017F;&#x017F;en der-<lb/>
&#x017F;elbe im Fru&#x0364;h-Jahre bey der Be&#x017F;tellzeit<lb/>
viel Schaden an etlichen Orten anrichtet:<lb/>
Sie &#x017F;ind, ab&#x017F;onderlich Winters-Zeit, von<lb/>
Farben gea&#x0364;ndert, und werden biß auff<lb/>
die Fittiche A&#x017F;cherfarb grau: Man will<lb/>
auch gewiß davor halten, daß die&#x017F;e Art<lb/>
im Monath <hi rendition="#aq">Junio</hi> nicht &#x017F;auffe, welches<lb/>
daher leicht geglaubet werden ko&#x0364;nte,<lb/>
weiln &#x017F;ie zu die&#x017F;er Zeit auf denen Aeckern<lb/>
gantz matt zu&#x017F;ammen zu &#x017F;itzen, und zu<lb/>
&#x017F;chreyen pflegeten. Sie werden beym<lb/>
Schuhu auf Kra&#x0364;hen-Hu&#x0364;tten ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en,<lb/><cb/>
auch Winters-Zeit mit Bem&#x017F;en gefangen:<lb/>
Es thun die Kra&#x0364;hen gro&#x017F;&#x017F;en Schaden an<lb/>
dem jungen und zahmen Geflu&#x0364;gel, und<lb/>
deren Eyern; ja ich habe ge&#x017F;ehen, daß<lb/>
zwey Kra&#x0364;hen einen alten Haa&#x017F;en ge-<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en. Jn der Bruth-Zeit thun &#x017F;ie<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Schaden mit Eyer-Aus&#x017F;auffen.<lb/>
Sie gehen auch hinter dem Pflug her,<lb/>
umb in der fri&#x017F;chen Erde die Regen-<lb/>
Wu&#x0364;rme und Maden zu &#x017F;uchen, machen<lb/>
neb&#x017F;t den Raben Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft umb das<lb/>
Gerichte, auch bey denen Schind-An-<lb/>
ger und Luder-Pla&#x0364;tzen. Jhr Gehirn,<lb/>
fri&#x017F;ch aufgeleget, dienet vor erfrohrene<lb/>
Glieder. Die Kra&#x0364;hen &#x017F;chreyen auch,<lb/>
wenn das Wetter &#x017F;ich a&#x0364;ndern will, oder<lb/>
&#x017F;ie was mercken: Sind &#x017F;chlauhe Vo&#x0364;gel.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Von der <hi rendition="#in">A</hi>el&#x017F;ter.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p>Die&#x017F;es mag auch unter allen vor be-<lb/>
&#x017F;chriebenen Vo&#x0364;geln einer von denen<lb/>
&#x017F;chlimm&#x017F;ten und &#x017F;cha&#x0364;dlich&#x017F;ten mit &#x017F;eyn,<lb/>
weil &#x017F;ie &#x017F;o wohl in Feldern dem kleinen<lb/>
Weydewerck, als auch in Ho&#x0364;ffen und<lb/>
Ga&#x0364;rten denen Ku&#x0364;chlein und Eyern gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Schaden thut. Darbey &#x017F;ehr li&#x017F;tig<lb/>
i&#x017F;t, und &#x017F;ich nicht leicht mit Schie&#x017F;&#x017F;en oder<lb/>
&#x017F;on&#x017F;ten beykommen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et. Es hor&#x017F;ten<lb/>
die Ael&#x017F;tern mehrentheils nahe an Do&#x0364;rf-<lb/>
fern und Sta&#x0364;dten, damit &#x017F;ie nicht weit<lb/>
zu denen Ho&#x0364;ffen haben mo&#x0364;gen. Son-<lb/>
derlich i&#x017F;t zu mercken, daß &#x017F;ie ihre Ne&#x017F;ter<lb/>
oder Hor&#x017F;ten oben mit Geni&#x017F;te zuwo&#x0364;l-<lb/>
ben, damit &#x017F;ie vor Wetter und Schlo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en ge&#x017F;ichert &#x017F;ind; Auf der Seiten aber<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie ein rundtes Loch, daß &#x017F;ie kaum<lb/><cb/>
hinein kommen ko&#x0364;nnen, bey welchem<lb/>
Eingang der Land-Mann zu mercken<lb/>
pfleget, wo da&#x017F;&#x017F;elbe Jahr die mei&#x017F;ten Un-<lb/>
gewitter herkommen: Maa&#x017F;&#x017F;en ihnen<lb/>
die Natur lehren &#x017F;oll, daß &#x017F;ie die&#x017F;en Ein-<lb/>
gang allzeit gegen u&#x0364;ber machen. Sie<lb/>
lernen reden, &#x017F;o ihnen die Zunge gelo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;et wird und man &#x017F;ie von Jugend auff-<lb/>
erziehet, und pfleget die&#x017F;er Spitzbube &#x017F;o<lb/>
gut zu &#x017F;tehlen, als der Rabe, und ver-<lb/>
&#x017F;chleppet alles, was er antrifft, in die<lb/>
Winckel: Er i&#x017F;t ein gelerniger Vogel, mit<lb/>
leichter Mu&#x0364;h abzurichten, aber darbey<lb/>
leichtfertig, und &#x017F;ehr vorwitzig. Es glau-<lb/>
ben einfa&#x0364;ltige Leute, daß &#x017F;ein Ge&#x017F;chrey<lb/>
fremde Ga&#x0364;&#x017F;te anzeigen &#x017F;olle.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">V</hi>on dem <hi rendition="#in">K</hi>uckkuck.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p>Ob zwar die&#x017F;er &#x017F;elt&#x017F;ame und bey<lb/>
vielen vor einen Raub-Vogel geachtete<lb/><cb/>
Kuckkuck hieher nicht geho&#x0364;ret, anerwo-<lb/>
gen er nichts weniger, als ein Raub-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Thier</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[156/0274] Anderer Theil/ fahren und bellen. Allein bey geſchloſſe- nen Augen eines Coͤrpers, ſo durch ge- waltſamen Todt geſtorben, kan dieſes nicht ſtatt haben, dahero zu glauben, daß ſolches von denen Raben deswegen ge- ſchehe, weil die Augen von beſſern Ge- ſchmack, und leichter fortzubringen ſind. Jſt auch von Diebiſcher Art und ſtiehlet, was er antrifft, und ſchleppet alles nach ſeinem Neſt: So er zahm aufferzogen, und ihm die Zunge geloͤſet wird, lernet er etliche Wort reden, wie ein Menſch. Er ſiehet glaͤntzend ſchwartz aus: wie- wohl es in Nordiſchen Laͤndern auch weiſſe Raben giebt. Sonſt iſt der Ra- be ein behertzter Vogel, welcher mit dem Habicht und Falcken in der Lufft offte ſtreitet: Wenn das Wetter ſich aͤndert, verkehret er ſeine Stimme. Es halten einige des Rabens Flug und Stimme vor ein gewiſſes Præſagium vorſtehen- den Ungluͤcks, ſo ich dahin ſtelle, und hier- von nichts weiter melde. Von der Kraͤhe. Dieſer Vogel, ob er wohl etwas klei- ner, ſo iſt er doch auch obigen gleich ge- achtet. Er horſtet in Hoͤltzern, Wieſen und Gaͤrten, und bringet drey biß vier Junge aus. Seine Nahrung ſind nebſt dem Raube auch Koͤrner; Maaſſen der- ſelbe im Fruͤh-Jahre bey der Beſtellzeit viel Schaden an etlichen Orten anrichtet: Sie ſind, abſonderlich Winters-Zeit, von Farben geaͤndert, und werden biß auff die Fittiche Aſcherfarb grau: Man will auch gewiß davor halten, daß dieſe Art im Monath Junio nicht ſauffe, welches daher leicht geglaubet werden koͤnte, weiln ſie zu dieſer Zeit auf denen Aeckern gantz matt zuſammen zu ſitzen, und zu ſchreyen pflegeten. Sie werden beym Schuhu auf Kraͤhen-Huͤtten geſchoſſen, auch Winters-Zeit mit Bemſen gefangen: Es thun die Kraͤhen groſſen Schaden an dem jungen und zahmen Gefluͤgel, und deren Eyern; ja ich habe geſehen, daß zwey Kraͤhen einen alten Haaſen ge- ſtoſſen. Jn der Bruth-Zeit thun ſie groſſen Schaden mit Eyer-Ausſauffen. Sie gehen auch hinter dem Pflug her, umb in der friſchen Erde die Regen- Wuͤrme und Maden zu ſuchen, machen nebſt den Raben Geſellſchafft umb das Gerichte, auch bey denen Schind-An- ger und Luder-Plaͤtzen. Jhr Gehirn, friſch aufgeleget, dienet vor erfrohrene Glieder. Die Kraͤhen ſchreyen auch, wenn das Wetter ſich aͤndern will, oder ſie was mercken: Sind ſchlauhe Voͤgel. Von der Aelſter. Dieſes mag auch unter allen vor be- ſchriebenen Voͤgeln einer von denen ſchlimmſten und ſchaͤdlichſten mit ſeyn, weil ſie ſo wohl in Feldern dem kleinen Weydewerck, als auch in Hoͤffen und Gaͤrten denen Kuͤchlein und Eyern groſ- ſen Schaden thut. Darbey ſehr liſtig iſt, und ſich nicht leicht mit Schieſſen oder ſonſten beykommen laͤſſet. Es horſten die Aelſtern mehrentheils nahe an Doͤrf- fern und Staͤdten, damit ſie nicht weit zu denen Hoͤffen haben moͤgen. Son- derlich iſt zu mercken, daß ſie ihre Neſter oder Horſten oben mit Geniſte zuwoͤl- ben, damit ſie vor Wetter und Schloſ- ſen geſichert ſind; Auf der Seiten aber laſſen ſie ein rundtes Loch, daß ſie kaum hinein kommen koͤnnen, bey welchem Eingang der Land-Mann zu mercken pfleget, wo daſſelbe Jahr die meiſten Un- gewitter herkommen: Maaſſen ihnen die Natur lehren ſoll, daß ſie dieſen Ein- gang allzeit gegen uͤber machen. Sie lernen reden, ſo ihnen die Zunge geloͤ- ſet wird und man ſie von Jugend auff- erziehet, und pfleget dieſer Spitzbube ſo gut zu ſtehlen, als der Rabe, und ver- ſchleppet alles, was er antrifft, in die Winckel: Er iſt ein gelerniger Vogel, mit leichter Muͤh abzurichten, aber darbey leichtfertig, und ſehr vorwitzig. Es glau- ben einfaͤltige Leute, daß ſein Geſchrey fremde Gaͤſte anzeigen ſolle. Von dem Kuckkuck. Ob zwar dieſer ſeltſame und bey vielen vor einen Raub-Vogel geachtete Kuckkuck hieher nicht gehoͤret, anerwo- gen er nichts weniger, als ein Raub- Thier

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/274
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/274>, abgerufen am 18.04.2024.