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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Von denen wilden Thieren.
[Spaltenumbruch] Rarität allein unterhalten wird. Ein
solcher Vogel wird von einem besondern
Wärter mit klarer, langsamer und ver-
nehmlicher Stimme täglich abgerichtet.
Was man ihm nun vor Wörter aus-
zusprechen vorsaget, erlernet er mit al-
lem Fleiß. Sonst hat der Papagoy ein
gutes Gedächtniß und schwatzet gern mit
Kindern, weil er dieselben sonderlich lie-
bet: Jst listig und geschwinde und wird
das Lachen und Ruffen eines gewöhn-
lichen Namens von sich selbsten nachma-
chen: Besiehet sich gerne im Spiegel
und hat die Turtel-Tauben lieb; Man
kan ihn mit Wein frölich und truncken
machen: Er siehet gerne schöne Jungfrau-
en und Kinder, aber bärtigten rauch-
verwachsenen Männern ist er gram. Er
soll ein sehr hohes Alter erreichen und
offt über Menschen Gedencken leben: Er
hilfft sich mit dem Schnabel fort zu klet-
tern: Wann er lernen soll, muß man
seinen Keficht bedecken, ihm einen Spie-
gel auswärts hängen, darinn er sich be-
sehen kan, und muß ihm etliche Wort,
die er lernen soll, gegen den Abend,
wann er gessen hat, offt fürsagen, auch
Morgens wiederhohlen, so vermeynet
er, der Papagoy im Spiegel thue sol-
ches und befleißiget sich desto embsiger,
es nach zu tichten: Am besten geschiehet
dieses im duncklen; Eine Weibes- oder
Kinder-Stimme wird er ehe nachspre-
chen, als eines Mannes. Sie trincken
von Natur nicht, baden sich aber gerne
und ist ihnen sehr nutz, wann sie offt
mit Wein, klein eingesprühet, ge-
netzet und also befeuchtet werden,
ihnen den Staub und das Ungeziefer zu
vertreiben, sie bekommen davon sehr schö-
ne Federn, dann sie lieben die Sauber-
keit. Sonst haben sie leicht das Podagra
und muß der Boden ihres Hauses all-
zeit über den andern Tag heraus genom-
men, ein anderer sauberer hinein gethan,
abgeputzet und also offte umbgewechselt
werden. Jhre beste und gesündste Spei-
se ist Semmel zerbrockt, oder die Schmol-
len gantz davon, die muß in Wasser ge-
weicht, die übrige Feuchte wieder ausge-
druckt und also in ihre Müschlein täg-
lich geleget werden; theils weichen die
[Spaltenumbruch] Semmel auch in Wein oder Bier. Mich
hat aber ein Papagoy-Händler versichert,
daß ihnen das Wasser am gesündesten
und besten sey. Sonst können sie ohn
allen Tranck gesund und frisch leben.
Giebt man ihnen Wasser oder Wein, so
schledern und trincken sie wohl, ist ihnen
aber nicht gesund und bekommen davon
leicht den Durchfall: Sie fressen auch
sonst allerhand Obst, Kesten, Nüsse, Aepf-
fel, Mandeln, Zucker; Am besten und
unschädlichsten aber ist es ihnen, man
lasse sie bey Semmel und Wasser ver-
bleiben; Gesaltzene Speise ist ihnen sehr
schädlich und sollen sie davon verrecken.
Wann sie recht gehalten werden, leben
sie auff hundert und noch mehr Jahr.
Die weissen Papagoyen und die grauen
mit denen rothen Schweiffen sind geler-
niger, als die andern, wiewohl sich auch
unter denen grünen etliche gute befin-
den, etliche aber lernen nichts, schreyen
und kirren nur, daß einem die Ohren
weh thun. Die Sittich sind auch eine Art
von Papagoyen: Diese können nichts re-
den, lachen aber und pfeiffen, weinen
auch, der Gleichheit nach, wie die klei-
nen Kinder, wann sie kranck sind, oder
gestäupet werden: Sind nicht viel grös-
ser als eine Droßel, aber langschweif-
fig, gantz graßgrün und am Leibe etwas
lichter; Der Schnabel und die Füsse sind
röthlicht und Fleischfarb, sonderlich aus-
wärts, inwendig sind sie etwas dunckeler.
Das Männlein hat umb den Halß ein
gelb grünlicht Ringlein. Jhre Speise
ist, gleich denen Papagoyen, geweichte
Semmel und anderes Obst, auch Hanff
und Kerne vom wilden Saffran; Er
lebt zwölff biß funffzehen Jahr. So-
wohl der Papagoy, als der Sittich sind
eine Art fremder Spechte, weil sie, wie
diese, nur vier Zehen, vorne zwey und hin-
ten zwey haben; Die Füsse brauchen sie,
wie der Mensch seine Hände, und fres-
sen ihre Speise also, daß sie damit zu ih-
rem Schnabel langen. Wie ich es dann
vor meine Person vor eine Art Grünitze
halte, welche fast dergleichen Schnäbel,
grüne Farbe, und Geschrey haben, nur
daß sie dunckler, kleiner und hier gemei-
ner anzutreffen sind.

Vom Jndianischen Raben.
[Spaltenumbruch]

Ein noch anderer und grösserer Vo-
gel ist der Jndianische Rabe, welchen ich
[Spaltenumbruch] zu Dreßden in dem Königl. Löwen-Hau-
se oben in einer Cammer in einem eiser-

nen

Von denen wilden Thieren.
[Spaltenumbruch] Raritaͤt allein unterhalten wird. Ein
ſolcher Vogel wird von einem beſondern
Waͤrter mit klarer, langſamer und ver-
nehmlicher Stimme taͤglich abgerichtet.
Was man ihm nun vor Woͤrter aus-
zuſprechen vorſaget, erlernet er mit al-
lem Fleiß. Sonſt hat der Papagoy ein
gutes Gedaͤchtniß und ſchwatzet gern mit
Kindern, weil er dieſelben ſonderlich lie-
bet: Jſt liſtig und geſchwinde und wird
das Lachen und Ruffen eines gewoͤhn-
lichen Namens von ſich ſelbſten nachma-
chen: Beſiehet ſich gerne im Spiegel
und hat die Turtel-Tauben lieb; Man
kan ihn mit Wein froͤlich und truncken
machen: Er ſiehet gerne ſchoͤne Jungfrau-
en und Kinder, aber baͤrtigten rauch-
verwachſenen Maͤnnern iſt er gram. Er
ſoll ein ſehr hohes Alter erreichen und
offt uͤber Menſchen Gedencken leben: Er
hilfft ſich mit dem Schnabel fort zu klet-
tern: Wann er lernen ſoll, muß man
ſeinen Keficht bedecken, ihm einen Spie-
gel auswaͤrts haͤngen, darinn er ſich be-
ſehen kan, und muß ihm etliche Wort,
die er lernen ſoll, gegen den Abend,
wann er geſſen hat, offt fuͤrſagen, auch
Morgens wiederhohlen, ſo vermeynet
er, der Papagoy im Spiegel thue ſol-
ches und befleißiget ſich deſto embſiger,
es nach zu tichten: Am beſten geſchiehet
dieſes im duncklen; Eine Weibes- oder
Kinder-Stimme wird er ehe nachſpre-
chen, als eines Mannes. Sie trincken
von Natur nicht, baden ſich aber gerne
und iſt ihnen ſehr nutz, wann ſie offt
mit Wein, klein eingeſpruͤhet, ge-
netzet und alſo befeuchtet werden,
ihnen den Staub und das Ungeziefer zu
vertreiben, ſie bekommen davon ſehr ſchoͤ-
ne Federn, dann ſie lieben die Sauber-
keit. Sonſt haben ſie leicht das Podagra
und muß der Boden ihres Hauſes all-
zeit uͤber den andern Tag heraus genom-
men, ein anderer ſauberer hinein gethan,
abgeputzet und alſo offte umbgewechſelt
werden. Jhre beſte und geſuͤndſte Spei-
ſe iſt Semmel zerbrockt, oder die Schmol-
len gantz davon, die muß in Waſſer ge-
weicht, die uͤbrige Feuchte wieder ausge-
druckt und alſo in ihre Muͤſchlein taͤg-
lich geleget werden; theils weichen die
[Spaltenumbruch] Semmel auch in Wein oder Bier. Mich
hat abeꝛ ein Papagoy-Haͤndler verſichert,
daß ihnen das Waſſer am geſuͤndeſten
und beſten ſey. Sonſt koͤnnen ſie ohn
allen Tranck geſund und friſch leben.
Giebt man ihnen Waſſer oder Wein, ſo
ſchledern und trincken ſie wohl, iſt ihnen
aber nicht geſund und bekommen davon
leicht den Durchfall: Sie freſſen auch
ſonſt allerhand Obſt, Keſten, Nuͤſſe, Aepf-
fel, Mandeln, Zucker; Am beſten und
unſchaͤdlichſten aber iſt es ihnen, man
laſſe ſie bey Semmel und Waſſer ver-
bleiben; Geſaltzene Speiſe iſt ihnen ſehr
ſchaͤdlich und ſollen ſie davon verrecken.
Wann ſie recht gehalten werden, leben
ſie auff hundert und noch mehr Jahr.
Die weiſſen Papagoyen und die grauen
mit denen rothen Schweiffen ſind geler-
niger, als die andern, wiewohl ſich auch
unter denen gruͤnen etliche gute befin-
den, etliche aber lernen nichts, ſchreyen
und kirren nur, daß einem die Ohren
weh thun. Die Sittich ſind auch eine Art
von Papagoyen: Dieſe koͤnnen nichts re-
den, lachen aber und pfeiffen, weinen
auch, der Gleichheit nach, wie die klei-
nen Kinder, wann ſie kranck ſind, oder
geſtaͤupet werden: Sind nicht viel groͤſ-
ſer als eine Droßel, aber langſchweif-
fig, gantz graßgruͤn und am Leibe etwas
lichter; Der Schnabel und die Fuͤſſe ſind
roͤthlicht und Fleiſchfarb, ſonderlich aus-
waͤrts, inwendig ſind ſie etwas dunckeler.
Das Maͤnnlein hat umb den Halß ein
gelb gruͤnlicht Ringlein. Jhre Speiſe
iſt, gleich denen Papagoyen, geweichte
Semmel und anderes Obſt, auch Hanff
und Kerne vom wilden Saffran; Er
lebt zwoͤlff biß funffzehen Jahr. So-
wohl der Papagoy, als der Sittich ſind
eine Art fremder Spechte, weil ſie, wie
dieſe, nur vier Zehen, vorne zwey und hin-
ten zwey haben; Die Fuͤſſe brauchen ſie,
wie der Menſch ſeine Haͤnde, und freſ-
ſen ihre Speiſe alſo, daß ſie damit zu ih-
rem Schnabel langen. Wie ich es dann
vor meine Perſon vor eine Art Gruͤnitze
halte, welche faſt dergleichen Schnaͤbel,
gruͤne Farbe, und Geſchrey haben, nur
daß ſie dunckler, kleiner und hier gemei-
ner anzutreffen ſind.

Vom Jndianiſchen Raben.
[Spaltenumbruch]

Ein noch anderer und groͤſſerer Vo-
gel iſt der Jndianiſche Rabe, welchen ich
[Spaltenumbruch] zu Dreßden in dem Koͤnigl. Loͤwen-Hau-
ſe oben in einer Cammer in einem eiſer-

nen
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[159/0277] Von denen wilden Thieren. Raritaͤt allein unterhalten wird. Ein ſolcher Vogel wird von einem beſondern Waͤrter mit klarer, langſamer und ver- nehmlicher Stimme taͤglich abgerichtet. Was man ihm nun vor Woͤrter aus- zuſprechen vorſaget, erlernet er mit al- lem Fleiß. Sonſt hat der Papagoy ein gutes Gedaͤchtniß und ſchwatzet gern mit Kindern, weil er dieſelben ſonderlich lie- bet: Jſt liſtig und geſchwinde und wird das Lachen und Ruffen eines gewoͤhn- lichen Namens von ſich ſelbſten nachma- chen: Beſiehet ſich gerne im Spiegel und hat die Turtel-Tauben lieb; Man kan ihn mit Wein froͤlich und truncken machen: Er ſiehet gerne ſchoͤne Jungfrau- en und Kinder, aber baͤrtigten rauch- verwachſenen Maͤnnern iſt er gram. Er ſoll ein ſehr hohes Alter erreichen und offt uͤber Menſchen Gedencken leben: Er hilfft ſich mit dem Schnabel fort zu klet- tern: Wann er lernen ſoll, muß man ſeinen Keficht bedecken, ihm einen Spie- gel auswaͤrts haͤngen, darinn er ſich be- ſehen kan, und muß ihm etliche Wort, die er lernen ſoll, gegen den Abend, wann er geſſen hat, offt fuͤrſagen, auch Morgens wiederhohlen, ſo vermeynet er, der Papagoy im Spiegel thue ſol- ches und befleißiget ſich deſto embſiger, es nach zu tichten: Am beſten geſchiehet dieſes im duncklen; Eine Weibes- oder Kinder-Stimme wird er ehe nachſpre- chen, als eines Mannes. Sie trincken von Natur nicht, baden ſich aber gerne und iſt ihnen ſehr nutz, wann ſie offt mit Wein, klein eingeſpruͤhet, ge- netzet und alſo befeuchtet werden, ihnen den Staub und das Ungeziefer zu vertreiben, ſie bekommen davon ſehr ſchoͤ- ne Federn, dann ſie lieben die Sauber- keit. Sonſt haben ſie leicht das Podagra und muß der Boden ihres Hauſes all- zeit uͤber den andern Tag heraus genom- men, ein anderer ſauberer hinein gethan, abgeputzet und alſo offte umbgewechſelt werden. Jhre beſte und geſuͤndſte Spei- ſe iſt Semmel zerbrockt, oder die Schmol- len gantz davon, die muß in Waſſer ge- weicht, die uͤbrige Feuchte wieder ausge- druckt und alſo in ihre Muͤſchlein taͤg- lich geleget werden; theils weichen die Semmel auch in Wein oder Bier. Mich hat abeꝛ ein Papagoy-Haͤndler verſichert, daß ihnen das Waſſer am geſuͤndeſten und beſten ſey. Sonſt koͤnnen ſie ohn allen Tranck geſund und friſch leben. Giebt man ihnen Waſſer oder Wein, ſo ſchledern und trincken ſie wohl, iſt ihnen aber nicht geſund und bekommen davon leicht den Durchfall: Sie freſſen auch ſonſt allerhand Obſt, Keſten, Nuͤſſe, Aepf- fel, Mandeln, Zucker; Am beſten und unſchaͤdlichſten aber iſt es ihnen, man laſſe ſie bey Semmel und Waſſer ver- bleiben; Geſaltzene Speiſe iſt ihnen ſehr ſchaͤdlich und ſollen ſie davon verrecken. Wann ſie recht gehalten werden, leben ſie auff hundert und noch mehr Jahr. Die weiſſen Papagoyen und die grauen mit denen rothen Schweiffen ſind geler- niger, als die andern, wiewohl ſich auch unter denen gruͤnen etliche gute befin- den, etliche aber lernen nichts, ſchreyen und kirren nur, daß einem die Ohren weh thun. Die Sittich ſind auch eine Art von Papagoyen: Dieſe koͤnnen nichts re- den, lachen aber und pfeiffen, weinen auch, der Gleichheit nach, wie die klei- nen Kinder, wann ſie kranck ſind, oder geſtaͤupet werden: Sind nicht viel groͤſ- ſer als eine Droßel, aber langſchweif- fig, gantz graßgruͤn und am Leibe etwas lichter; Der Schnabel und die Fuͤſſe ſind roͤthlicht und Fleiſchfarb, ſonderlich aus- waͤrts, inwendig ſind ſie etwas dunckeler. Das Maͤnnlein hat umb den Halß ein gelb gruͤnlicht Ringlein. Jhre Speiſe iſt, gleich denen Papagoyen, geweichte Semmel und anderes Obſt, auch Hanff und Kerne vom wilden Saffran; Er lebt zwoͤlff biß funffzehen Jahr. So- wohl der Papagoy, als der Sittich ſind eine Art fremder Spechte, weil ſie, wie dieſe, nur vier Zehen, vorne zwey und hin- ten zwey haben; Die Fuͤſſe brauchen ſie, wie der Menſch ſeine Haͤnde, und freſ- ſen ihre Speiſe alſo, daß ſie damit zu ih- rem Schnabel langen. Wie ich es dann vor meine Perſon vor eine Art Gruͤnitze halte, welche faſt dergleichen Schnaͤbel, gruͤne Farbe, und Geſchrey haben, nur daß ſie dunckler, kleiner und hier gemei- ner anzutreffen ſind. Vom Jndianiſchen Raben. Ein noch anderer und groͤſſerer Vo- gel iſt der Jndianiſche Rabe, welchen ich zu Dreßden in dem Koͤnigl. Loͤwen-Hau- ſe oben in einer Cammer in einem eiſer- nen

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/277>, abgerufen am 19.04.2024.